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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eine unüberhörbare Sprache. Sie waren sogar noch überfürsorglich, als sie mich meine Knochen in jeder Sportart und in der militärischen Laufbahn riskieren ließen – weil sie mich meine Geschwister unterdrücken ließen, bevor die überhaupt geboren waren.
    Damit ich nicht einmal einen einzigen Augenblick lang meinen sollte, ich wäre nicht gut genug, um ihnen zu gefallen…« Miles brach abrupt ab, dann fügte er noch hinzu: »Vielleicht hast du Glück, daß du keine Familie hast. Die macht dich schließlich nur verrückt.«
    Und wie soll ich diesen Bruder retten, wenn ich nie eine Ahnung hatte, daß es ihn gab? Ganz zu schweigen von der Aufgabe zu überleben, zu entkommen, das komarranische Komplott zu vereiteln, Hauptmann Galeni aus den Händen seines Vaters zu befreien, den Kaiser und meinen Vater vor einem Mordanschlag zu be
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    wahren und zu verhindern, daß die Dendarii-Söldner durch den Fleischwolf gedreht werden …?
    Nein. Wenn ich nur meinen Bruder retten kann, dann muß alles andere daraus folgen. Ich habe recht. Hier und jetzt ist der Ort, mich ins Zeug zu legen, zu kämpfen, bevor die erste Waffe überhaupt gezogen wird. Brich das erste Glied auf, und die ganze Kette löst sich.
    »Ich weiß genau, was ich bin«, sagte der Klon. »Du wirst mich nicht zum Narren halten.«
    »Du bist, was du tust. Triff eine neue Wahl und ändere dich.«
    Der Klon zögerte, seine Augen begegneten fast zum erstenmal direkt Miles' Blick. »Welche Garantie könntest du mir wohl geben, auf die ich mich verlassen kann?«
    »Mein Wort als Vorkosigan.«
    »Pah!«
    Miles überdachte dieses Problem ernsthaft, vom Standpunkt
    des Klons aus gesehen. »Dein ganzes bisheriges Leben war auf Verrat konzentriert, auf der einen oder der anderen Ebene. Da du bisher null Erfahrung mit ungebrochenem Vertrauen hast, kannst du natürlich nicht aus Vertrauen urteilen. Sag mir doch zum Beispiel mal, welcher Garantie du glauben würdest?«
    Der Klon öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Er stand
    stumm da und errötete leicht.
    Miles lächelte fast. »Du siehst den kleinen Haken, ja?«, sagte er sanft. »Den logischen Fehler? Der Mann, der annimmt, alles sei Lüge, irrt sich mindestens so sehr wie der, der annimmt, daß alles wahr ist. Wenn dir keine Garantie paßt, dann liegt der Fehler vielleicht nicht bei der Garantie, sondern bei dir. Und du bist der einzige, der das ändern kann.«
    »Was kann ich tun?« murmelte der Klon. Einen Moment lang
    flackerte quälender Zweifel in seinen Augen auf.
    »Es versuchen«, hauchte Miles.
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    Der Klon stand wie gebannt da. Miles' Nasenflügel bebten. Er war so nahe dran – so nahe – er hatte ihn fast …
    Die Tür flog auf. Galen stürmte herein, rot vor Wut, flankiert von den verdutzten komarranischen Wachen.
    »Verdammt, die Zeit …!« zischte der Klon. Er richtete sich
    schuldbewußt auf und reckte das Kinn.
    Zum Teufel mit dem Timing! schrie Miles stumm in Gedanken.
    Wenn er nur ein paar Minuten mehr gehabt hätte …
    »Was, zum Teufel, machst du hier?«, fragte Galen. Seine
    Stimme klang vor Wut, als würde ein Schlitten über Kies gezogen.
    »Ich verbessere hoffentlich meine Überlebenschancen über die ersten fünf Minuten hinaus, nachdem ich meinen Fuß auf Barrayar gesetzt habe«, sagte der Klon kühl. »Es ist doch notwendig für euch, daß ich noch eine Weile überlebe, selbst für eure Ziele, oder?«
    »Ich habe dir gesagt, es ist, verdammt noch mal, zu gefährlich!«
    Galen brüllte fast. »Ich habe ein Leben lang Erfahrung im Kampf mit den Vorkosigans. Sie sind die hinterlistigsten Propagandisten, wenn es darum geht, eigennützige Gier mit dem Mäntelchen des Pseudopatriotismus zu verhüllen. Und der hier ist aus dem gleichen Holz geschnitzt. Seine Lügen werden dich stolpern lassen, du wirst ihm auf den Leim gehen – er ist ein raffinierter kleiner Bastard und verliert nie seine Hauptchance aus dem Auge.«
    »Aber seine Auswahl an Lügen war sehr interessant.« Der Klon führte sich auf wie ein nervöses Pferd, stieß mit dem Fuß auf den Teppich, halb trotzig, halb beschwichtigend. »Ihr habt mich studieren lassen, wie er sich bewegt, wie er spricht und schreibt. Aber mir war nie wirklich deutlich, wie er denkt.«
    »Und jetzt?«, knurrte Galen drohend.
    Der Klon zuckte die Achseln. »Er ist bekloppt. Ich denke, er glaubt wirklich an seine eigene Propaganda.«
    »Die Frage ist, glaubst du auch daran?«
    Glaubst du, glaubst du? dachte Miles

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