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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Das Pferd schüttelte den Kopf. Etwas Heißes, Dunkles, Klebriges spritzte plötzlich auf Miles Gesicht und Brust.
    »Dea!« schrie Miles. »Dea!«
    Bei diesem Tumult schlief niemand mehr. Sechs Leute taumelten über die Veranda und in den Hof hinab, und keiner von ihnen hatte daran gedacht, ein Licht mitzubringen … Nein, in Dr. Deas Händen leuchtete ein Kaltlicht auf, und Ma Karal plagte sich immer noch damit ab, eine Laterne anzuzünden.
    »Dea, bringen Sie das verdammte Licht hier herüber!«, forderte Miles, dann blieb er stehen und zwang seine Stimme, eine Oktave tiefer zu ihrer gewöhnlichen sorgfältig kultivierten Stimmlage zurückzukehren.
79
    Dea kam angerannt und richtete das Licht auf Miles. Dann
    keuchte er, und aus seinem Gesicht wich alle Farbe. »Mylord! Sind Sie angeschossen worden?« Im Lichtschein glühte die dunkle Nässe auf Miles Hemd plötzlich scharlachrot.
    »Ich nicht«, sagte Miles und blickte entsetzt auf seine Brust hinab.
    Eine Erinnerung blitzte in ihm auf, die ihm den Magen herumdrehte, das Bild eines anderen blutgetränkten Todes, des sterben-den Sergeanten Bothari, den Pym ersetzt hatte. Den Pym nie würde ersetzen können.
    Dea wirbelte herum. »Pym?«
    »Dem fehlt nichts«, sagte Miles. Ein paar Meter weiter im Gras war ein schnaufendes Luftholen zu hören, das Ausatmen war von Flüchen begleitet. »Aber das Pferd hat ihn getreten. Holen Sie Ihre Instrumententasche!« Miles nahm Dea das Kaltlicht aus der Hand, und der Arzt eilte wieder in die Hütte.
    Miles hielt das Licht zu Ninny hoch und fluchte flüsternd. Eine riesige Schnittwunde, mehr als dreißig Zentimeter lang und von unbekannter Tiefe, klaffte in Ninnys schimmerndem Hals. Blut tränkte sein Fell und lief an seinen Vorderbeinen hinab. Miles berührte die Wunde besorgt und versuchte mit gespreizten Fingern die Wunde von beiden Seiten zusammenzuschieben und zu
    schließen, aber die Haut des Pferdes war elastisch und ging wieder auseinander und blutete heftig, als Ninny in Schmerzen den Kopf schüttelte. Miles griff nach der Nase des Pferdes: »Halt still, alter Junge!« Jemand hatte es auf Ninnys Jugular-Ader abgesehen gehabt, und hatte es fast geschafft: Ninny – der zahme, gehätschelte, freundliche und zutrauliche Ninny – hatte sich wohl erst dann bewegt, als das Messer tief in seinen Hals schnitt.
    Als Dr. Dea zurückkehrte, half Karal Pym auf die Beine. Miles wartete, während Dea Pym untersuchte, dann rief er: »Hierher, Dea!«
    Zed, der ebenso erschrocken aussah wie Miles, half Ninnys Kopf zu halten, während Dea die Schnittwunde untersuchte. »Ich habe Tests absolviert«, beschwerte sich Dea dabei halblaut. »Ich habe 80
    sechsundzwanzig andere Bewerber geschlagen, als es um die Ehre ging, Leibarzt des Premierministers zu werden. Ich habe die Prozeduren von siebzig verschiedenen möglichen medizinischen Notfällen praktiziert, von der Koronarthrombose bis zu Attentatsversuchen. Niemand – niemand – hat mir gesagt, daß es zu meinen Pflichten gehören würde, mitten in der Nacht inmitten einer heulenden Wildnis den Hals eines Gauls zusammenzunähen …« Aber während er sich beschwerte, arbeitete er weiter, und deshalb ließ Miles ihn weiterreden, tätschelte aber weiter sanft Ninnys Nase und rieb hypnotisch das verborgene Muster seiner Muskeln, um ihn zu besänftigen und ruhigzuhalten.
    Schließlich entspannte sich Ninny soweit, daß er sein sabberndes Kinn auf Miles Schulter stützte.
    »Bekommen Pferde Schmerzmittel?«, fragte Dea und hielt seinen medizinischen Betäuber, als wäre er sich nicht sicher, was er damit tun sollte.
    »Dieses hier schon«, sagte Miles beherzt. »Behandeln Sie ihn einfach wie einen Menschen, Dea. Dies ist das letzte Tier, das mein Großvater persönlich trainiert hat. Er hat ihm den Namen gegeben. Ich habe zugeschaut, als er geboren wurde. Wir haben ihn zusammen trainiert. Großvater ließ mich ihn nach seiner Geburt eine Woche lang jeden Tag hochheben und halten, bis er zu groß geworden war. Pferde sind Gewohnheitstiere, hat Großvater immer gesagt, und prägen sich erste Eindrücke ein. Seitdem hat Ninny immer gedacht, ich sei größer als er.«
    Dea seufzte und beschäftigte sich mit der Betäubung, der Reinigungslösung, den Antibiotika, den Muskelentspannern und dem biotischen Leim. Mit den fachkundigen Bewegungen eines Chirurgen rasierte er die Wundränder und plazierte das Stütznetz. Zed hielt besorgt das Licht hoch.
    »Der Schnitt ist sauber«, sagte Dea, »aber er

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