Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
abgerissen habe. Ich bin mir nicht sicher, was das bedeutet.«
    »Wahrscheinlich bedeutet es, daß du danach selbst improvisieren mußt«, schlug Miles vor und öffnete wieder die Augen. Also das war das Rohmaterial, auf dem er aufbaute. Er mußte zugeben, daß besonders die letzte Zeile ihn erschreckte, sie ließ ihn frösteln wie ein Bauch voll kalter Würmer. So soll es sein. Vorwärts!
    »Da haben Sie’s, Oliver. Das ist es, was ich anbiete. Die einzige Hoffnung, die es wert ist, daß man dafür atmet. Die Erlösung selbst.«
    »Sehr erhebend«, sagte Oliver verächtlich.
    »Ich möchte gerade, daß ihr alle ›emporgehoben‹ werdet. Sie müssen verstehen, Oliver. Ich bin ein Fundamentalist. Ich nehme meine Heiligen Schriften sehr wörtlich.«
262
    Oliver öffnete den Mund, dann klappte er ihn wieder zu. Miles hatte seine ganze Aufmerksamkeit gewonnen.
    Endlich gibt es Kommunikation, flüsterte Miles stumm sich selber zu. Wir haben eine Verbindung hergestellt.
    »Es wäre ein Wunder nötig«, sagte Oliver schließlich, »um diesen ganzen Ort emporzuheben.«
    »Meine Theologie richtet sich nicht nur an die Erwählten, ich beabsichtige, zu den Massen zu predigen. Sogar«, er bekam wirklich den Bogen heraus, »zu den Sündern. Der Himmel ist für alle da. Aber Wunder müssen aufgrund ihrer Natur von draußen hereinbrechen. Wir tragen sie nicht in unseren Taschen …«
    »Sie tragen nichts, das ist sicher«, murmelte Oliver mit einem Blick auf Miles’ Blöße.
    »… wir können nur beten, und uns auf eine bessere Welt vorbereiten. Aber Wunder kommen nur zu denen, die dafür bereit sind.
    Sind Sie bereit, Oliver?« Miles beugte sich vor, seine Stimme vibrierte vor Energie.
    »Seh…« Olivers Stimme brach ab. Er blickte, seltsam genug, Suegar Zustimmung heischend an. »Meint es dieser Kerl ernst?«
    »Er denkt, daß er nur schwindelt«, sagte Suegar kühl, »aber das tut er nicht. Er ist der Eine, ganz recht und gewiß.«
    Die kalten Würmer zappelten wieder. Sich mit Suegar zu befassen war wie Fechten in einer Halle voller Spiegel, dachte Miles.
    Das Ziel war, obwohl es real war, nie ganz dort, wo es zu sein schien.
    Oliver holte Luft. Hoffnung und Furcht, Glaube und Zweifel mischten sich auf seinem Gesicht. »Wie sollen wir gerettet werden, Hochwürden?«
    »Ach – nennen Sie mich Bruder Miles. Ja. Sagen Sie mir – wieviel Bekehrte können Sie mit Ihrer eigenen bloßen Autorität herbeibringen?«
    Oliver blickte äußerst nachdenklich drein. »Lassen Sie sie nur dieses Licht sehen, und sie werden ihm überallhin folgen.«
263
    »Nun … nun … Erlösung ist für alle, gewiß, aber es gibt vielleicht gewisse zeitweilige Vorteile, wenn man eine Priesterschaft unterhält. Ich meine damit, selig sind auch die, die nicht sehen und doch glauben.«
    »Es ist wahr«, stimmte Oliver zu, »wenn Ihre Religion kein Wunder zustandebrächte, dann würde gewiß ein menschliches
    Opfer folgen.«
    »Ah … ganz richtig«, sagte Miles und schluckte. »Sie sind ein Mann scharfer Einsichten.«
    »Das ist keine Einsicht«, sagte Oliver. »Das ist eine persönliche Garantie.«
    »Ja, gut … um zu meiner Frage zurückzukommen. Wie viele
    Anhänger können Sie organisieren? Ich spreche hier von Körpern, nicht von Seelen.«
    Oliver runzelte die Stirn. Er war immer noch vorsichtig. »Vielleicht zwanzig.«
    »Können irgendwelche von denen weitere mitbringen?
    Ausschwärmen und noch mehr herholen?«
    »Vielleicht.«
    »Machen Sie sie dann zu Ihren Korporalen. Ich glaube, wir
    sollten hier frühere Ränge außer acht lassen. Nennen wir es …
    hm … die Armee der Wiedergeborenen. Nein. Die Reform-Armee.
    Das klingt besser. Wir sollen reformiert werden. Der Körper hat sich aufgelöst, wie die Raupe in ihrem Kokon, aber wir werden ihn zum Schmetterling umformen und davonfliegen.«
    Oliver schniefte wieder. »Was für Reformen planen Sie denn?«
    »Nur eine, glaube ich. Bezüglich des Essens.«
    Oliver starrte ihn ungläubig an. »Sind Sie sicher, daß dies nicht bloß eine Masche ist, damit Sie sich eine zusätzliche Mahlzeit beschaffen?«
    »Es stimmt, ich werde allmählich hungrig …« Miles ließ von dem Witz ab, da Oliver eisig unbeeindruckt blieb. »Aber so geht es 264
    auch einer Menge anderer Leute. Morgen schon können wir erreicht haben, daß sie uns alle aus der Hand fressen.«
    »Wann brauchen Sie diese zwanzig Kerle?«
    »Beim nächsten Essensappell.« Gut, er hatte den Mann überrascht.
    »So bald?«
    »Verstehen Sie,

Weitere Kostenlose Bücher