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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Er plapperte weiter: »Auf jeden Fall war ich erleichtert, als ich erkannte, daß ich nicht plötzlich zu einem Hellseher geworden bin.
    Ich fürchte, mein Unterbewußtsein muß intelligenter sein als der 162
    Rest meines Hirns. Ich habe bloß seine Botschaft nicht verstanden.« Er deutete wieder nach oben. »Keine Cetagandaner?«
    »Nein.« Galeni lehnte sich mit versteinertem Gesicht gegen die Wand. »Komarraner.«
    »Ach«, würgte Miles hervor. »Ein komarranisches Komplott.
    Wie … beunruhigend.«
    Galeni verzog den Mund. »Ganz richtig.«
    »Na ja«, sagte Miles schwach, »sie haben uns noch nicht getötet.
    Es muß einen Grund geben, daß sie uns am Leben lassen.«
    Galeni verzog die Lippen zu einem schrecklichen Grinsen; um seine Augen herum erschienen Fältchen. »Überhaupt keinen.« Er brachte die Worte in einem keuchenden Gekicher heraus, das abrupt abbrach. Anscheinend handelte es sich um einen privaten Witz zwischen Galeni und dem Lichtschlitz. »Er stellt sich vor, er hätte einen Grund«, erklärte Galeni, »aber er befindet sich in einem großen Irrtum.« Der bittere Seitenhieb dieser Worte war auch nach oben gerichtet.
    »Nun, wir sagen es ihnen nicht«, sagte Miles leise. Er holte tief Luft. »Los, Galeni, spucken Sie es aus. Was ist an dem Morgen passiert, als Sie aus der Botschaft verschwanden?«
    Galeni seufzte und schien sich zu fassen. »Ich bekam an diesem Morgen einen Anruf. Von einem alten … komarranischen Bekannten. Er bat mich um eine Zusammenkunft.«
    »Es gab keinen Logeintrag über diesen Anruf. Ivan hat Ihre
    Komkonsole überprüft.«
    »Ich habe ihn gelöscht. Das war ein Fehler, was ich allerdings zu jenem Zeitpunkt noch nicht erkannte. Aber er sagte etwas, das mich auf den Gedanken brachte, es könnte sich um einen Hinweis auf das Geheimnis Ihrer seltsamen Befehle handeln.«
    »Also habe ich Sie überzeugt, daß mit meinen Befehlen etwas schiefgelaufen sein muß.«
    »O ja. Aber es war mir klar, daß – wenn dies der Fall war –
    meine Sicherheitsabteilung in der Botschaft unterwandert sein 163
    mußte, von innen her gefährdet. Wahrscheinlich durch den Kurier.
    Aber ich wagte nicht, eine solche Beschuldigung zu erheben, ohne objektive Beweise vorlegen zu können.«
    »Der Kurier, ja«, sagte Miles. »Das war meine zweite Möglichkeit.«
    Galeni zog die Augenbrauen hoch. »Und was war die erste?«
    »Sie, fürchte ich.«
    Galenis saures Lächeln sagte alles.
    Miles zuckte verlegen die Achseln. »Ich stellte mir vor, Sie hätten sich mit meinen achtzehn Millionen Mark davongemacht.
    Die Frage blieb nur, falls ja, warum waren Sie dann nicht untergetaucht? Und dann tauchten Sie unter.«
    »O ja.«
    »Alle Fakten paßten dann zusammen«, erklärte Miles. »Ich
    hatte Sie festgenagelt als Veruntreuer, Deserteur, Dieb und komarranischen Mistkerl.«
    »Und was hat Sie davon abgehalten, diese Beschuldigungen
    offiziell vorzubringen?«
    »Nichts, unglücklicherweise.« Miles räusperte sich. »Tut mir leid.«
    Galenis Gesicht färbte sich leicht grün. Er war zu entsetzt, um noch einen überzeugend zornigen Blick hinzubekommen, obwohl er es versuchte.
    »Sie haben nur allzu recht«, sagte Miles. »Wenn wir hier nicht herauskommen, dann wird Ihr Name befleckt bleiben.«
    »Und das alles für nichts …« Galeni stemmte den Rücken gegen die Wand und neigte den Kopf zurück, als müßte er ihn stützen.
    Er schloß die Augen, als schmerzten sie.
    Miles erwog die wahrscheinlichen politischen Konsequenzen,
    sollten er und Galeni jetzt ohne weitere Spuren verschwinden.
    Untersuchungsbeamte müßten eigentlich seine Idee von der Unterschlagung noch aufregender finden als er selbst, denn jetzt wurde sie erhärtet durch Entführung, Mord, Fahnenflucht und Gott 164
    weiß noch was. Der Skandal würde garantiert die Bemühung um die Integration der Komarraner bis in die Grundfesten erschüttern, vielleicht sogar zunichte machen. Miles blickte durch den Raum auf den Mann, den sein Vater, Aral Vorkosigan, ausgewählt hatte, um es mit ihm zu versuchen. Eine Art von Erlösung…
    Das allein konnte schon Grund genug für den komarranischen
    Untergrund sein, sie beide zu ermorden. Aber die Existenz des –
    ach, lieber Gott, bitte kein Klon! – anderen Miles legte den Gedanken nahe, daß diese Anschwärzung von Galenis Charakter, freundlicherweise von Miles ausgelöst, vom komarranischen Standpunkt aus gesehen lediglich einen glücklichen Zusatzeffekt darstellte. Er fragte sich, ob die Komarraner

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