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Vorkosigan 07 Cetaganda

Vorkosigan 07 Cetaganda

Titel: Vorkosigan 07 Cetaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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befand sich Lord X an diesem Morgen in einem Informationsvakuum. Das würde ihm gar nicht gefallen. Der Fehlschlag des gestrigen Attentats mußte ihn schrecklich irritieren. Er würde nicht wissen, was schiefgelaufen war, oder ob Yenaro erkannt hatte, welches Schicksal ihm bestimmt gewesen war, obwohl sein Verschwinden und nachfolgendes Schweigen sicher einen deutlichen Hinweis darstellten. Yenaro war jetzt ein ebenso unberechenbarer Kunde wie Miles und Ivan. Wer von ihnen würde nach diesem Vorfall auf Lord X’s Abschußliste an erster Stelle stehen? Würde Yenaro bei einer Behörde Schutz suchen, oder würde das Gerücht vom Verrat ihn abschrecken?
    Und auf welche Methode würde Lord X jetzt verfallen, um die barrayaranischen Gesandten zu beseitigen? War sie auch nur halb so barock und perfekt wie Yenaro gewesen war?
    Yenaro war ein Meisterwerk, was die Kunst des Meuchelmords anbelangte, wunderschön choreographiert in drei Sätzen mit Crescendo. Jetzt waren all diese kunstvollen Bemühungen vergeudet. Lord X würde über die Zerstörung seines schönen Musters ebenso fuchsteufelswild sein wie über das Scheitern seines Komplotts, dessen war sich Miles sicher.
    Und er war ein nervöser, ungeduldiger Künstler, der etwas nicht auf sich beruhen lassen konnte, sondern diese cleveren kleinen Nuancen hinzufügen mußte. Ein Mensch, der als Kind wohl in seinem ersten eigenen Garten die Samen ausgegraben hatte, um nachzuschauen, ob sie schon sprießten. Miles empfand einen leichten Anflug von Mitgefühl für Lord X. Ja, in der Tat, Lord X, der um einen großen Einsatz spielte und sowohl Zeit wie auch seine Hem mungen verlor, war jetzt so richtig in der klassischen Verfassung, um einen großen Fehler zu begehen.
    Warum bin ich so sicher, daß das eine so großartige Idee ist?
    »Gibt es noch mehr, was Sie anfügen wollen, Lord Vorkosigan?« fragte Vorreedi.
    »Hm? Nein. Ich habe nur an etwas gedacht.« Außerdem würde es Sie nur aufregen.
    »Als der zuständige Offizier der Botschaft, der letztendlich für Ihre persönliche Sicherheit als offizieller Gesandter verantwortlich ist, möchte ich Sie ersuchen, daß Sie und Lord Vorpatril Ihre gesellschaftlichen Kontakte mit einem Mann beenden, der anscheinend in eine tödliche cetagandanische Vendetta verwickelt ist.«
    »Yenaro ist für mich von keinem weiteren Interesse. Ich wünsche ihm nichts Böses. Meine wirkliche Priorität besteht darin, den Mann zu identifizieren, der ihm diese Brunnenplastik geliefert hat.«
    Vorreedi hob sanft tadelnd die Augenbrauen. »Das hätten Sie eher sagen können.«
    »Hinterher«, gestand Miles, »ist man immer klüger.«
    »Das ist verdammt richtig«, seufzte Vorreedi. In seiner Stimme klangen eigene Erfahrungen an. Er kratzte sich an der Nase und lehnte sich zurück. »Es gibt einen zweiten Grund, warum ich Sie heute morgen zu mir gerufen habe, Lord Vorkosigan. Ghem-Oberst Benin hat um ein zweites Gespräch mit Ihnen ersucht.«
    »So? Genauso wie zuvor?« Miles bemühte sich, nicht vor Überraschung zu quieksen.
    »Nicht ganz. Er hat konkret ersucht, mit Ihnen beiden, Lord Vorkosigan und Lord Vorpatril, zu sprechen. Tatsächlich ist er schon unterwegs. Aber Sie können das Gespräch verweigern, wenn Sie wollen.«
    »Nein, das ... das geht schon in Ordnung. Eigentlich würde ich gern nochmals mit Benin reden. Ich... äh... soll ich dann Ivan holen, Sir?« Miles erhob sich. Eine schlechte, schlechte Idee, die beiden Verdächtigen sich vor dem Verhör beraten zu lassen, aber das war ja schließlich nicht Vorreedis Fall. Wie weit hatte Miles den Mann von seinem geheimen Einfluß überzeugt?
    »Nur zu«, sagte Varreedi freundlich. »Allerdings muß ich sagen...«
    Miles blieb stehen.
    »Ich verstehe nicht, wie Lord Vorpatril in die Sache paßt. Er ist kein Kurieroffizier. Und seine Akte ist durchsichtig wie Glas.«
    »Viele Leute lassen sich von Ivan täuschen, Sir. Aber.., manchmal braucht selbst ein Genie jemanden, der Befehlen gehorchen kann.«
    Miles versuchte nicht zu hüpfen, als er den Korridor zu Ivans Quartier entlangeilte. Der Luxus der Ungestörtheit, den ihr Status ihnen eingebracht hatte, würde bald ein Ende haben, vermutete er. Falls Vorreedi nach diesem Gespräch nicht in ihrer beider Räume die Wanzen aktivierte, dann verfügte der Mann entweder über übernatürliche Selbstbeherrschung oder er war hirntot. Und der Protokoll-Offizier gehörte zum Typ des unersättlich Neugierigen; das gehörte zu seinem Job.
    Mit einem

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