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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Historisch gesehen, war er gerade erst hier angekommen. »Jedenfalls, wenn ihre Unwissenheit anhält«, verbesserte er sich fairerweise. Immer noch war es eine Last, schwer wie ein Berg. »Ist die Botschaft so kompliziert? So schwierig? ›Ihr müßt eure Kinder nicht mehr umbringen.‹ Wir verlangen von ihnen doch nicht, daß sie fünfdimensionale Mathematik für Weltraumnavigation lernen.« Damit hatte sich Miles in seinem letzten Semester auf der Akademie abgequält.
    »Es ist nicht leicht für sie«, sagte Dea mit einem Achselzucken.
    »Es ist für die zentralen Behörden leicht, Vorschriften zu erlassen, aber diese Leute hier müssen immerzu mit den Konsequenzen
    leben. Sie haben so wenig, und die neuen Vorschriften zwingen sie, ihren kargen Überschuß an Menschen am Rande der Gesellschaft abzugeben, die ihn nicht zurückerstatten können. Die alten Sitten waren weise, in den alten Tagen. Selbst jetzt muß man sich fragen, wie viele verfrühte Reformen wir uns leisten können bei dem Versuch, die Galaktiker nachzuäffen.«
    Und was ist Ihre Definition eines Menschen am Rande der Gesellschaft, Dea? »Aber der Überschuß nimmt zu«, sagte Miles laut.
    »An Orten wie diesem hier gibt es nicht mehr jeden Winter eine Hungersnot. Sie sind bei ihren Katastrophen nicht mehr isoliert, unter dem Siegel des Kaisers kann von einem Bezirk zum anderen Hilfe kommen … wir alle werden immer mehr miteinander vernetzt, so schnell wir können. Außerdem«, Miles hielt inne und fügte ziemlich schwach hinzu, »vielleicht unterschätzen Sie sie.«
    Dea hob ironisch die Augenbrauen. Pym wanderte auf der Veranda hin und her und suchte aufs neue das umliegende Buschland mit seinem Scanner ab. Miles wandte sich seinem Tee zu, der kalt wurde, und bemerkte dabei eine leichte Bewegung, ein Aufblitzen von Augen hinter dem Vorhang des Fensterflügels, der offenstand, um die Sommerluft hereinzulassen – dort stand Ma Karal und hörte zu. Wie lange schon? Seit er ihren Sohn Zed gerufen hatte, 66
    vermutete Miles. Damit hatte er ihre Aufmerksamkeit geweckt.
    Als ihre Blicke sich trafen, hob sie das Kinn, schnaufte und schüttelte geräuschvoll das Tuch aus, das sie in Händen gehalten hatte. Sie nickten einander zu. Bevor Dea, der Pym beobachtete, sie bemerkte, wandte sie sich wieder der Arbeit zu.
    Karal und Alex kehrten, verständlicherweise, um die Zeit des Abendessens zurück.
    »Ich habe sechs Männer draußen, die suchen«, berichtete Karal Miles vorsichtig auf der Veranda, die jetzt drauf und dran war, Miles’ offizielles Hauptquartier zu werden. Karal hatte seit dem frühen Nachmittag sichtlich eine große Strecke zurückgelegt. Sein Gesicht war verschwitzt, gezeichnet vom körperlichen wie vom unterschwelligen emotionalen Stress. »Aber ich glaube, Lern hat sich in die Büsche geschlagen. Es könnte Tage dauern, ihn da herauszuholen. Es gibt Hunderte von Plätzen, wo man sich dort draußen verstecken kann.«
    Karal mußte es wissen. »Glauben Sie nicht, daß er zu einem Verwandten gegangen ist?«, fragte Miles. »Wenn er vorhat, uns auf lange Sicht zu entgehen, dann muß er sich irgendwann einmal Verpflegung besorgen und Informationen. Werden sie ihn abliefern, wenn er auftaucht?«
    »Das ist schwer zu sagen.« Karal machte eine Geste der Ratlosigkeit. »Es ist … für sie ein heikles Problem, Mylord.«
    »Hm.«
    Wie lange würde sich Lern Csurik überhaupt dort draußen im Buschland herumtreiben? Sein ganzes Leben – sein Leben, das jetzt zerstört war – hatte hier in Silvy-Tal stattgefunden. Miles dachte über den Umbruch nach. Noch vor einigen Wochen war
    Csurik ein junger Mann gewesen, der alles vor sich hatte: ein Heim, eine Frau, eine werdende Familie, Glück; nach den Maßstäben des Silvy-Tales Wohlergehen und Sicherheit. Seine Hütte, das war Miles nicht entgangen, war trotz aller Einfachheit mit Liebe und Tatkraft versorgt gewesen, und trotz aller Armut war sie nicht 67
    schäbig. Im Winter war es sicher schwieriger. Jetzt war Csurik ein Flüchtling, der gejagt wurde, und von dem Wenigen, das er besaß, hatte er sich in einem Nu losgerissen. Wenn ihn nichts mehr zurückhielt, würde er dann weglaufen und immer weiter fliehen?
    Wenn er nichts hatte, wohin er flüchten konnte, würde er dann hier in der Nähe der Ruinen seines Lebens bleiben?
    Miles mußte an die Polizeikräfte denken, die wenige Flugstunden entfernt in Hassadar zur Verfügung standen. War es nicht Zeit, sie anzufordern, bevor er hier den Schlamassel

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