Vorkosigan 07 Cetaganda
Killer habe ich nicht engagiert.« Allerdings hatte er so gut wie sicher Yenaro in diese Sache hineingezogen, indem er versuchte, all diese hübschen kleinen Gedankenspiele mit Yenaros möglichen Auftraggebern zu spielen, mit Kety, Prinz Slyke und dem Haud Rond. Du wolltest eine Reaktion haben, jetzt hast du eine.
»Aber... es ist einfach ein Gefühl, verstehen Sie? Aber ich glaube, wenn man diese Spur verfolgt, dann sind Zeit und Ressourcen vielleicht gut verwendet«
»Ein Gefühl, was?«
»Sie haben sicher in Ihrer Arbeit auch schon Ihrer Intuition vertraut, Sir.«
»Verwendet habe ich sie schon, vertraut habe ich ihr nie. Ein Offizier des Sicherheits
dienstes sollte sich üiber den Unterschied im klaren sein.«
»Ich verstehe, Sir.«
Sie erhoben sich alle, um den Rundgang durch die Ausstellung fortzusetzen. Miles gab acht, daß er nicht auf den verrußten Fleck auf dem Pflaster schaute, als sie weitergingen. Als sie sich der Westseite der Kuppel näherten, suchte Miles in der feierlich gekleideten Menge nach seiner Kontaktdame. Da saß sie in der Nähe eines Brunnens und runzelte die Stirn.
Doch jetzt wäre es ihm nie gelungen, Vorreedi zu entschlüpfen. Der Mann hing an ihm wie eine Klette. Miles versuchte es trotzdem. »Entschuldigen Sie, Sir, ich muß mit einer Dame sprechen.«
»Ich komme mit Ihnen«, sagte Vorreedi liebenswürdig.
Ganz recht. Miles seufzte und dachte sich hastig seine Botschaft aus. Die würdige Ghem
Dame blickte auf, als er sich ihr mit seinen unwillkommenen Begleitern näherte. Miles bemerkte, daß er nicht einmal den Namen der Dame wußte.
»Verzeihen Sie, Mylady. Ich wollte Sie nur wissen lassen, daß es mir nicht möglich sein wird, Ihrer Einladung für diesen Nachmittag Folge zu leisten. Bitte übermitteln Sie Ihrer Herrin den Ausdruck meines tiefsten Bedauerns.« Würden sie und die Haud Rian das, wie beabsichtigt, als Abbruch, Abbruch, Abbruch! interpretieren? Miles konnte nur darum beten. »Aber wenn sie statt dessen einen Besuch beim Cousin des Mannes arrangieren könnte, dann wäre dies, so meine ich, höchst lehrreich.«
Die Frau legte ihre Stirn in noch tiefere Falten. Doch sie sagte nur: »Ich werde Ihre Worte übermitteln, Lord Vorkosigan.
Miles nickte ihr zum Abschied zu und segnete sie in Gedanken dafür, daß sie die Fallgrube einer komplizierteren Antwort vermieden hatte. Als er zurückschaute, war sie schon aufgestanden und eilte davon.
KAPITEL 11
Miles war bisher noch nicht über die geheiligte Schwelle des Sicherheitsbüros der barrayaranischen Botschaft getreten, sondern hatte sich diskret im feudaleren Territorium des diplomatischen Korps im Obergeschoß aufgehalten. Wie er schon angenommen hatte, residierte die Sicherheit im zweituntersten Kellergeschoß. Ein uniformierter Korporal geleitete ihn an den Sicherheitsscannern vorbei in das Büro von Oberst Varreedi.
Es war nicht so nüchtern eingerichtet, wie Miles erwartet hatte, sondern überall mit kleinen Beispielen cetagandanischer Kunstwerke geschmückt; allerdings waren alle Skulpturen mit Stromanschluß an diesem Morgen ausgeschaltet. Bei einigen mochte es sich um Andenken handeln, aber der Rest legte den Gedanken nahe, daß es sich bei dem sogenannten Protokoll-Offizier um einen Sammler von ausgezeichnetem Geschmack, wenn auch begrenzten Mitteln handelte.
Der Mann selbst saß an einem Schreibtisch, der zu sachlicher Kahlheit leergeräumt war.
Vorreedi war wie üblich in die Gewänder eines Ghem-Lords mittleren Ranges mit einer nüchternen Vorliebe für gedämpfte Blau-und Grüntöne gekleidet. Abgesehen davon, daß die Gesichtsbemalung fehlte, wäre Vorreedi in einer Menge von Ghem praktisch nicht aufgefallen; am Komkonsolenpult des barrayaranischen Sicherheitsdienstes war die Wirkung des Ensembles allerdings ein wenig verblüffend.
Miles befeuchtete die Lippen. »Guten Morgen, Sir.
Botschafter Vorob'yev sagte, Sie wollten mich sprechen.
»Ja, danke, Lord Vorkosigan.« Vorreedi entließ mit einem Nicken den Korporal, der sich stumm zurückzog. Die Gleittüren schlossen sich hinter ihm mit einem satten Schmatzen.
»Setzen Sie sich.«
Miles ließ sich Varreedi gegenüber auf einen Stuhl gleiten und setzte ein Lächeln auf, das ihm, wie er jedenfalls hoffte, den Anschein unschuldiger guter Laune gab. Vorreedi blickte mit scharfer, ungeteilter Aufmerksamkeit zu Miles hinüber. Das war nicht gut. Vorreedi unterstand hier nur Botschafter Vorob'yev, und wie Vorob'yev war er als Spitzenmann für
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