Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
gegeben.«
»Schließen Sie die Tür, Illyan«, sagte Vorkosigan zu dem
Leutnant. Er hatte seine Gesichtszüge völlig unter Kontrolle, als der junge Mann neben ihn trat. »Sie müssen jetzt mit der größten Aufmerksamkeit Zeuge dieser Situation hier sein.«
Mit zusammengepressten Lippen ging Vorkosigan langsam
in dem Raum umher und achtete besonders auf die
Einzelheiten; auf einige machte er seinen Begleiter schweigend aufmerksam. Der Leutnant reagierte mit einem undefinierbaren Laut auf die erste Geste, die Vorkosigan noch mit dem Plasmabogen in der Hand ausführte. Vorkosigan hielt vor der Leiche an, schaute auf die Waffe in seiner Hand, als sähe er sie zum ersten Mal und schob sie dann in ihr Halfter.
»Haben Sie wieder den Marquis gelesen, oder?«, redete er
die Leiche mit einem Seufzen an. Er drehte sie mit der Spitze seines Stiefels um, aus dem fleischigen Schnitt in ihrem Hals lief noch etwas Blut. »Ein bisschen Bildung ist eine gefährliche Sache.« Er blickte zu Cordelia auf. »Wem von Ihnen sollte ich gratulieren?«
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Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich bin mir nicht sicher. Wie viel Ärger wird dieses Ereignis allgemein auslösen?«
Der Leutnant durchsuchte auch Vorrutyers Schubladen und
Schränke, wobei er ein Taschentuch benutzte, um sie zu
öffnen; nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, fand er, dass seine kosmopolitische Bildung nicht so vollständig war, wie er angenommen hatte. Er starrte lange Zeit in die Schublade, die Cordelia so hastig geschlossen hatte.
»Der Kaiser zum Beispiel wird erfreut sein«, sagte
Vorkosigan. »Aber – nur ganz insgeheim.«
»Tatsächlich war ich festgebunden, als es geschah. Sergeant Bothari kommt die Ehre zu.«
Vorkosigan blickte auf Bothari, der immer noch
zusammengekauert am Boden saß. »Hm.« Er blickte sich zum
letzten Mal in dem Raum um. »Irgendetwas hier erinnert mich stark an die bemerkenswerte Szene, als wir in meinen Maschinenraum eindrangen. Es zeigt ihre persönliche Handschrift. Meine Großmutter hatte eine Redewendung dafür
– etwas über spät, und einen Dollar …«
»Einen Tag zu spät und einen Dollar zu knapp?«, schlug
Cordelia unwillkürlich vor.
»Ja, das war es.« Er biss sich auf die Lippe, um ein
ironisches Lächeln zu unterdrücken. »Eine sehr betanische
Bemerkung – ich beginne zu verstehen, warum.« Sein Gesicht erhielt die Maske kühler Neutralität aufrecht, aber seine Augen betrachteten sie forschend in geheimer Qual. »Kam ich etwa zu spät?«
»Überhaupt nicht«, versicherte sie ihm. »Sie kamen … hm
… genau zur rechten Zeit. Ich zitterte in panischer Angst und fragte mich, was ich als Nächstes tun sollte.«
Er wandte sich von Illyan ab, und ein Lächeln, das er schnell unterdrückte, ließ kurz Fältchen in seinen Augenwinkeln erscheinen. »Es scheint also, als rettete ich meine Flotte vor 165
Ihnen«, murmelte er. »Daran dachte ich eigentlich nicht, als ich hier heraufkam, aber ich bin froh, dass ich irgendetwas rette.«
Er hob die Stimme. »Sobald Sie fertig sind, Illyan, schlage ich vor, dass wir uns zu weiterer Diskussion in meine Kabine begeben.«
Vorkosigan kniete neben Bothari nieder und musterte ihn.
»Dieser verdammte Scheißkerl hat ihn wieder fast ruiniert«, knurrte er. »Nach seiner Zeit mit mir ging es beinahe gut.
Sergeant Bothari«, sagte er etwas sanfter, »können Sie ein kleines Stück mit mir gehen?«
Bothari murmelte etwas Unverständliches in seine Knie.
»Kommen Sie her. Cordelia«, sagte Vorkosigan. Es war das
erste Mal, dass sie ihren Vornamen aus seinem Mund hörte.
»Schauen Sie, ob Sie ihn hochbekommen. Ich glaube, ich sollte ihn gerade jetzt besser nicht anrühren.«
Sie kniete sich nieder in Botharis Blickfeld. »Bothari.
Bothari, schauen Sie mich an. Sie müssen aufstehen und ein kleines Stück gehen.« Sie nahm seine blutbefleckte Hand und versuchte, an einen vernünftigen, oder noch besser: an einen unvernünftigen Satz zu denken, der ihn erreichen könnte. Sie versuchte zu lächeln. »Schauen Sie her! Sehen Sie es? Sie sind mit Blut gewaschen. Blut wäscht Sünden ab, nicht wahr? jetzt wird alles gut mit Ihnen. Der Böse ist dahin, und nach einer kleinen Weile werden die bösen Stimmen auch verschwinden.
Also kommen Sie jetzt mit mir und ich bringe Sie dorthin, wo Sie sich ausruhen können.«
Während dieser Worte konzentrierte sich seine
Aufmerksamkeit allmählich auf sie, und schließlich nickte er und stand auf. Sie hielt ihn an der Hand
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