Vorkosigan 07 Cetaganda
Haud Slyke Giaja vorstellen? Da ich selbst Verwandter eines Kaisers bin, werde ich das Gefühl nicht los, daß er irgendwie ein Pendant von mir ist«
Der Haud Kety blinzelte, und wurde vor Überraschung ehrlich. »Ich bezweifle, daß Slyke das so sehen würde ... « Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen wog er den Ärger, den er bei Prinz Slyke hervorrufen würde, wenn er ihm den Ausländer aufdrängte, gegen die Erleichterung ab, selbst Miles los zu sein.
Der Eigennutz siegte bis zu einem gewissen Punkt; der Haud Kety winkte Ghem-General Chilian näher heran und schickte ihn los, die Erlaubnis für den Transfer einzuholen. Nach einem höflichen Lebewohl und Dankeschön an Ketys Adresse zottelte Miles hinter dem Ghem -General drein, da er beabsichtigte, jegliche Unentschlossenheit auszunutzen, um sein Anliegen voranzutreiben. Kaiserliche Prinzen machten sich wahrscheinlich nicht so leicht zugänglich wie gewöhnliche Haud-Gouverneure.
»General ... falls der Haud Slyke nicht mit mir sprechen kann, würden Sie ihm dann eine kurze Botschaft von mir überbringen?« Miles versuchte, eine ruhige Stimme zu bewahren, obwohl er dahinhumpelte; Chilian machte keineswegs kürzere Schritte zugunsten seines barrayaranischen Gastes. »Nur drei Worte.«
Chilian zuckte mit den Achseln. »Vermutlich schon.«
»Sagen Sie ihm...: Yenaro gehört uns. Nur das.«
Der General zog die Augenbrauen hoch ob dieser geheimnisvollen Mitteilung. »In Ordnung.«
Die Botschaft würde natürlich später gegenüber dem kaiserlichen Sicherheitsdienst von Cetaganda wiederholt werden. Miles machte es nichts aus, wenn die cetagandanische Sicherheit Lord Yenaro einmal genauer unter die Lupe nahm.
Der Haud Slyke Giaja saß zusammen mit einer kleinen Gruppe von Männern, sowohl Ghem wie auch Haud, am anderen Ende des Pavillons. Ungewöhnlicherweise umfaßte die Gesellschaft auch eine weiße Kugel, die in der Nähe des Prinzen schwebte. In ihrer Begleitung war eine Ghem-Lady, in der Miles trotz der voluminösen formellen weißen Gewänder, die sie jetzt trug, die Frau erkannte, die geschickt worden war, ihn aus Yenaros Party herauszuholen. Als er näher kam, warf die Ghem-Frau ihm einen Blick zu, starrte ihn kurz an und schaute dann resolut weg. Wer also befand sich in der Kugel? Rian? Slykes Gemahlin? Jemand ganz anderer?
Ketys Ghem-General beugte sich vor und murmelte in das Ohr des Prinzen. Slyke Giaja blickte zu Miles herüber, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Chilian zuckte die Achseln, beugte sich erneut vor und murmelte wieder. Miles beobachtete, wie sich seine Lippen bewegten, und sah, wie seine Botschaft oder etwas, das ihr sehr ähnlich kam, übermittelt wurde - das Wort Yenaro war ganz deutlich zu erkennen. Slykes Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck. Er winkte den Ghem-General weg.
General Chilian kehrte an Miles Seite zurück. »Der Haud Slyke ist im Augenblick zu beschäftigt, um mit Ihnen zu sprechen«, berichtete er kühl.
»Danke für Ihre Bemühung«, erwiderte Miles ebenso kühl. Der General antwortete mit einem Nicken und kehrte zu seinem Herrn zurück.
Miles blickte um sich und überlegte, wie er sich Zugang zu seinem nächsten Verdächtigen verschaffen könnte. Der Gouverneur von My Ceta war nicht zugegen - er hatte sich wahrscheinlich direkt vom Amphitheater im Garten davonbegeben, um ein Nickerchen zu machen.
Mia Maz kam heran. Sie lächelte, aus ihren Augen schaute die Neugier. »Haben Sie gute Gesprächspartner gefunden, Lord Vorkosigan?« fragte sie.
»Bis jetzt nicht«, gab er bedauernd zu. »Und Sie?«
»Ich wäre nicht so dreist. Ich habe meistens zugehört«
»Auf diese Weise erfährt man mehr.«
»Ja. Zuzuhören heißt, unsichtbar aus einem Gespräch Nutzen ziehen. Ich komme mir ganz schön selbstgefällig vor.«
»Was haben Sie erfahren?«
»Das Thema der Haud bei dieser Party sind die Gedichte der anderen, die sie genau nach den Rangverhältnissen sezieren. Zufällig stimmen alle darin überein, daß die ranghöheren Männer die besseren Darbietungen hatten.«
»Ich konnte den Unterschied nicht feststellen.«
»O ja, aber wir sind ja keine Haud.«
»Warum haben Sie vorhin mit Ihren Augenbrauen gewackelt?« fragte Miles.
»Ich versuchte Sie bezüglich eines außergewöhnlichen Punktes der cetagandanischen Etikette zu warnen. Wie soll man sich verhalten, wenn man einer HaudFrau außerhalb ihrer Kugel begegnet?«
»Es war ... das erste Mal, daß ich eine gesehen habe«, log er strategisch.
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