Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
können.«
    Der Klon schnaubte verächtlich. »Wohl kaum. Ich wußte schon immer Bescheid. Ich wußte vom Anfang an, was ich war. Die
    Klons von Jackson's Whole werden in Pflege gegeben, weißt du, zu bezahlten Pflegeeltern, die sie bis zur Reife großziehen. Im Replikator gezüchtete Klons tendieren zu unangenehmen gesundheitlichen Problemen – Anfälligkeit für Infektionen, schlechte kardiovaskuläre Verfassung –, die Leute, die dafür zahlen, daß ihr Gehirn transplantiert wird, erwarten, in einem gesunden Körper zu erwachen.
    Ich hatte einmal eine Art Pflegebruder – er war ein bißchen älter als ich …«, der Klon hielt inne, holte tief Luft, »der mit mir zusammen großgezogen wurde. Aber er wurde nicht mit mir zusammen erzogen. Ich brachte ihm Lesen bei, ein bißchen … Kurz bevor die Komarraner kamen und mich holten, brachten die Leute vom Labor ihn fort. Es war purer Zufall, daß ich ihn später wiedersah. Man hatte mich geschickt, ein Paket am Shuttlehafen abzuholen. Allerdings sollte ich nicht in die Stadt gehen. Ich sah ihn auf der anderen Seite der Halle, als er gerade den Wartesaal erster 214
    Klasse betrat. Ich rannte zu ihm hin. Bloß, er war es nicht mehr. In seinem Kopf saß ein schrecklich reicher alter Mann. Sein Leibwächter schob mich zurück …«
    Der Klon drehte sich herum und knurrte Miles an. »Oh, ich
    wußte Bescheid. Aber einmal, einmal, nur dies eine Mal, dreht ein Klon von Jackson's Whole den Spieß herum. Anstatt daß du mein Leben ausschlachtest, werde ich dein Leben führen.«
    »Wo wird dann dein Leben bleiben?«, fragte Miles verzweifelt.
    »Begraben in einer Imitation von Miles, wo bleibt da Mark? Bist du sicher, daß nur ich in meinem Grab liegen werde?«
    Der Klon zuckte zusammen. »Wenn ich Kaiser von Barrayar
    bin«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, »dann wird keiner mir etwas antun können. Macht ist Sicherheit.«
    »Darf ich dir einen Hinweis geben«, sagte Miles. »Es gibt keine Sicherheit. Nur unterschiedliche Grade von Gefahr. Und Scheitern.« Und erlaubte er etwa, so spät, seiner alten Einzelkind-Einsamkeit, ihm einen Streich zu spielen? War dort überhaupt jemand, hinter diesen allzu vertrauten grauen Augen, die ihn so wild anblickten? Welcher Köder würde ihn einfangen? Anfänge, der Klon kannte sich offensichtlich mit Anfängen aus. Bei den Enden fehlte es ihm an Erfahrung …
    »Ich habe immer gewußt«, sagte Miles sanft – der Klon beugte sich näher heran –, »warum meine Eltern kein zweites Kind mehr bekamen. Außer dem Gewebeschaden vom Soltoxin-Gas. Sie
    hätten ja noch ein Kind bekommen können, mit den Techniken, die damals auf Kolonie Beta verfügbar waren. Mein Vater gab immer vor, es wäre, weil er nicht wagte, Barrayar zu verlassen, aber meine Mutter hätte seine genetische Probe nehmen und allein nach Kolonie Beta gehen können.
    Der Grund war ich. Diese Mißbildungen. Wenn ein gesunder
    Sohn existiert hätte, dann wären sie unter einem schrecklichen gesellschaftlichen Druck gestanden, mich zu enterben und ihn an meiner Stelle zum Erben zu machen. Du meinst, ich übertreibe den Horror, den Barrayar vor Mutationen hat? Mein eigener Großvater 215
    versuchte, nachdem er den Streit um eine Abtreibung verloren hatte, die Entscheidung zu erzwingen und mich in meiner Wiege zu ersticken, als ich ein Säugling war. Sergeant Bothari – er war von meiner Geburt an mein Leibwächter – wagte nicht, eine Waffe gegen den berühmten General zu ziehen, deshalb hob er ihn einfach hoch und hielt ihn über seinen Kopf, unter allerhand Entschuldigungen – es war auf einem Balkon im dritten Stock –, bis General Piotr ebenso höflich darum bat, wieder heruntergelassen zu werden. Danach herrschte zwischen ihnen Einvernehmen. Ich habe diese Geschichte viel später von meinem Großvater gehört; der Sergeant war nicht sehr gesprächig.
    Später brachte mein Großvater mir das Reiten bei. Und
    schenkte mir den Dolch, den du in dein Hemd gesteckt hast. Und vermachte mir die Hälfte seiner Ländereien, von denen die meisten noch insgeheim strahlen, von den Nuklearwaffen der Cetagandaner. Und in hundert peinigenden, typisch barrayaranischen gesellschaftlichen Situationen stand er hinter mir und ließ mich nicht weglaufen, bis ich gezwungenermaßen lernte, mit ihnen fertigzuwerden oder zu sterben. Ich zog den Tod in Erwägung.
    Meine Eltern andrerseits waren so lieb und so behutsam – die Tatsache, daß sie mir absolut keine Vorschläge machten, sprach

Weitere Kostenlose Bücher