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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die reisenden Lords der alten Zeiten und so … Nein! Es gab Arten der Dummheit, denen er nicht zu verfallen brauchte, und das hier wäre auf jeden Fall eine gewesen. Der Dienst, den er schon einer kleinen Lady aus dem Silvy-Tal geschworen hatte, war gewiß schon genug zu tragen, ohne zusammenzubrechen; er spürte die dazugehörenden Strapazen
    schon, wie einen gefährlichen Druck in seinen Knochen.
    Als er sich umwandte, sah er Sprecher Karal, der ihm eine Frau vorstellen wollte, die schon weit über die Pubertät hinaus war, vielleicht fünfzig Jahre alt, schlank und klein und abgearbeitet. Sie trug ein altmodisches Feiertagsgewand; ihr ergrauendes Haar war zurückgekämmt und im Nacken zusammengebunden. Sie biß sich in Lippen und Wangen, mit schnellen, nervösen Bewegungen, die sie in ihrer Befangenheit halb unterdrückte.
    »Das ist Ma Csurik, Mylord. Lerns Mutter.« Sprecher Karal
    neigte den Kopf und zog sich zurück, ließ Miles im Stich. Kommen Sie zurück, Sie Feigling!
    »Madame«, sagte Miles. Seine Kehle war ausgetrocknet. Karal hatte ihm eine Falle gestellt, verdammt, ein öffentliches Schauspiel – nein, die anderen Gäste zogen sich auch außer Hörweite zurück, die meisten zumindest.
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    »Mylord«, sagte Ma Csurik. Sie brachte einen nervösen Knicks zustande.
    »Ach … setzen Sie sich.« Mit einem unbarmherzigen Ruck seines Kinns vertrieb Miles Dr. Dea aus dessen Stuhl und bedeutete der Gebirglerin, sich darauf niederzulassen. Er drehte seinen eigenen Stuhl ihr zu. Pym stand hinter ihnen, stumm wie eine Statue, gespannt wie eine Bogensehne. Stellte er sich vor, die alte Frau würde gleich eine Nadelpistole aus ihren Röcken hervorholen?
    Nein – es war ja Pyms Aufgabe, sich solche Dinge für Miles vorzustellen, damit Miles seine Gedanken ganz für das aktuelle Problem frei hatte. Pym wurde fast so aufmerksam beobachtet wie Miles selbst. Klugerweise hatte er sich bisher abseits gehalten, und das würde er zweifellos auch weiter tun, bis die schmutzige Arbeit vorbei war.
    »Mylord«, sagte Ma Csurik erneut und verfiel wieder in
    Schweigen. Miles konnte nur warten. Er betete darum, daß sie nicht gleich zusammenbrechen und über seine Knie weinen würde, oder irgend so was. Es war peinigend. Bleiben Sie stark, Frau, beschwor er sie stumm.
    »Lern, er …« Sie schluckte. »Ich bin sicher, daß er das Kind nicht getötet hat. So etwas ist in unserer Familie noch nie vorgekommen, das schwöre ich! Er sagt, er hat es nicht getan, und ich glaube ihm.«
    »Gut«, sagte Miles freundlich. »Dann lassen Sie ihn doch zu mir kommen, damit er mir dasselbe unter Schnell-Penta sagt, und ich werde ihm auch glauben.«
    »Komm weg da, Ma«, forderte sie ein schlanker junger Mann auf, der sie begleitet hatte und jetzt wartend an den Stufen stand, wie bereit, auf ein Zeichen hin in die Dunkelheit zu verschwinden. »Es hat keinen Zweck, merkst du das nicht?« Er blickte Miles düster an.
    Sie bedeutete dem Jungen mit einem Stirnrunzeln, er solle
    schweigen – war das einer ihrer anderen vier Söhne? – und wandte 71
    sich umso eindringlicher Miles zu. Sie suchte nach Worten. »Mein Lern ist doch erst zwanzig Jahre alt, Mylord.«
    » Ich bin auch erst zwanzig Jahre alt, Ma Csurik«, fühlte sich Miles bemüßigt zu erklären. Sie waren wieder an einem toten Punkt angelangt.
    »Hören Sie, ich sage es Ihnen noch einmal«, brach Miles ungeduldig aus. »Und noch einmal, und noch einmal, bis die Botschaft den erreicht hat, für den sie bestimmt ist. Ich kann einen Unschuldigen nicht verurteilen. Meine Wahrheitsdrogen lassen das nicht zu. Lern kann sich selbst entlasten. Er muß nur herkommen.
    Sagen Sie ihm das, bitte?«
    Sie erstarrte, wurde vorsichtig. »Ich … habe ihn nicht getroffen, Mylord.«
    »Aber Sie könnten ihn treffen.«
    Sie warf ihren Kopf zurück. »So? Könnte ich nicht.« Ihr Blick wanderte zu Pym und huschte dann weiter, als würde sein Anblick sie brennen. Das silberne Emblem der Vorkosigans, das auf Pyms Kragen gestickt war, funkelte im Zwielicht wie die Augen eines Tieres und bewegte sich nur im Rhythmus seines Atems. Karal brachte jetzt brennende Lampen auf die Veranda, bewahrte aber weiter Distanz.
    »Madame«, sagte Miles befangen. »Mein Vater, der Graf, hat mir befohlen, die Ermordung Ihrer Enkelin zu untersuchen. Wenn Ihr Sohn Ihnen so viel bedeutet, warum bedeutet dann Ihnen sein Kind so wenig? War sie … Ihre erste Enkelin?«
    Ihr Gesicht wirkte verwelkt. »Nein, Mylord. Lerns

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