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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Thronprätendent dauerte etwas weniger als dreißig Stunden. In einem östlichen Küstendistrikt, der einem von Vordarians Verbündeten gehörte, beging der Graf nach der Eroberung Selbstmord. In dem Chaos rief eine Anti-Vor-Gruppe die Republik aus. Der neue Graf, ein Infanterieoberst aus einer Nebenlinie der Familie, der nie erwartet hatte, dass ihm eine solche Ehre zufiele, erhob sofort wirksame Einwände gegen diesen heftigen Schwenk ins allzu Progressive. Vorkosigan überließ es ihm und seiner Distriktsmiliz und reservierte die kaiserlichen Truppen für ›nicht distriktsinterne Angelegenheiten‹
    »Du kannst nicht auf halbem Wege Halt machen«, murmelte
    Piotr Unheil witternd ob solchen Taktgefühls.
    »Einen Schritt nach dem anderen«, erwiderte Vorkosigan
    grimmig, »so kann ich die ganze Welt umrunden. Schau mir
    nur zu.« Am fünften Tag wurde Gregor zurück in die
    Hauptstadt gebracht. Vorkosigan und Cordelia nahmen es
    beide zusammen auf sich, ihm von Kareens Tod zu erzählen.
    Er weinte verwirrt. Als er wieder ruhig war, wurde er in einem Bodenwagen mit einem durchsichtigen Schutzschirm zu einer Truppenbesichtigung gefahren; tatsächlich besichtigten die Truppen ihn, damit er lebendig gesehen wurde und so schließlich Vordarians Gerüchte über seinen Tod zerstreute.
    Cordelia fuhr mit ihm. Seine stille Verstörtheit tat ihr im Herzen weh, aber es war ihrer Meinung nach so besser, als wenn man zuerst vor ihm paradiert und dann erst über Kareen erzählt hätte. Wenn sie in diesem Falle es hätte ertragen müssen, dass er während der ganzen Fahrt immer wieder
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    gefragt hätte, wann er denn seine Mutter wieder sehen könnte, dann wäre sie am Ende selbst zusammengebrochen.
    Kareens Bestattung war öffentlich, allerdings viel weniger zeremoniell, als sie unter weniger chaotischen Umständen
    stattgefunden hätte. Zum zweiten Mal in einem Jahr musste
    Gregor ein Opferfeuer entzünden. Vorkosigan bat Cordelia,
    Gregors Hand mit der Fackel zu führen. Dieser Teil der
    Trauerzeremonie erschien ihr fast überflüssig nach dem, was sie der Residenz angetan hatte. Cordelia warf eine üppige Locke ihres eigenen Haars in das Feuer. Gregor klammerte sich eng an sie.
    »Werden die mich auch umbringen?«, flüsterte er ihr zu. Er klang dabei nicht geängstigt, sondern nur auf morbide Weise neugierig. Vater, Großvater, Mutter – alle in einem Jahr gestorben: Kein Wunder, dass er sich als Ziel fühlte, obwohl in seinem Alter sein Verständnis für den Tod noch konfus war.
    »Nein«, sagte sie entschlossen. Ihr Arm fasste kräftiger um seine Schulter. »Ich werde sie nicht lassen.« Gott helfe ihr; diese unbegründete Zusicherung schien ihn wirklich zu trösten.
    Ich werde für deinen Sohn sorgen, Kareen, dachte Cordelia, als die Flammen emporloderten. Dieser Schwur war teurer als alle Geschenke, die da verbrannt wurden, denn er band ihr Leben untrennbar an Barrayar. Aber die Hitze auf ihrem Gesicht milderte ein wenig den Schmerz in ihrem Kopf.
    Cordelias Seele fühlte sich wie eine erschöpfte Schnecke, in einer Schale aus gläserner Benommenheit. Sie bewegte sich wie ein Automat durch den Rest der Zeremonie, obwohl es blitzartige Augenblicke der Klarheit gab, wenn ihre Umgebung überhaupt keinen Sinn machte. Die versammelten
    barrayaranischen Vor reagierten auf sie mit einer starren, tiefen Förmlichkeit. Sie halten mich sicher für verrückt und gefährlich, eine Wahnsinnige, die von allzu nachsichtigen Verwandten aus der Dachkammer gelassen wurde. Schließlich 761
    dämmerte es ihr dass die übertriebenen Höflichkeiten der Vor Respekt bedeuteten.
    Es machte sie wütend. Kareens ganze Tapferkeit des
    Erduldens hatte ihr nichts gebracht. Lady Vorpatrils tapfere und blutige Entbindung wurde für selbstverständlich
    genommen, aber wenn man irgendeinem Idioten den Kopf
    abschlägt, dann war man wirklich jemand – bei Gott!
    Aral brauchte, als sie zu seinem Quartier zurückgekehrt
    waren, eine Stunde, um sie zu beruhigen, und dann hatte sie einen Weinkrampf. Er hielt es aus.
    »Wirst du davon Gebrauch machen?«, fragte sie, als die pure Müdigkeit sie wieder zu einem Anschein von Gefasstheit
    brachte. »Von diesem, diesem … meinem erstaunlichen neuen
    Status?« Wie sie das Wort verabscheute, das in ihrem Mund so sauer schmeckte.
    »Ich werde alles gebrauchen«, versprach er ruhig, »wenn es mir helfen wird, in fünfzehn Jahren Gregor als geistig
    gesunden und fähigen Mann auf den Thron zu bringen, der eine

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