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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Taktikraum gewesen, wenn der Strom
    ausgefallen war? Das ist eine Falle. Alles Gefühl von Kommando und Kontrolle ist dann eine Illusion. Da wäre ich lieber im Feld.«
    Er grinste spöttisch und deutete mit dem Kopf auf seinen Doppelgänger. »Außerdem, glaubst du nicht, Mark sollte die Chance bekommen, deine neue Erfahrung zu teilen?«
    »Wenn du es so formulierst«, knurrte Ivan, »dann hat dein
    Vorschlag etwas für sich.«
    Miles ging als erster geduckt in die Pumpkammer. Er meinte
    ferne Schritte zu hören, die durch den Korridor schlurften. Mark blickte drein, als wollte er abhauen, doch da er Ivan im Nacken hatte, blieb ihm keine Wahl. Schließlich ließ sich Ivan neben ihnen niedersinken. Miles schaltete sein Handlicht an. Ivan, als einziger groß genug, schob die schwere Lukentür zu. Einen Augenblick lang herrschte – abgesehen von ihrer Atmung – tiefe Stille, während sie sich Knie an Knie niederkauerten.
    Ivan ballte seine geschwollenen, purpurn angelaufenen Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Sie waren klebrig von Schweiß und Blut. »Wenigstens weiß man, daß sie uns nicht hören können.«
    »Gemütlich ist's hier«, grunzte Miles. »Hoffentlich sind unsere Verfolger so dumm, wie ich war. Zweimal bin ich an dieser Stelle vorbeigerannt.« Er öffnete die Scanner-Box und stellte den Empfänger auf eine Nordsüd-Sicht des noch leeren Korridors ein. In der Kammer war ein sehr schwacher Luftzug. Würde er stärker, so würde er einen Wasserstrom ankündigen, und dann müßten sie
    abhauen, egal ob draußen Cetagandaner warteten oder nicht.
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    »Und was jetzt?«, sagte Mark matt. Er blickte drein, als fühlte er sich wirklich in einer Falle sitzend, eingeklemmt zwischen zwei Barrayaranern.
    Miles lehnte sich mit einer gespielten Pose von Gelassenheit an die schleimig-nasse Wand. »Jetzt warten wir. Einfach wie in einem Taktikraum. In einem Taktikraum verbringt man eine Menge Zeit mit Warten. Wenn man eine lebhafte Phantasie hat, dann ist es
    – die reine Hölle.« Er schaltete seinen Kommunikator ein. »Nim?«
    »Jawohl, Sir. Ich wollte Sie gerade anrufen.« Nims Stimme
    klang, als würde er rennen oder kriechen. »Gerade ist ein Luftwagen der Polizei bei Turm Sieben gelandet. Wir ziehen uns über den Parkplatz hinter der Barriere zurück. Der Beobachter berichtet, daß die Polizisten auch gerade Turm Sechs betreten haben.«
    »Haben Sie irgend etwas über Quinns Kommunikator gehört?«
    »Er hat sich noch nicht von der Stelle bewegt.«
    »Hat jemand schon Kontakt mit Hauptmann Galeni gehabt?«
    »Nein, Sir. War er nicht bei Ihnen?«
    »Er ging etwa um die Zeit weg, als ich Quinn verlor. Ich habe ihn zuletzt an der Außenseite der Gezeitenbarriere gesehen, etwa in mittlerer Höhe. Ich habe ihn geschickt, einen anderen Weg nach drinnen zu suchen. Ah … melden Sie es mir sofort, wenn ihn
    irgend jemand entdeckt.«
    »Jawohl, Sir.«
    Verdammt, noch ein Problem. War Galeni in Schwierigkeiten
    geraten, mit den Cetagandanern, den Barrayaranern oder den hiesigen Polizisten? Hatte ihn die eigene seelische Verfassung zu einer Torheit veranlaßt? Miles wünschte sich jetzt, er hätte Galeni bei sich behalten, wie er sich genauso von Herzen wünschte, er hätte Quinn bei sich behalten. Aber da hatten sie ja Ivan noch nicht gefunden; Miles hätte sich kaum anders verhalten können. Er kam sich vor wie ein Mann, der versucht, ein Puzzle aus lebendigen Einzelteilen zusammenzusetzen, die sich bewegten und in zufälligen Intervallen mit leisem, boshaftem Kichern die Formen änderten. Mark schaute ihn nervös an. Ivan saß niedergekauert und 322
    achtete kaum auf etwas; er biß sich auf die Lippe, die er in einem inneren Kampf mit seiner neu erworbenen Klaustrophobie zusammenpreßte.
    In dem etwas verzerrten Bild des Korridors, das der
    180°-Scanner lieferte, war eine Bewegung zu erkennen: ein Mann kam mit federnden Schritten stumm um die Biegung vom Südende her. Ein Cetagandaner, vermutete Miles, trotz der Zivilkleidung, die der Mann trug. Er hatte einen Betäuber in der Hand, keinen Plasmabogen – anscheinend waren sich die Cetagandaner bewußt, daß die Londoner Polizei jetzt zu zahlreich auf der Szene erschienen war, als daß man sie durch einen bequemen Mord zum Schweigen bringen konnte, und sie dachten jetzt wohl daran, die Situation zu entschärfen. Der Cetagandaner erkundete den Korridor noch ein paar Meter, dann verschwand er in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Eine Minute später sah

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