Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Kly ein.
»Es sind immer noch zweihundert Mann dort oben. Aber
sobald sie es geschafft haben, einander wiederzufinden, werden sie meiner Einschätzung nach dort oben abziehen. Wie ich erfahren habe, haben sie es aufgegeben, Sie dort drinnen zu finden, Mylady. Morgen, Majestät«, Kly blickte zu Gregor hinunter und sprach ihn direkt an, »wird Gefolgsmann
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Esterhazy Sie an einen neuen Ort bringen, der ganz wie dieser hier aussieht. Sie werden für eine Weile einen neuen Namen haben, zum Schutz. Und Gefolgsmann Esterhazy wird so tun, als sei er Ihr Vater. Glauben Sie, dass Sie das mitmachen können?«
Gregors Hand griff nach Cordelias Rock. »Wird Lady
Vorkosigan so tun, als sei sie meine Mama?«
»Wir werden Lady Vorkosigan wieder zu Graf Vorkosigan
bringen, zum Raumhafen Basis Tanery.« Auf Gregors
erschreckten Blick fügte Kly hinzu:
»Dort, wo Sie hingehen, gibt es ein Pony. Und Ziegen. Die
Dame dort kann Ihnen beibringen, wie man die Ziegen melkt.«
Gregor schaute unsicher drein, aber er machte keine weiteren Schwierigkeiten, allerdings schien er am nächsten Morgen, als er hinter Esterhazy auf das struppige Pferd gesetzt wurde, den Tränen sehr nahe zu sein. Cordelia sagte besorgt: »Passen Sie gut auf ihn auf, Gefolgsmann!« Esterhazy blickte sie eindringlich an. »Er ist mein Kaiser, Mylady. Ich bin durch meinen Eid an ihn gebunden.«
»Er ist auch ein kleiner Junge, Gefolgsmann. Kaiser – das ist ein Wahn, den ihr alle in euren Köpfen habt. Passen Sie für Piotr auf den Kaiser auf, ja, aber passen Sie für mich auf diesen Jungen auf, einverstanden?«
Esterhazy begegnete ihrem Blick. Seine Stimme wurde
weicher. »Mein kleiner Sohn ist vier Jahre alt, Mylady.«
Er hatte also verstanden. Cordelia schluckte erleichtert und bekümmert zugleich. »Haben Sie … irgendetwas aus der Hauptstadt gehört? Über Ihre Familie?«
»Noch nicht«, sagte Esterhazy düster. »Ich werde meine
Ohren offen halten. Ich tue, was ich kann.«
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»Ich danke Ihnen.« Er nickte ihr zu, nicht wie ein
Gefolgsmann seiner Herrin, sondern wie ein Vater einer
anderen Mutter. Kein weiteres Wort schien notwendig.
Bothari war außer Hörweite, er war in die Hütte
zurückgegangen, um ihre wenigen Sachen zusammenzupacken.
Cordelia trat an Klys Steigbügel heran, als Kly gerade ansetzte, sein schwarz-weißes Pferd zu wenden und Esterhazy und Gregor auf ihrem Weg voranzureiten. »Major, Sonia hat ein Gerücht aufgeschnappt, dass Vordarians Truppen Frau Hysopi mitgenommen haben. Bothari hatte sie dafür engagiert, seine kleine Tochter großzuziehen. Wissen Sie, ob sie auch Elena, das Baby, mitgenommen haben?«
Kly sagte leise: »Es war anders herum, soweit ich weiß. Sie kamen wegen dem Baby, Karla Hysopi schlug einen
Mordskrach, also nahmen sie sie auch mit, obwohl sie nicht auf der Liste stand.«
»Wissen Sie, wohin?«
Er schüttelte den Kopf. »Irgendwohin in Vorbarr Sultana.
Vielleicht weiß der Nachrichtendienst Ihres Mannes jetzt schon Genaueres.«
»Haben Sie das schon dem Sergeanten gesagt?«
»Sein Kamerad hat es ihm gestern Abend gesagt.«
»Aha.«
Als sie fortritten, blickte Gregor über seine Schulter, zu ihr zurück, bis sie hinter den Baumstämmen verschwunden waren.
Drei Tage lang führte Klys Neffe sie durch die Berge; Bothari ging zu Fuß und führte Cordelia auf einem kleinen, knochigen Pferd aus den Bergen, dem man ein Schaffell auf den Rücken gegurtet hatte. Am dritten Nachmittag kamen sie zu einer Hütte, in der ein magerer Bursche hauste, der sie zu einem Schuppen führte, wo – Wunder über Wunder! – ein klappriger 620
Leichtflieger versteckt war. Er lud Cordelia und sechs Krüge mit Ahornsirup auf den Rücksitz. Bothari schüttelte
schweigend die Hand von Klys Neffen; der stieg dann auf das kleine Pferd und verschwand in die Wälder.
Unter Botharis aufmerksamem Blick brachte der magere
Bursche sein Vehikel in die Luft. Sie streiften Baumwipfel und folgten den Schluchten und Bergkämmen hinauf über das schneebedeckte Rückgrat der Berge und dann auf der anderen Seite hinab, hinaus aus Vorkosigans Distrikt. Um die Abenddämmerung kamen sie zu einem kleinen Marktflecken.
Der junge Mann landete seinen Flieger in einer Seitenstraße.
Cordelia und Bothari halfen ihm, sein gluckerndes Erzeugnis zu einem kleinen Lebensmittelladen zu bringen, wo er den Sirup gegen Kaffee, Mehl, Seife und Stromzellen eintauschte.
Als sie zu seinem Leichtflieger zurückkehrten, fanden sie
einen
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