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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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entfernt lag. »Er wird häßlich wie die Nacht aussehen, wenn er mit meinem Körper herumläuft und dieses Ding da heraussteht.«
    »Halten Sie den Mund, Sie haben nichts zu sagen, Sie sind tot«, knurrte Miles. Das glitschige Hirn glitt ihm aus den Fingern und fiel in den Schlamm. Er hob es wieder auf und versuchte schwerfällig, mit dem Ärmel seiner Dendarii-Admiralsuniform die schwarze Schmiere abzuwischen, aber das rauhe Tuch scheuerte die gewundene Oberfläche von Marks Gehirn auf und beschädigte es. Miles klopfte verstohlen das Gewebe zurück an seinen Platz, in der Hoffnung, niemand würde etwas merken, und versuchte weiterhin, den Hirnstamm wieder in den Nacken zu schieben.
    Miles riß die Augen weit auf. Er hielt den Atem an, zitterte und war schweißnaß. Der Lichtschlitz brannte stetig in der immer gleichbleibenden Decke der Zelle.
    Die Bank fühlte sich in seinem Rücken hart und kalt an. »Gott.
    Gott sei Dank«, keuchte er.
    Galeni stand besorgt über ihn gebeugt und stützte sich mit einem Arm gegen die Wand. »Alles in Ordnung?«
    Miles schluckte und holte tief Luft. »Wissen Sie, es muß wirklich ein schlimmer Traum sein, wenn man es als Verbesserung empfindet, hier aufzuwachen.«
    Mit einer Hand streichelte er die kühle, beruhigende Festigkeit der Bank. Die andere Hand fand keine Wundnaht auf seiner Stirn, obwohl sich sein Kopf anfühlte, als hätte sich ein Amateurchirurg daran zu schaffen gemacht. Er blinzelte, kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und stützte sich mit etwas Mühe auf dem rechten Ellbogen auf. Die linke Hand war geschwollen und zitterte.
    »Was ist passiert?«
    »Es ist unentschieden ausgegangen. Einer der Wächter und ich haben uns gegenseitig betäubt. Unglücklicherweise blieb damit 224
    noch ein Wächter auf den Beinen. Ich bin vor vielleicht einer Stunde aufgewacht. Es war eine maximale Betäubung. Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir verloren haben.«
    »Zuviel. Es war jedoch ein guter Versuch. Verdammt.« Beinahe hätte er mit den verletzten Hand frustriert auf die Bank gehauen.
    »Ich war so nahe dran. Ich hab ihn fast gehabt.«
    »Den Wächter? Das sah aber eher so aus, als hätte er Sie gehabt.«
    »Nein, ich meine meinen Klon. Meinen Bruder. Was immer er
    ist.« Bilder aus seinem Traum blitzten auf, und er schauderte. »Ein scheuer Kerl. Ich glaube, er fürchtet, daß er in einem Glasgefäß endet.«
    »Was?«
    »Uff.« Miles versuchte sich aufzusetzen. Die Betäubung hatte ein Gefühl der Übelkeit hinterlassen. Muskeln krampften sich ruckartig in seinen Armen und Beinen zusammen. Galeni, der offensichtlich in keiner besseren Verfassung war, wankte zu seiner Bank zurück und setzte sich.
    Etwas später öffnete sich die Tür. Abendessen, dachte Miles.
    Der Wächter richtete seinen Betäuber auf ihn. »Ihr beide.
    Raus!« Der zweite Wächter gab ihm mit einem weiteren Betäuber Rückendeckung, einige Meter außerhalb der Reichweite. Miles gefiel der Ausdruck auf ihren Gesichtern nicht. Der eine Wächter war ernst und bleich, der andere lächelte nervös.
    »Hauptmann Galeni«, sagte Miles, während sie hinausgingen,
    mit höherer Stimme als er beabsichtigt hatte, »ich glaube, jetzt ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, um mit Ihrem Vater zu reden.«
    In Galenis Miene folgten die verschiedensten Gesichtsausdrücke aufeinander: Zorn, störrischer Eigensinn, nachdenkliches Taxieren, Zweifel.
    »Dort entlang.« Der Wächter wies sie zum Liftrohr. Sie bewegten sich abwärts, zur Garagenebene.
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    »Sie können das, ich nicht«, beschwor Miles Galeni halblaut aus dem Mundwinkel.
    Galeni zischte durch die Zähne: Frustration, Einwilligung,
    Entschlossenheit. Als sie die Garage betraten, wandte er sich abrupt an den Wächter, der ihm näher war, und stieß unwillig hervor: »Ich möchte meinen Vater sprechen.«
    »Das geht nicht.«
    »Ich glaube, Sie sollten mich lieber lassen.« Galenis Stimme klang scharf.
    »Das hängt nicht von mir ab. Er hat uns unsere Befehle gegeben und ist gegangen. Er ist nicht hier.«
    »Dann rufen Sie ihn an.«
    »Er hat mir nicht gesagt, wo er hingeht.« Die Stimme des
    Wächters klang angespannt und gereizt. »Und wenn er es mir
    gesagt hätte, würde ich ihn sowieso nicht anrufen. Stellt euch dort an diesem Leichtflieger hin.«
    »Wie werden Sie es machen?«, fragte Miles plötzlich. »Ich bin wirklich neugierig, es zu erfahren. Nehmen Sie es als meinen letzten Wunsch.« Er trat zu dem Leichtflieger. Seine Augen wanderten umher und

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