Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Quetschwunde und
geschwollenen Lippen, die in einem stereotypen, von Schnell-Penta verursachten Lächeln verzogen waren. Das Lächeln
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wechselte sich mit einem Ausdruck der Angst ab, und sein
Gekicher ging über in würgendes Stöhnen.
Schwarz gekleidete Sicherheitsleute brachten eine Frau
durch die Gasthaustür auf die Straße. Die Aufmerksamkeit des Sicherheitsteams wurde auf sie gelenkt, ebenso die
Aufmerksamkeit von Cordelia und Bothari.
Alys Vorpatril trug nur ein Nachthemd und einen
Morgenmantel, ihre nackten Füße steckten in flachen Schuhen.
Ihr dunkles Haar war lose und umfloss wild ihr weißes Gesicht.
Sie sah aus wie eine schöne Wahnsinnige. Sie war tatsächlich auffallend schwanger; der schwarze Morgenmantel öffnete sich um ihren Bauch, der das weiße Nachtgewand dehnte. Der Sicherheitsmann, der sie abführte, hatte ihr die Arme hinter dem Rücken gefesselt; mit gespreizten Beinen versuchte sie die Balance zu halten gegen sein rückwärtiges Ziehen.
Der Wachkommandant, ein Oberst, überprüfte ein
Reportpaneel. »Das war's dann. Der Graf und sein Erbe.« Sein Blick fixierte Alys Vorpatrils Unterleib; er schüttelte den Kopf, als müsste er ihn von etwas freimachen, und sprach in sein KomLink: »Zieht euch zurück, Jungs, wir haben hier alles erledigt.«
»Was, zum Teufel, sollen wir hiermit tun, Herr Oberst?«,
fragte sein Leutnant unsicher. In seiner Stimme mischten sich Faszination und Bestürzung, als er zu Lady Vorpatril
hinüberging und ihr Nachthemd in die Höhe hob. Sie hatte in den letzten zwei Monaten zugenommen, ihr Kinn und ihre
Brüste hatten sich gerundet, die Schenkel waren kräftiger
geworden, der Bauch gepolstert. Er stieß einen neugierigen Finger tief in das weiche, weiße Fleisch. Sie stand schweigend und zitternd da, das Gesicht entflammt vor Empörung über seine Dreistigkeit; in den dunklen Augen glitzerten Tränen der Angst. »Unser Befehl lautet, den Graf und den Erben zu töten.
Er sagt nichts über sie. Sollen wir herumsitzen und warten? Sie quetschen? Oder aufschneiden? Oder«, seine Stimme nahm
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einen Ton an, als wollte er seinen Vorgesetzten zu etwas
überreden, »sie vielleicht einfach ins Hauptquartier
mitnehmen?«
Der Wächter, der sie von hinten hielt, grinste und stieß seine Hüften gegen ihr Gesäß, eine unmissverständliche Nachäffung.
»Wir müssen sie nicht sofort dorthin bringen, nicht wahr? Ich meine, das hier ist Vor-Fleisch. Was für eine Chance.«
Der Oberst schaute ihn an und spuckte angewidert aus.
»Korporal, Sie sind pervers.«
Cordelia erkannte mit einem Schock, dass Botharis
Aufmerksamkeit nicht mehr nur aus taktischen Gründen auf
diese Szene fixiert war. Er war zutiefst erregt. Seine Augen schienen glasig zu werden, während sie ihn beobachtete; seine Lippen öffneten sich.
Der Oberst steckte sein KomLink in die Tasche und zog
seinen Nervendisruptor. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Wir machen das schnell und sauber. Treten Sie zur Seite,
Korporal.«
Ein seltsames Mitleid…
Der Korporal stieß fachkundig gegen Alys' Knie, schubste
sie zu Boden und trat zurück. Alys warf ihre Hände dem
Pflaster entgegen, jedoch zu spät, um das harte Aufklatschen ihres dicken Bauches zu verhindern. Padma Vorpatril stöhnte, obwohl sein Bewusstsein durch Schnell-Penta umnebelt war.
Der Oberst hob seinen Nervendisruptor und zögerte, als sei er unsicher, ob er auf ihren Kopf oder ihren Rumpf zielen sollte.
»Töten Sie die Kerle!*, zischte Cordelia in Botharis Ohr, riss ihren Betäuber heraus und feuerte.
Bothari wurde nicht nur plötzlich hellwach, sondern auch zu einer Art Berserker; der Schuss seines Nervendisruptors traf den Oberst im selben Moment wie der Strahl von Cordelias Betäuber, obwohl sie zuerst gezogen hatte. Dann bewegte er sich, ein dunkler Schatten, der hinter eines der geparkten 693
Fahrzeuge sprang. Er gab Schuss um Schuss ab, deren blaues Knistern die Luft elektrifizierte; zwei weitere Wachen fielen, während die übrigen hinter ihren Bodenwagen in Deckung gingen.
Alys Vorpatril rollte sich auf dem Pflaster zu einer Kugel zusammen und versuchte, mit Armen und Beinen ihren
Unterleib zu schützen. Padma Vorpatril, berauscht vom Penta, torkelte verwirrt in ihre Richtung, mit ausgestreckten Armen, anscheinend mit der Absicht, sie zu schützen. Der Leutnant, der sich auf dem Pflaster in Deckung wälzte, hielt einen Augenblick inne, um mit seinem Nervendisruptor auf den Verwirrten zu zielen.
Das
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