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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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auch ziemlich unpassend.«
    »Ich spreche nicht in seinem Akzent, er spricht in meinem. Das heißt – ich denke …«, brach er verwirrt ab. »Barrayar steckt mir in den Knochen.«
    Sie hob die Augenbrauen, doch die Ironie ihrer Mimik wurde
    von ihrem offenkundigen Wohlwollen gedämpft. »Buchstäblich, so verstehe ich es. Ich meine nicht, daß du ihnen zu danken hättest, wo sie dich doch schon vergiftet haben, bevor du überhaupt geboren warst.«
    »Sie waren nicht hinter mir her, sondern hinter meinem Vater.
    Meine Mutter …«, er erinnerte sich, wohin er eigentlich dieses Gespräch zu steuern versuchte, und da war es wahrscheinlich besser, sich nicht über die gescheiterten Attentatsversuche der letzten fünfundzwanzig Jahre auszulassen. »Auf jeden Fall kommt so etwas kaum noch vor.«
    »Und was war das heute dort drunten auf dem Shuttlehafen?
    Ein Straßenballett?«
    »Das war kein barrayaranisches Attentat.«
    »Das weißt du doch nicht«, bemerkte sie fröhlich.
    Miles öffnete den Mund und zögerte. Eine neue und noch
    schrecklichere Paranoia raubte ihm die Sprache. Hauptmann Galeni war ein raffinierter Mann, falls Miles ihn richtig eingeschätzt hatte. Hauptmann Galeni konnte ihm in einer logischen Kette, die von Interesse für ihn war, schon weit voraus sein. Mal angenommen, Galeni hatte sich der Veruntreuung schuldig gemacht. Und weiter angenommen, er hatte Miles' Verdacht vorausgesehen. Und 122
    weiterhin angenommen, er hatte eine Möglichkeit entdeckt, sowohl das Geld wie auch die Karriere zu behalten, indem er seinen Ankläger beseitigte. Galeni hatte schließlich gewußt, wann genau Miles sich auf dem Shuttlehafen befinden würde. Und jeden lokalen bezahlten Killer, den die Botschaft von Cetaganda anheuern konnte, den konnte die Botschaft von Barrayar ebenso leicht, ebenso heimlich anheuern. »Auch darüber werden wir – später –
    reden«, würgte er hervor.
    »Warum nicht jetzt?«
    »WEIL ICH …«, er zögerte und holte tief Luft, »etwas anderes zu sagen versuche«, fuhr er leise und gepreßt fort.
    Es gab eine Pause. »Red weiter«, ermutigte ihn Elli.
    »Hm, Pflichten. Nun ja, so wie Leutnant Vorkosigan alle
    Pflichten von Admiral Naismith zu erfüllen hat, dazu noch seine eigenen, so hat Lord Vorkosigan alle Pflichten von Leutnant Vorkosigan zu erfüllen, plus seine eigenen. Politische Pflichten, die von den militärischen Pflichten eines Leutnants getrennt sind und sie sozusagen überwölben. Und, hm … Familienpflichten.« Seine Handflächen waren feucht, er rieb sie verstohlen an seiner Hosennaht. Das Ganze war noch schlimmer, als er sich es vorgestellt hatte. Aber gewiß nicht schlimmer als die Situation von jemand, dem einmal das Gesicht verbrannt worden war und der sich jetzt wieder Plasmafeuer gegenüber sah.
    »Was du da redest, klingt wie ein Venn-Diagramm. Die Menge
    aller Mengen, die Teilmengen von sich selber sind oder so was.«
    »So komme ich mir auch vor«, gab er zu. »Aber ich muß irgendwie den roten Faden im Auge behalten.«
    »Und wer steckt in Lord Vorkosigan?«, fragte sie neugierig.
    »Wenn du in den Spiegel schaust, nachdem du unter der Dusche hervorgekommen bist, wer schaut dich dann an? Sagst du dann zu dir: Hallo, Lord Vorkosigan?«
    Ich vermeide es, in Spiegel zu schauen … »Miles, vermutlich.
    Einfach Miles.«
    »Und was umfaßt Miles?«
    123
    Sein rechter Zeigefinger fuhr über den Rücken seiner ruhiggestellten linken Hand. »Diese Haut.«
    »Und das ist die letzte äußere Grenze?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ihr Götter«, murmelte sie. »Ich habe mich in einen Mann
    verliebt, der meint, er sei eine Zwiebel.«
    Miles kicherte; er konnte es nicht unterdrücken. Aber – »verliebt?« Sein Herz hob sich, zutiefst ermutigt. »Besser als meine Vorfahrin, die sich angeblich für …«, nein, dieses Thema sollte er lieber nicht anschneiden.
    Aber Ellis Neugier war unersättlich; das war schließlich der Grund, weshalb er sie von Anfang an dem Nachrichtendienst der Dendarii zugeordnet hatte, wo sie so spektakulär erfolgreich gewesen war. »Was?«
    Miles räusperte sich. »Die fünfte Gräfin Vorkosigan litt angeblich unter dem periodischen Wahn, sie sei aus Glas.«
    »Was ist schließlich mit ihr passiert?«, fragte Elli fasziniert.
    »Einer ihrer irritierten Verwandten ließ sie am Ende fallen, und sie zerbrach.«
    »War die Illusion so intensiv?«
    »Er ließ sie von einem zwanzig Meter hohen Turm fallen. Ich weiß es nicht«, sagte er ungeduldig. »Ich bin

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