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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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noch verschlimmerte?
    Aber … wenn man von ihm erwartete, daß er dieses Problem durch eine Zurschaustellung von Gewalt löste, warum hatte dann der Graf ihn nicht von Anfang an mit dem Luftwagen ankommen
    lassen? Miles bedauerte, daß er zweieinhalb Tage für den Ritt gebraucht hatte. Das hatte seine Stoßkraft geschwächt, hatte seine Geschwindigkeit auf das Schrittempo von Silvy-Tal verlangsamt, hatte ihm genügend Zeit zum Zweifel gelassen. Hatte der Graf das vorhergesehen? Was wußte er, das Miles nicht wußte? Was konnte er wissen? Verdammt, dieser Test mußte nicht noch durch künstliche Stolpersteine schwieriger gemacht werden, er war an sich schon schlimm genug.
    Er möchte, daß ich schlau bin, dachte Miles verdrossen. Noch schlimmer, er möchte, daß man sieht, wie schlau ich bin, daß alle hier es sehen. Er betete darum, daß er nicht drauf und dran war, sich statt dessen als spektakulär dumm zu erweisen.
    »Sehr gut, Sprecher Karal. Sie haben alles getan, was Sie für heute tun können. Machen Sie Feierabend. Rufen Sie auch Ihre Männer zurück. Im Dunkeln werden Sie wahrscheinlich nichts finden.«
    Pym hielt seinen Scanner hoch, offensichtlich wollte er sich damit zu einem freiwilligen Einsatz melden, aber Miles winkte ab.
    Pym runzelte kritisch die Stirn. Miles schüttelte leicht den Kopf.
    Karal mußte man es nicht zweimal sagen. Er schickte Alex los, um die nächtliche Suche mit Fackeln abzusagen. Miles gegenüber blieb er mißtrauisch. Vielleicht verwirrte Miles ihn ebenso sehr wie er Miles? Miles hoffte mürrisch, daß es so war.
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    Miles war sich nicht sicher, wann genau der lange Sommerabend in eine Party übergegangen war. Nach dem Abendessen begannen die Männer hereinzuschneien, Karals Kameraden, die Senioren des Silvy-Tales. Einige kamen anscheinend regelmäßig hierher, um über Karals Audioset die abendliche Nachrichtensendung der Regierung mitzuhören. Zu viele Namen, und Miles durfte keinen vergessen. Eine Gruppe von Amateurmusikern traf ein, ziemlich atemlos, mit ihren selbstgefertigten Gebirglerinstrumenten. Offensichtlich spielte die Band bei allen größeren Hochzeiten und Totenwachen im Silvy-Tal; mit jeder Minute kam Miles alles immer mehr wie eine Begräbnisfeier vor.
    Die Musiker standen mitten im Hof und spielten. Miles’
    Hauptquartier auf der Veranda wurde jetzt seine Loge als Ehrengast. Es war schwer, sich auf die Musik einzulassen, während alle Zuhörer ihn so aufmerksam beobachteten. Einige Lieder waren ernsthaft, andere – am Anfang sehr vorsichtig – komisch. Miles’
    Spontaneität erstarrte oft mitten im Lachen, wenn die ihn Umgebenden einen schwachen Seufzer der Erleichterung von sich gaben; wenn er förmlich wurde, dann erstarrten die anderen ihrerseits. Es war wie mit zwei Leuten, die in einem Korridor aufeinander treffen und einander ausweichen wollen, und sich dabei gegenseitig behindern.
    Aber ein Lied war so betörend schön – eine Klage um verlorene Liebe –, daß es Miles ins Herz traf. Elena … In diesem Augenblick wurde alter Schmerz in Melancholie verwandelt, süße und ferne Melancholie, eine Art von Heilung, oder zumindest die Erkenntnis, daß eine Heilung stattgefunden hatte, im Verborgenen. Er wollte die Sänger an dieser Stelle fast aufhören lassen, solange sie noch vollkommen waren, aber er befürchtete, sie könnten denken, es mißfalle ihm. Doch eine Weile war er danach ruhig und nach innen gewandt und bekam in der einfallenden Dämmerung ihre nächste Darbietung kaum mit.
    Wenigstens machten jetzt die Berge an Speisen einen Sinn, die den ganzen Nachmittag hindurch gebracht worden waren. Miles 69
    hatte schon Angst gehabt, Ma Karal und ihre Freundinnen würden erwarten, daß er den kulinarischen Berg ganz allein abtrüge.
    Einmal beugte sich Miles über das Geländer und warf ein Blick auf Ninny, der im Hof angebunden stand und dort neue Freunde bekam. Eine ganze Schar von pubertierenden Mädchen umringte ihn, tätschelte ihn, bürstete seine Fesseln, flocht Blumen und Bänder in seine Mähne und seinen Schweif, fütterte ihn mit Lekkerbissen oder lehnte einfach die Wange an seine warme, seidige Flanke. Ninny hielt die Augen selbstzufrieden halb geschlossen.
    Himmel, dachte Miles eifersüchtig, wenn ich nur halb soviel Sexappeal hätte wie dieser verdammte Gaul, dann hätte ich mehr Freundinnen als mein Cousin Ivan. Miles überlegte ganz kurz, welche Vor-und Nachteile es hätte, sich um ein ungebundenes weibliches Wesen zu bemühen. Wie

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