Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
umgesehen. »Hm … wie heißt du?«
    »Suegar.«
    »Suegar. Aha, ganz richtig. Ich heiße übrigens Miles.«
    »Mhm.« Suegar verzog sein Gesicht zu einem ironischen Lächeln. »Dein Name bedeutet ›Soldat‹, hast du das gewußt?«
    »Ja, man hat es mir gesagt.«
    »Aber du bist kein Soldat …?«
    Hier gab es keinen teuren Trick mit dem Schnitt der Kleidung oder dem Stil der Uniform, um vor sich selbst, wenn schon nicht vor jemand anderem, die Eigentümlichkeiten seines Körpers zu verstecken. Miles errötete. »Auf das Ende zu nahmen sie alle. Man machte mich zu einem Angestellten im Erfassungsamt. Ich bin nie soweit gekommen, daß ich eine Waffe abfeuerte. Hör mal, Suegar
    – wie bist du dazu gekommen zu wissen, daß du der Eine bist?
    Hast du das schon immer gewußt?«
    »Es ist mir allmählich aufgegangen«, bekannte Suegar und
    wechselte in den Schneidersitz über. »Ich bin der einzige hier drin, der die Worte kennt, sieh mal.« Er streichelte wieder sein Lumpenseil. »Ich habe alle im ganzen Lager abgesucht, aber sie spotten nur über mich. Es war eine Art Eliminierungsprozeß, verstehst du, als alle außer mir aufgaben.«
241
    »Aha.« Miles setzte sich auch auf und keuchte nur ein bißchen wegen der Schmerzen. Die Rippen würden die nächsten paar Tage höllisch wehtun. Er nickte in Richtung auf das Seil, das der andere um sein Handgelenk geschlungen hatte. »Bewahrst du dort deine Schrift auf? Darf ich sie sehen?« Und wie, zum Teufel, war Suegar hier drin überhaupt an eine Plastikfolie oder ein einzelnes Stück Papier oder was auch immer gekommen?
    Suegar drückte seine Arme schutzsuchend an die Brust und
    schüttelte den Kopf. »Seit Monaten hat man versucht, sie mir abzunehmen, verstehst du. Ich kann nicht vorsichtig genug sein.
    Bis du beweist, daß du der Eine bist. Auch der Teufel kann aus der Schrift zitieren, weißt du.«
    Ja, daran hatte ich auch gedacht … Wer wußte, welche Gelegenheiten Suegars ›Schrift‹ enthalten mochte? Nun ja, das kam vielleicht später. Einstweilen sollte man den Tanz fortsetzen.
    »Gibt es noch weitere Zeichen?«, fragte Miles. »Schau mal, ich weiß nicht, daß ich dein Einer bin, aber andrerseits weiß ich auch nicht, daß ich es nicht bin. Ich bin schließlich einfach hierher gekommen.«
    Suegar schüttelte wieder den Kopf. »Es sind nur fünf oder sechs Sätze, weißt du. Man muß eine Menge interpolieren.«
    Das möchte ich wohl meinen. Miles sprach den Kommentar nicht laut aus. »Wie bist du aber daran gekommen? Oder hast du sie hier drin bekommen?«
    »Es war in Port Lisma, weißt du, kurz bevor wir gefangen wurden«, sagte Suegar. »Kampf von Haus zu Haus. Einer meiner Stiefelabsätze hatte sich etwas gelockert und klickte, wenn ich ging. Es ist komisch, wie eine solche kleine Sache einem unter die Haut gehen kann, während ringsum gefeuert wird. Da war ein Bücherschrank mit einer Glasfront, echt alte Bücher aus Papier –
    ich zerschlug das Glas mit dem Kolben meines Gewehrs und riß mir aus einem Buch den Teil einer Seite heraus, faltete das Papier zusammen und steckte es in meinen Stiefelabsatz, damit er nicht mehr klickte. Ich hatte mir das Buch gar nicht angeschaut. Ich wußte nicht einmal, daß es aus der Schrift war, das ging mir erst 242
    später auf. Zumindest glaube ich, daß es aus der Schrift ist. Es klingt auf jeden Fall wie die Schrift. Es muß aus der Schrift sein.«
    Suegar drehte nervös seine Barthaare um einen Finger. »Als wir darauf warteten, erfaßt zu werden, da holte ich das Papier aus meinem Stiefel heraus, aus purer Langeweile, weißt du. Ich hatte es in der Hand – der Mann vom Erfassungsdienst sah es, aber er nahm es mir nicht weg. Wahrscheinlich dachte er, es sei nur ein harmloses Stück Papier. Er wußte nicht, daß es aus der Schrift war.
    Ich hatte es immer noch in der Hand, als wir hier abgeliefert wurden. Weißt du, es ist das einzige Stück Geschriebenes in diesem ganzen Lager«, fügte er ziemlich stolz hinzu. »Es muß aus der Schrift sein.«
    »Nun … dann gib mal gut darauf acht«, riet Miles freundlich.
    »Wenn du es so lange aufbewahrt hast, dann war das offensichtlich deine Aufgabe.«
    »Ja …« Suegar blinzelte. Waren das Tränen? »Ich bin hier
    drinnen der einzige mit einer Aufgabe, nicht wahr? Also muß ich Einer von den Beiden sein.«
    »Klingt vernünftig«, sagte Miles liebenswürdig. »Sag mal,
    hm …«, er blickte sich in der großen eintönigen Kuppel um, »wie findest du dich hier drin überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher