Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
sind?«
»Nicht in diesem Zusammenhang.«
»Ich …Sie haben mich aus der Fassung gebracht«
»Nicht Sie beleidigt?«
»Nein, natürlich nicht.«
Er entspannte sich ganz leicht. »Sie müssen natürlich nicht jetzt sofort Ja oder Nein sagen. Es wird Monate dauern, bis wir zu Hause sind. Aber ich wollte nicht, dass Sie denken – es macht die Dinge etwas peinlich, da Sie meine Gefangene sind.
Ich wollte nicht, dass Sie denken, ich wollte Sie demütigen.«
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»Überhaupt nicht«, sagte sie matt.
»Es gibt noch ein paar andere Dinge, die ich Ihnen sagen
sollte«, fuhr er fort. Seine Aufmerksamkeit war anscheinend wieder von seinen Stiefeln gefesselt. »Es wäre kein einfaches Leben. Seit ich Ihnen begegnet bin, habe ich darüber nachgedacht, dass eine Karriere, die sich damit beschäftigt, hinter dem Versagen der Politik aufzuräumen, wie Sie es formulierten, vielleicht alles in allem doch nicht die höchste Ehre bringt. Vielleicht sollte ich versuchen, das Versagen an seiner Wurzel zu verhindern. Das wäre gefährlicher als der Soldatenberuf – Risiken von Verrat, falschen Beschuldigungen, Attentaten, vielleicht sogar Exil, Armut, Tod. Faule Kompromisse mit schlimmen Menschen um eines bescheidenen guten Ergebnisses willen, und nicht einmal das wäre garantiert Kein gutes Leben, aber wenn man Kinder hätte – besser ich als sie.«
»Sie verstehen es wirklich, einem Mädchen eine rosige
Zukunft auszumalen«, sagte sie hilflos, rieb sich das Kinn und lächelte.
Vorkosigan blickte auf, seiner Hoffnung nicht sicher.
»Wie startet man eine politische Karriere auf Barrayar?«,
tastete Cordelia sich vorsichtig vor. »Ich nehme an, Sie denken daran, in die Fußstapfen Ihres Großvaters Prinz Xav zu treten, aber wie bekommen Sie ein Amt ohne den Vorzug, ein kaiserlicher Prinz zu sein?«
»Es gibt drei Möglichkeiten: kaiserliche Ernennung, Erbe,
Aufstieg in der Hierarchie. Der Ministerrat bekommt seine
besten Männer mit der dritten Methode. Das ist seine große Stärke, aber mir ist sie verschlossen. Der Rat der Grafen bekommt seine durch Erbfolge. Das ist mein sicherster Weg, aber da muss ich auf den Tod meines Vaters warten, und das kann lange dauern. Der Rat der Grafen ist sowieso eine zum Aussterben verurteilte Körperschaft, heimgesucht vom 113
engstirnigsten Konservativismus und voll gestopft mit alten Fossilien, die sich nur damit beschäftigen, ihre Privilegien zu verteidigen. Ich bin mir nicht sicher, ob man auf lange Sicht überhaupt etwas mit den Grafen anfangen kann. Vielleicht sollte man ihnen endlich erlauben, aufs Altenteil abzuwackeln.
– Bitte, zitieren Sie diesen Ausspruch nicht«, fügte er hinzu.
»Das ist eine äußerst seltsame Regierungskonstruktion.«
»Da wurde nichts konstruiert. Das hat sich so entwickelt.«
»Vielleicht brauchen Sie eine verfassungsgebende
Versammlung.«
»Sie sprechen wie eine wahre Betanerin. Na ja, vielleicht
brauchen wir eine, obwohl das in unserem Zusammenhang
eher nach einem Rezept für Bürgerkrieg klingt. Bleibt also noch die kaiserliche Ernennung übrig. Da geht es schnell, aber mein Sturz könnte so plötzlich und spektakulär sein wie mein Aufstieg, falls ich den alten Mann beleidigen sollte oder falls er stirbt.« Seine Augen leuchteten kämpferisch, als er sprach, in seinen Gedanken schon bei Plänen. »Mein einziger Vorteil bei ihm ist, dass er ein offenes Wort schätzt. Ich weiß nicht, wie er auf den Geschmack gekommen ist, weil er ja nicht viel davon bekommt.
Wissen Sie, ich denke, Sie würden die Politik mögen,
zumindest auf Barrayar. Vielleicht weil es dem so ähnlich ist, was wir anderswo Krieg nennen.
Es gibt allerdings ein unmittelbareres Problem, in Bezug auf Ihr Schiff und einige andere Angelegenheiten…«, er verlor an Schwung und hielt inne. »Vielleicht – vielleicht ist es unlösbar.
Es ist vielleicht wirklich voreilig von mir, über Heirat zu reden, bevor ich weiß, wie das ausgeht. Aber ich konnte nicht zulassen, dass Sie weiter denken… – was haben Sie überhaupt gedacht?«
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Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich das jetzt sagen will. Eines Tages werde ich es Ihnen sagen. Ich glaube nicht, dass es Ihnen missfallen wird.«
Er akzeptierte das mit einem leichten, hoffnungsvollen
Nicken und fuhr fort: »Ihr Schiff…«
Sie runzelte beunruhigt die Stirn. »Sie werden doch nicht
etwa in Schwierigkeiten geraten, weil mein Schiff
davongekommen ist, oder?«
»Das war genau die Situation, die wir
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