Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Kampfaufstellung 156
forderte. Irgendetwas war falsch, falsch, schrecklich falsch. Er war einen Kopf größer als Vorrutyer, aber er schien vor seinem Herrn unterwürfig zu kriechen. Sein Rückgrat war vor Spannung gebeugt, während er finster auf den Admiral herabblickte. War der etwa sein – Folterer? Was, fragte sich Cordelia, mochte ein Seelenschänder wie Vorrutyer machen mit dem Rohmaterial, das sich in Bothari anbot? 0 Gott, Vorrutyer. bilden Sie sich in Ihrer unmoralischen, protzigen Verrücktheit, in Ihrer monströsen Eitelkeit ein, dass Sie diesen Elementargeist beherrschen? Und Sie wagen es, mit diesem düsteren Wahnsinn in seinen Augen Ihr Spiel zu treiben? ihre Gedanken hielten Schritt mit ihrem rasenden Puls. Es gibt zwei Opfer in diesem Raum. Es gibt zwei Opfer in diesem Raum. Es gibt zwei…
»Da, schauen Sie, Sergeant.« Vorrutyer zeigte mit dem
Daumen über seine Schulter auf Cordelia, die ausgestreckt auf dem Bett lag. »Vergewaltigen Sie mir diese Frau.« Er holte sich einen Stuhl her und bereitete sich darauf vor, alles schadenfroh aus der Nähe zu beobachten. »Los. los!«
Bothari, dessen Gesicht ausdruckslos war wie immer, öffnete seine Hosen und näherte sich dem Fußende des Bettes. Jetzt schaute er sie zum ersten Mal an.
»Irgendwelche letzten Worte, ›Captain‹ Naismith?«, fragte
Vorrutyer sarkastisch. »Oder sind Ihnen endlich die Worte
ausgegangen?«
Sie starrte auf Bothari und wurde von einem Mitleid
geschüttelt, das fast wie Liebe war. Er schien sich nahezu in Trance zu befinden, Lust ohne Vergnügen. Erwartung ohne Hoffnung. Armer Kerl, dachte sie, wie übel hat man dir mitgespielt. Jetzt kam es ihr nicht länger darauf an, Punkte zu sammeln; sie suchte in ihrem Herzen nach Worten, nicht für Vorrutyer, sondern für Bothari. Einige heilende Worte – ich möchte nichts zu seinem Wahnsinn beitragen… Die Luft in dem Raum erschien ihr klamm und kalt; sie zitterte und fühlte 157
sich unaussprechlich müde, widerstandslos und traurig. Er
beugte sich über sie, schwer und dunkel wie Blei. Das Bett knarrte.
»Ich glaube«, sagte sie schließlich langsam, »dass die
Gefolterten Gott sehr nahe sind. Es tut mir Leid, Sergeant.«
Sein Gesicht knapp zwei Handlängen von ihr entfernt. Er
starrte sie so lange an, dass sie sich fragte, ob er sie überhaupt gehört hatte. Sein Atem war nicht gut, aber sie zuckte nicht zurück. Dann stand er zu ihrer Überraschung, auf und machte seine Hosen wieder zu; dabei zitterte er leicht.
»Nein, Sir«, sagte er in seinem monotonen Bass.
»Was?« Vorrutyer setzte sich überrascht auf. »Warum
nicht?«, wollte er wissen.
Der Sergeant suchte nach Worten. »Sie ist Kommodore
Vorkosigans Gefangene, Sir.«
Vorrutyer blickte sie an, war zuerst verwundert, dann begriff er. »Also Sie sind Vorkosigans Betanerin?« Bei diesem Namen verflog sein kühles Amüsement mit einem Zischen, wie ein Tropfen Wasser auf rot glühendem Eisen.
Vorkosigans Betanerin? Eine kurze Hoffnung flackerte in ihr auf, dass Vorkosigans Name vielleicht ein Losungswort für Sicherheit wäre, aber sie erstarb wieder. Die Chance, dass diese Kreatur auf irgendeine Weise ein Freund von Vorkosigan wäre, war sicher gleich null. Er schaute sie nicht an, sondern durch sie hindurch, wie durch ein Fenster auf eine herrlichere Szenerie. Vorkosigans Betanerin?
»Jetzt hab ich diesen halsstarrigen puritanischen Mistkerl ganz in der Hand«, keuchte er wild. »Das ist vielleicht noch besser als an dem Tag, wo ich ihm von seiner Frau erzählte.«
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war seltsam und
erschreckend, die Maske der Höflichkeit schien zu schmelzen und stückweise abzugleiten.
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»Wissen Sie, Sie haben mich ganz überwältigt. Die
Möglichkeiten, die Sie bieten – achtzehn Jahre waren nicht zu lang, um auf eine solche Rache zu warten. Ein weiblicher Soldat. Ha! Er dachte wahrscheinlich, Sie seien die ideale Lösung für unsere gegenseitigen – Schwierigkeiten. Mein vollkommener Krieger, mein lieber Heuchler Aral. Ich wette, Sie müssen noch viel über ihn lernen. Wissen Sie, ich bin mir irgendwie ganz sicher, dass er Ihnen gegenüber mich nie erwähnt hat.«
»Nicht dem Namen nach«, pflichtete sie ihm bei.
»Möglicherweise der Kategorie nach.«
»Und welche Kategorie war das?«
»Ich glaube, der Begriff, den er benutzte, war ›Abschaum
der Streitkräfte‹.«
Er grinste säuerlich. »Ich würde einer Frau in Ihrer Situation nicht empfehlen, jemanden zu
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