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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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denken und deren Spiel nach deren Regeln zu spielen. Die halluzinatorische Weltsicht der Militärs war allerdings entsetzlich ansteckend, wenn man in sie so eingetaucht war wie jetzt Cordelia. Wie lange kann ich Wassertreten?
    Kly führte sie weitere zwei Stunden durch die Nacht, wobei er ungewohnte Pfade einschlug. In der tiefen Dunkelheit vor 613
    der Morgendämmerung kamen sie zu einer Hütte oder einem
    Haus. Es schien ähnlich gebaut wie Klys Heim, aber
    ausgedehnter, mit angebauten Zimmern und daran wiederum
    anderen angebauten Räumen. Das Licht einer winzigen
    Flamme, von einer Art selbstgefertigter Talgkerze, leuchtete in einem der Fenster.
    Eine alte Frau in einem Nachtgewand und einer Jacke, ihr
    graues Haar zu einem Zopf geflochten, kam zur Tür und
    winkte sie herein. Ein alter Mann – der allerdings jünger war als Kly – nahm das Pferd und führte es zu einem Stall. Kly schickte sich an, mit ihm zu gehen.
    »Ist es hier sicher?«, fragte Cordelia benommen. Wo sind wir hier?
    Kly hob die Schultern. »Das Haus hier wurde vorgestern
    durchsucht. Bevor ich nach meinem Schwiegerneffen schickte.
    Man hat es als sauber abgehakt.«
    Die alte Frau schnaubte verächtlich, in ihren Augen standen düstere Erinnerungen.
    »Mit den Höhlen und all den noch nicht überprüften
    Gehöften und dem See, da wird es eine Weile dauern, bis sie wieder hierher kommen, um ein zweites Mal zu prüfen. Sie suchen immer noch auf dem Grund des Sees, wie ich erfahren habe, sie haben alles mögliche Gerät eingeflogen. Hier ist es so sicher wie nur irgendwo.« Kly ging, um nach seinem Pferd zu schauen.
    Das bedeutete, so unsicher wie überall Bothari zog schon
    seine Stiefel aus. Seine Füße mussten übel dran sein. Ihre Füße sahen grässlich aus, ihre dünnen Schuhe waren zerrissen, und von Gregors Lumpenschuhen war nicht mehr viel übrig. Sie hatte sich noch nie so nahe am Ende aller Kraft gefühlt, müde bis auf die Knochen, todmüde, obwohl sie früher schon viel längere Strecken zu Fuß gewandert war. Es war, als hätte ihre abgebrochene Schwangerschaft das Leben selbst aus ihr 614
    herausgesogen, um es an jemanden anderen weiterzugeben. Sie ließ sich ins Haus führen, mit Brot und Käse und Milch abfüttern und dann in einem kleinen Nebenraum zu Bett bringen, auf eine schmale Liege, nachdem sie Gregor auf einer anderen niedergelegt hatten. Sie würde heute Nacht an Sicherheit glauben, so wie die barrayaranischen Kinder an Väterchen Frost beim Winterfest glaubten: Es war wahr, weil sie verzweifelt wünschte, es sollte wahr sein.
    Am nächsten Tag tauchte ein zerlumpter Junge von etwa
    zehn Jahren aus den Wäldern auf, der auf Klys Fuchs ohne
    Sattel ritt, mit einem Seil als Halfter. Kly hieß Cordelia, Gregor und Bothari sich im Verborgenen halten, während er den Jungen mit ein paar Münzen belohnte und Sonia, Klys Nichte, packte ihm ein paar süße Kuchen ein und schickte ihn auf den Heimweg. Gregor spitzte sehnsüchtig an einer Gardine vorbei durchs Fenster, als das Kind wieder verschwand.
    »Ich habe nicht gewagt, selber zu gehen«, erklärte Kly
    Cordelia. »Vordarian hat jetzt schon drei Züge Soldaten dort oben.« Er stellte sich innerlich etwas vor und brach in prustendes Gekicher aus. »Aber der Junge weiß nichts, außen dass der alte Postbote krank war und sein Ersatzpferd brauchte.«
    »Die haben doch nicht etwa Schnell-Penta bei dem Kind
    angewendet, oder?«
    »0 doch.«
    »Wie können die es nur wagen!«
    Kly presste seine schwarz gefleckten Lippen zusammen, aus
    Mitempfinden für ihre Empörung. »Wenn er Gregor nicht zu
    fassen bekommt, dann ist Vordarians Putsch wahrscheinlich
    zum Scheitern verurteilt. Und das weiß er. Es gibt nur wenig, was er jetzt, bei diesem Stand der Dinge, nicht wagen würde.«
    Er hielt kurz inne. »Sie können froh sein, dass Schnell-Penta die Folter ersetzt hat, oder?«
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    Klys Schwiegerneffe half ihm, den Fuchs zu satteln und die Postsäcke festzuschnallen. Der Postbote schob seinen Hut zurecht und stieg auf das Pferd.
    »Wenn ich meinen Zeitplan nicht einhalte, dann wird es für den General fast unmöglich sein, Kontakt mit mir
    aufzunehmen«, erklärte er. »Ich muss los, ich bin schon spät dran. Ich komme wieder zurück. Sie und der Junge sollen drinnen bleiben, außer Sicht, so viel Sie nur können, Mylady.«
    Er wendete sein Pferd in Richtung auf die Wälder, die ihr Laub schon abgeworfen hatten. Das Tier verschwand schnell im rotbraunen Gebüsch.
    Cordelia fand Klys

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