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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schüttelte den Kopf, holte leicht Luft, hob seinen Scanner und rannte in die vom Feuer übergoldete Dunkelheit.
    »Probleme, Mylord?«, meldete sich Karals besorgte Stimme von der Schlafzimmertür.
    »Vielleicht. Warten Sie …« Miles hielt ihn zurück, als er sich zur Tür stürzen wollte. »Pym macht einen Rundgang mit einem
    Scanner und einem Betäuber. Warten Sie, bis er Entwarnung gibt.
    Ihre Jungen sind im Zelt vielleicht sicherer.«
    Karal trat ans Fenster, hielt den Atem an und fluchte.
    Nach ein paar Minuten kam Pym zurück. »Im Umkreis von einem Kilometer ist jetzt niemand mehr da«, berichtete er kurz. Er half Karal den Ziegeneimer holen und die Fackel auslöschen. Die Jungen, die während des Brandes geschlafen hatten, erwachten erst dadurch, daß gelöscht wurde.
    »Ich glaube, es war vielleicht eine schlechte Idee, ihnen mein Zelt zu leihen«, sagte Miles auf der Veranda mit erstickter Stimme.
    »Es tut mir zutiefst leid, Sprecher Karal. Ich hatte nicht daran gedacht.«
    »Das hätte niemals …«, stammelte Karal zornig und ängstlich,
    »das hätte niemals passieren dürfen, Mylord. Ich entschuldige mich für … für das Silvy-Tal.« Er wandte sich hilflos ab und 77
    starrte in die Dunkelheit. Der nächtliche Himmel, so hübsch mit Sternen übersät, wirkte jetzt bedrohlich.
    Als die Jungen ihre Schläfrigkeit abgeschüttelt und die Fakten erfahren hatten, meinten sie, daß das alles großartig sei, und wollten in das Zelt zurückkehren und den nächsten Attentäter erwarten. Mit schriller, doch entschlossen klingender Stimme scheuchte Ma Karal sie statt dessen ins Haus und hieß sie, ihr Nachtlager im Wohnzimmer aufzuschlagen. Es dauerte eine
    Stunde, bis sie aufhörten, sich über die Ungerechtigkeit zu beklagen und wieder einschliefen.
    Miles, der so aufgedreht war, daß er fast dummes Zeug daherplappern wollte, konnte überhaupt nicht schlafen. Er lag steif auf seiner Schlafpritsche, lauschte Dea, der schwer atmend schlief, und Pym, der aus Höflichkeit vorgab zu schlafen und überhaupt nicht zu atmen schien.
    Miles war nahe daran, Pym vorzuschlagen, sie sollten es aufgeben und für den Rest der Nacht auf die Veranda hinausgehen, als die Stille von einem schrillen Kreischen durchbrochen wurde, das schrecklich laut und gepeinigt von draußen kam.
    »Die Pferde!« Miles war mit einem Ruck auf seinen Beinen, sein Herz raste, und er war noch vor Pym an der Leiter. Pym überholte ihn, indem er sich direkt über die Seite des Dachgeschosses fallen ließ, mit einem eleganten Hocker landete und vor Miles an der Tür war. Dort versuchte Pym mit seinen gut antrainierten Reflexen als Leibwächter, Miles wieder nach innen zu befördern. Miles biß ihn fast. »Gehen Sie zu, verdammt noch mal! Ich habe eine Waffe!«
    Pym, dessen gute Absichten durchkreuzt worden waren, stürmte durch die Tür der Hütte hinaus, mit Miles an den Fersen. Auf halbem Weg im Hof trennten sie sich, da brach eine massive schnaubende Gestalt aus der Dunkelheit und überrannte sie fast: es war die Fuchsstute, die jemand losgebunden hatte. Ein weiterer Schrei durchdrang die Nacht, von der Stelle her, wo die Pferde angebunden standen.
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    »Ninny?«, rief Miles in panischer Angst. Diese Schreie kamen von Ninny. Ähnliche Laute hatte Miles nicht mehr gehört seit jener Nacht, als in Vorkosigan Surleau ein Schuppen niederbrannte, in dem ein Pferd eingeschlossen war. »Ninny!«
    Wieder ein grunzender Schrei, und dann ein Geräusch, wie wenn jemand mit einem Hammer auf eine Wassermelone einschlägt.
    Pym kam zurückgetaumelt, atmete schwer, es klang wie ein tiefes Röcheln, und dann fiel er auf den Boden und blieb zusammengekrümmt liegen. Anscheinend noch nicht tot, denn es gelang ihm, unter heftigem Keuchen lebhaft zu fluchen. Miles ließ sich neben ihm auf den Boden fallen und überprüfte Pyms Schädel – nein, Gott sei Dank, Ninnys Huf war mit diesem schreckenerregenden Laut auf Pyms Brust getroffen.
    Dem Leibwächter war nur die Luft weggeblieben, vielleicht war eine Rippe gebrochen. Miles war klüger und rannte zur Vorderseite der Pferdereihe. »Ninny!«
    Ninny riß mit dem Kopf an seinem Seil und versuchte sich
    aufzubäumen. Er wieherte wieder; die weißumrandeten Augen
    schimmerten in der Dunkelheit. »Ninny, mein Guter! Was ist los?«
    Miles’ linke Hand glitt am Seil zu Ninnys Halfter empor, mit der rechten streichelte er beruhigend Ninnys Schulter. Ninny zuckte, bäumte sich aber nicht mehr auf und blieb zitternd stehen.

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