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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war, in der Hoffnung, die Art von Information zu bekommen, die er nun besaß. Aber es war nicht seine Absicht gewesen, in der Falle sitzenzubleiben. Er rieb sich total frustriert den Nacken – welche Freude wäre es ge176
    wesen, eine Dendarii-Eingreiftruppe herbeizurufen gegen dieses … dieses Rebellennest – und zwar auf der Stelle …
    Die Tür klickte. Es war zu früh fürs Mittagessen. Miles fuhr herum und hoffte einen wilden Augenblick lang, es käme da Kommandantin Quinn an der Spitze einer Patrouille zu seiner Rettung – nein. Es waren nur wieder die beiden Gorillas, ein dritter stand mit einem Betäuber in der Tür.
    Einer zeigte auf Miles. »Sie. Kommen Sie mit.«
    »Wohin?«, fragte Miles mißtrauisch. Konnte das schon das
    Ende sein – daß man ihn in die Tiefgarage führte und dort erschoß oder ihm das Genick brach? Er fühlte keine Lust, freiwillig zu seiner eigenen Hinrichtung zu schreiten.
    Etwas ähnliches mußte auch Galeni durch den Kopf gegangen
    sein, denn als die beiden Miles ganz unzeremoniell an den Armen packten, sprang Galeni auf sie los. Der mit dem Betäuber fällte den Hauptmann, bevor er die Hälfte des Raums durchquert hatte. Galeni zuckte krampfhaft zusammen, bleckte in verzweifeltem Widerstand die Zähne und blieb dann reglos liegen.
    Benommen ließ Miles es zu, daß man ihn zur Tür hinausschaffte. Falls er sterben sollte, dann wollte er zumindest bei Bewußtsein bleiben, um dem Tod ein letztesmal ins Gesicht zu spucken, während er ihn holte.
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KAPITEL 9
    Zu Miles einstweiliger Erleichterung nahmen sie ihn das Liftrohr hinauf, nicht hinab. Nicht, daß sie ihn nicht durchaus auch woanders umbringen konnten als in der Tiefgarage. Galeni zum Beispiel würden sie wohl in der Garage umbringen, damit sie die Leiche nicht umherschleifen mußten, aber Miles' Gewicht im toten Zustand würde sozusagen kein logistisches Problem darstellen.
    Der Raum, in den die beiden Männer ihn jetzt schoben, war eine Art Studierzimmer oder Privatbüro, trotz der polarisierten Fenster voller Licht. Ein durchsichtiges Regal an der Wand war mit Bibliotheksdateien gefüllt; in einer Ecke stand ein Pult mit einer gewöhnlichen Komkonsole. Ihr Vid zeigte im Augenblick eine
    Fischaugensicht von Miles' Zelle. Galeni lag noch betäubt auf dem Boden.
    Der ältere Mann, der am Vorabend die Leitung bei Miles'
    Entführung gehabt zu haben schien, saß auf einer beige gepolsterten Bank aus Chrom vor dem verdunkelten Fenster und untersuchte ein Hypnospray, das er gerade aus seinem Behälter genommen hatte, der offen daneben stand. Aha, ein Verhör, keine Hinrichtung stand auf dem Plan. Oder zumindest ein Verhör vor der Hinrichtung. Es sei denn, sie hatten einfach vor, ihn zu vergiften.
    Miles' löste seinen Blick von dem glitzernden Hypo, während der Mann sich zurechtrückte und den Kopf neigte, um Miles mit zusammengekniffenen blauen Augen zu mustern. Mit einem Seitenblick streifte er die Komkonsole. Ein momentanes, zufälliges Detail seiner Haltung, die Hand, die den Rand der Bank umfaßte, ließ Miles plötzlich erkennen, mit wem er es zu tun hatte, denn der Mann ähnelte Hauptmann Galeni nicht sonderlich, außer vielleicht in der Bleichheit seiner Haut. Er schien etwa sechzig Jahre alt zu sein. Sein ergrauendes Haar war kurz geschnitten, das Gesicht zerfurcht, der vom Alter etwas beleibte Körper gehörte offensichtlich nicht einem Athleten oder einem Mann, der sich viel im Freien aufhielt. Er trug konservative irdische Kleidung, die 178
    etwa eine Generation von der historischen Mode entfernt war, die Miles in der Einkaufsarkade an den dort flanierenden Teenagern beobachtet hatte. Es hätte sich bei dem Mann um einen Geschäftsmann oder Lehrer handeln können, um alles – außer um einen gefährlichen Terroristen.
    Abgesehen von der mörderischen Spannung, die den Mann
    erfüllte. In ihr, im gegenseitigen Umschlingen der Hände, dem Beben der Nasenflügel, dem eisernen Strich des Mundes und der Starrheit des Nackens, waren sich Ser Galen und Duv Galeni
    gleich.
    Galen stand auf und ging langsam um Miles herum und gab sich dabei wie ein Mann, der die Skulptur eines unbedeutenden
    Künstlers studierte. Miles stand völlig reglos da. Barstrümpfig kam er sich kleiner vor als sonst. Endlich war er in das Zentrum des Komplotts gelangt, zu der geheimen Quelle, von der all seine Schwierigkeiten in den letzten Wochen ausgegangen waren. Und die Mitte des Ganzen war dieser Mann, der ihn umkreiste und mit hungrigem

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