Vorkosigan 07 Cetaganda
nett,
verführt zum Verrat ihn,
mit einer Genbank davonzuziehn.
Doch bald gibt's 'nen Knall mit seinem Kismet.
Miles kämpfte den wirklich schrecklichen Impuls nieder, in die Mitte der Mulde hinabzuhüpfen und sein poetisches Opfer der versammelten Haud-Schar dazubringen, einfach um zu sehen, was dann geschehen würde.
Auf sein gedämpftes Prusten hin warf Mia Maz ihm einen besorgten Seitenblick zu. »Geht es Ihnen gut?«
»Ja. Tut mir leid«, flüsterte er. »Ich hatte gerade einen Anfall von Limericks.«
Sie riß die Augen auf und biß sich auf die Lippe; nur ihre tiefen Grübchen verrieten sie.
»Pssst«, machte sie mit Nachdruck.
Die Zeremonie ging ohne Unterbrechungen weiter. Leider gab es da viel zuviel Zeit, weitere Verse von gleichem künstlerischem Wert zu komponieren. Er schaute auf die Reihen weißer Kugeln.
Eine schöne Dame namens Rie-an
konnte 'nen Vor-Junker hypnotisier'n.
Dem kleinen Kerl schwillt der Kamm
und er hält sich ganz stramm.
Doch bald füttert man ihn wilden Tier'n.
Wie hielten die Haud nur diese Dinge durch? Hatten sie ihre Harnblasen biotechnisch verändern lassen, zu übermenschlichem Fassungsvermögen, zusätzlich zu allen anderen Veränderungen, von denen die Gerüchte wissen wollten?
Gerade als Miles sich daranmachen wollte, sich zwei Reime für Vorob'yev auszudenken, erhob sich glücklicherweise der erste Satrapie-Gouverneur und nahm seinen Platz auf dem Rednerpodest ein. Miles wurde abrupt hellwach.
Die Gedichte des Satrapie-Gouverneurs waren alle ausgezeichnet, alle in den schwierigsten Versformen abgefaßt - zum größten Teil, wie Maz Miles flüsternd informierte, von Ghostwriters, nämlich den besten Haud-Dichterinnen im Himmlischen Garten. Ein hoher Rang hatte eben seine Privilegien. Aber wie sehr er es auch versuchte, Miles konnte aus ihnen keine nützlichen, unheilvollen Doppeldeutigkeiten herauslesen - sein Verdächtiger benutzte diesen Augenblick nicht, um seine Verbrechen öffentlich zu gestehen, seinen Feinden Angst einzujagen oder eine der anderen wirklich interessanten Möglichkeiten zu nutzen. Miles war fast überrascht. Die Anordnung von Ba Luras Leiche legte nahe, daß Lord X in seinem Komplott eine Schwäche für das Barocke hatte, wo das Einfache besser gewesen wäre. Machte er eine Kunst daraus?
Der Kaiser saß die Feier mit gelassener, feierlicher Ruhe durch. Er, der Hauptleidtragende, nickte allen Satrapie-Gouverneuren höflich zu, zum Dank für ihre eleganten Lobgedichte.
Miles überlegte, ob Benin seinen Rat angenommen und schon mit seinem Herrscher gesprochen hatte. Er hoffte es.
Und dann war plötzlich das literarische Martyrium vorüber. Miles unterdrückte einen Impuls, Beifall zu klatschen; das tat man offensichtlich nicht. Der Haushofmeister trat wieder vor und machte eine weitere geheimnisvolle Geste, woraufhin jedermann wieder auf die Knie fiel; der Kaiser und seine Wachen verschwanden, gefolgt von den Kugeln der Gemahlinnen, den Satrapie-Gouverneuren und ihren Ghem-Offizieren. Dann waren alle anderen entlassen und würden eine Toilette aufsuchen, wie Miles hoffte.
Die Haud mochten sich der traditionellen Bedeutungen und Funktionen der Sexualität entledigt haben, aber sie waren noch menschlich genug, um das gemeinsame Essen zu einem Teil der grundlegenden Zeremonien des Lebens zu machen. Auf ihre eigene Art. Das Fleisch auf den Platten war zu Blumen geformt, Gemüse als Krustentiere maskiert und Obst als winzige Lebewesen. Miles starrte nachdenklich auf den Teller mit einfachem gekochten Reis auf dem Büffettisch. Jedes Korn war einzeln von Hand zu einem kunstvollen Spiralmuster arrangiert worden. Er stolperte fast über die eigenen Beine, als er daraufglotzte. Schließlich gewann er die Oberhand über seine Verwirrung und versuchte sich wieder auf die Sache zu konzentrieren, um die es hier ging.
Die nach den Maßstäben des Himmlischen Gartens informellen Erfrischungen wurden in einem langen Pavillon serviert, der wie üblich zum Garten hin offen und gegenwärtig von einem warmen Nachmittagslicht erleuchtet war, das zur Entspannung einlud. Die Haud-Ladies in ihren Kugeln waren offensichtlich woandershin gegangen - wahrscheinlich irgendwohin, wo sie ihre Kugeln abschalten und essen konnten. Dies hier war das exklusivste der verschiedenen Nach-Poesie-Büffets, die über den Himmlischen Garten verstreut waren.
Der Kaiser selbst befand sich irgendwo am anderen Ende des eleganten Gebäudes. Miles war sich nicht ganz sicher, wie
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