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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Rauschen seiner roten Blutzellen in den Ohren, die einander Tausende militärischer Geheimnisse zuflüsterten und trunken einen ländlichen Tanz aufführten, zusammen mit Molekülen von Schnell-Penta, die ihm ihre Hydroxylgruppen wie Unterröcke zuschwenkten. Er blinzelte, um das Bild zu vertreiben.
    Galens Hand kramte in seiner Tasche herum, dann veränderte
    sich sein Gesichtsausdruck. »Au!« Er zog seine Hand heraus, schüttelte ein Hypnospray ab und saugte an dem blutenden Dau221
    men. »Der kleine Mistkerl hat mich gebissen.« Er blickte nach unten, wo das junge Hypnospray unsicher auf seinen spindeldürren Metallbeinen herumhopste, und zertrat es mit dem Fuß. Es starb mit einem leisen Quieken.
    »Diese Art mentalen Schlupfes ist natürlich bei einem wiederbelebten Kryoleichnam gar nicht ungewöhnlich. Sie werden darüber hinwegkommen«, beruhigte ihn Dr. Galen.
    »War ich tot?«
    »Glatt gekillt, auf der Erde. Sie haben ein Jahr in kryogenischer Suspension zugebracht.«
    Seltsamerweise konnte sich Miles daran erinnern. Er war in
    einem Glassarg gelegen, wie eine Märchenprinzessin, auf der ein grausamer Fluch lag, während jenseits der reifbedeckten Scheiben stumme Gestalten geistergleich umherhuschten.
    »Und Sie haben mich wiederbelebt?«
    »O nein. Sie sind kaputtgegangen. Der schlimmste Fall von
    Gefrierkammer-Verbrennung, den man je gesehen hat.«
    »Oh«, Miles zögerte verdutzt und fügte leise hinzu: »Bin ich dann also noch tot? Kann ich Pferde bei meinem Begräbnis haben, wie Großvater?«
    »Nein, nein, nein, natürlich nicht.« Dr. Galen gackerte wie eine Glucke. »Sie dürfen nicht sterben, Ihre Eltern würden es nie erlauben. Wir haben Ihr Gehirn in einen Ersatzkörper transplantiert.
    Glücklicherweise hatten wir einen verfügbar. Hat schon mal jemandem gehört, war aber kaum benutzt. Ich gratuliere Ihnen, Sie sind wieder jungfräulich. War es nicht clever von mir, Ihren Klon für Sie fertig zu machen?«
    »Mein Kl –, mein Bruder? Mark?« Miles setzte sich mit einem Ruck auf, Schläuche fielen von ihm ab. Zitternd zog er sein Tischbrett aus und starrte in den Spiegel der polierten Metalloberfläche. Die gepunktete Linie einer mit großen schwarzen Stichen vernähten Narbe lief über seine Stirn. Er starrte auf seine Hände und drehte sie entsetzt um. »Mein Gott. Ich trage eine Leiche.«
    222
    Er blickte zu Galen empor. »Wenn ich hier drin bin, was haben Sie dann mit Mark gemacht? Wohin haben Sie das Gehirn getan, das in diesem Schädel war?«
    Galen zeigte es ihm.
    Auf dem Tisch neben Miles' Bett stand ein großes Glasgefäß. In ihm schwamm ein ganzes Gehirn, wie ein Pilz auf einem Stamm, gummiartig, tot und tückisch. Die Einmachflüssigkeit war dick und grünlich.
    »Nein, nein, nein!«, schrie Miles. »Nein, nein, nein!« Er
    kämpfte sich aus dem Bett heraus und packte das Glas. Die Flüssigkeit schwappte kalt über seine Hände. Er rannte barfuß hinaus auf den Korridor. Sein Patientenkittel flatterte offen auf dem Rücken. Hier mußten sich noch ein paar freie Körper befinden, schließlich war das hier das Kaiserliche Militärkrankenhaus.
    Plötzlich erinnerte er sich daran, wo er einen gelassen hatte.
    Er stürmte durch eine andere Tür und befand sich auf einmal in dem Kampflandeshuttle über Dagoola IV. Die Shuttleluke war offen und klemmte. Draußen quollen schwarze Wolken auf, durchschossen von den gelben Dendriten der Blitze. Das Shuttle schwankte. Schmutzige, verwundete Männer und Frauen in angesengten Dendarii-Kampfanzügen schlitterten herum und schrien und fluchten. Miles hastete zu der offenen Luke, immer noch den Glasbehälter in Händen, und trat hinaus.
    Teils schwebte er, teils fiel er. Eine schreiende Frau stürzte an ihm vorbei hinab. Sie streckte hilfesuchend die Arme aus, aber er konnte nicht den Glasbehälter loslassen. Ihr Körper zerbarst beim Aufprall auf dem Boden.
    Miles landete mit den Füßen voraus auf gummiartigen Beinen
    und ließ fast den Glasbehälter fallen. Der Schlamm war dick und schwarz und sog ihn bis zu den Knien ein.
    Leutnant Murkas Körper und Leutnant Murkas Kopf lagen
    genau dort, wo er sie auf dem Schlachtfeld hatte liegen lassen. Mit kalten und zitternden Händen nahm Miles das Gehirn aus dem Glas und versuchte, den Hirnstamm in den vom Plasmafeuer ver223
    brannten Hals zu schieben. Das Ding weigerte sich eigensinnig hineinzugehen.
    »Er hat sowieso kein Gesicht«, kritisierte Leutnant Murkas
    Kopf von der Stelle, wo er ein paar Meter

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