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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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finster an. »Warum?«
    Warum – ja, wirklich. Miles musterte das Objekt seiner Faszination. Er konnte verstehen, wie ein Klon zu einer Obsession werden konnte, und umgekehrt. Er hob das Kinn, ein gewohnheitsmäßiger Tick; Mark tat dasselbe, offensichtlich unbewußt.
    Miles hatte seltsame Geschichten über die Beziehungen zwischen Menschen und ihren Klonen gehört. Aber schließlich mußte jeder, der sich absichtlich einen Klon machen ließ, irgendwie verrückt sein. Viel interessanter war, ein Kind zu haben, vorzugsweise mit einer Frau, die intelligenter, schneller und besser aussehend war 327
    als man selbst; dann gab es wenigstens eine Chance für ein bißchen Weiterentwicklung in der Sippe. Miles kratzte sich am Handgelenk. Einen Moment später kratzte sich Mark am Arm.
    Miles unterdrückte den Impuls, absichtlich zu gähnen. Es wäre besser, nicht etwas zu starten, was man nicht aufhalten konnte.
    Also. Er wußte, was Mark war. Vielleicht war es wichtiger zu erkennen, was er nicht war. Mark war kein Duplikat von Miles, trotz Galens intensiver Bemühungen. Er war nicht einmal der Bruder aus den Träumen eines Einzelkinds; Ivan, mit dem Miles Sippe, Freunde, Barrayar und private Erinnerungen aus der immer weiter zurückweichenden Vergangenheit teilte, war hundertmal mehr sein Bruder, als es Mark je sein konnte. Es war einfach möglich, daß er Ivans Verdienste unterschätzt hatte. Ein verpfuschter Anfang konnte nie wiederholt werden. Allerdings –
    Miles blickte auf seine Beine und sah die künstlichen Knochen in ihrem Innern vor sich – konnte er repariert werden. Manchmal.
    »Ja, warum?«, unterbrach Ivan Miles' Schweigen.
    »Was«, piepste Miles, »magst du deinen neuen Cousin nicht?
    Wo ist dein Familiensinn?«
    »Einer von euch ist mehr als genug, danke. Dein Böser Zwilling hier«, Ivan machte mit den Fingern die Geste der Böses abwehrenden Hörner, »ist mehr als ich vertrage. Außerdem habt ihr beide die Angewohnheit, mich einzusperren.«
    »Aha, aber ich habe wenigstens nach Freiwilligen gerufen.«
    »Ja, das kenne ich schon. ›Ich möchte drei Freiwillige haben, dich, dich und dich.‹ Du hast mich und die Tochter deines Leibwächters schon auf diese Weise herumkommandiert, bevor du zum Militär kamst, damals, als wir kleine Kinder waren. Daran erinnere ich mich gut.«
    »Geboren, um zu befehlen«, sagte Miles und grinste kurz. Mark senkte die Augenbrauen und versuchte anscheinend sich vorzustellen, wie Miles als Spielplatztyrann den recht großen und gesunden Ivan herumkommandierte. »Es ist ein mentaler Trick«, informierte ihn Miles.
    328
    Er studierte Mark, der unbequem dahockte und den Kopf wie
    eine Schildkröte zwischen die Schultern zog, um Miles Blick auszuweichen. War das das Böse? Verwirrung ja, sicherlich.
    Verdreht an der Seele wie am Leib – obwohl Galen als Mentor eines Kindes nur wenig schrecklicher gewesen sein konnte als Miles' eigener Großvater. Aber um ein wirklicher Soziopath zu sein, mußte man in extremem Maß egozentrisch sein, was auf
    Mark nicht zuzutreffen schien; man hatte ihm überhaupt kaum erlaubt, ein Selbst zu haben. Vielleicht war er nicht egozentrisch genug. »Bist du böse?«, fragte Miles ihn leichthin.
    »Ich bin ein Mörder, nicht wahr?«, sagte Mark höhnisch. »Was willst du mehr?«
    »War das ein Mord? Ich dachte, ich hätte ein Element der
    Verwirrung gespürt.«
    »Er packte den Nervendisruptor. Ich wollte ihn nicht hergeben.
    Er ging von selbst los.« Marks Gesicht wurde bleich, als er sich erinnerte, weiß, mit tiefen Schatten durch die scharfe seitliche Beleuchtung aus Miles' Handlicht, das an die Wand gesteckt war.
    »Ich wollte, daß er losging.«
    Ivan zog die Augenbrauen hoch, aber Miles nahm auf ihn keine Rücksicht und setzte ihn nicht ins Bild. »Vielleicht unüberlegt.«
    Mark zuckte die Achseln.
    »Wenn du frei wärst …«, begann Miles zögernd.
    Mark kräuselte die Lippen. »Frei? Ich? Welche Chance hätte
    ich? Die Polizei wird inzwischen die Leiche gefunden haben.«
    »Nein. Die Flut ist höher gestiegen, über das Geländer hinaus.
    Das Meer hat die Leiche mitgenommen. Es dürfte drei, vier Tage dauern, bis sie wieder hochkommt. Falls sie überhaupt wieder hochkommt.« Und sie würde dann abscheulich ausschauen. Würde Hauptmann Galeni dann die Leiche haben wollen, um sie gebührend bestatten zu lassen? Wo war Galeni? »Angenommen, du wärest frei. Frei von Barrayar und Komarr, auch frei von mir. Frei von Galen und der Polizei. Frei

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