Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Dea trat mit erhobener Hand vor. Das Hypnospray zischte. Ma Mattulich drehte sich so schnell herum, daß die Röcke ihres Arbeitskleides um ihre Waden wirbelten, an denen die Krampfadern hervortraten. Sie blickte Dea an und zischte ihrerseits: »Sie wagen es!« Sie zog den Arm zurück, als wollte sie ihn schlagen, aber mitten im Schwung wurde sie langsam und traf ihn nicht mehr, denn Dea wich ihr aus. Sie geriet aus dem Gleichgewicht und stolperte. Sprecher Karal, der hinter ihr hereinkam, fing sie am Arm auf und stützte sie. »Sie wagen es!«, heulte sie erneut, dann drehte sie sich um und sah, daß nicht nur Dea, sondern auch alle anderen Zeugen wartend dastanden: Ma Csurik, Ma Karal, Lern, Harra, Pym. Ihre Schultern sanken zusammen, und dann trat die Wirkung der Droge ein. Sie stand einfach da, und auf ihrem strengen Gesicht kämpften ein albernes Lächeln und Angst um die Oberherrschaft.
    Ma Mattulichs Lächeln bereitete Miles Unbehagen, aber genau dieses Lächeln brauchte er. »Dea, Sprecher Karal, setzen Sie sie hin.«
    Sie führten sie zu dem Stuhl, auf dem bis vor kurzem noch Lern Csurik gesessen hatte. Ma Mattulich kämpfte verzweifelt gegen die Wirkung der Droge an, doch ihr Aufbäumen und ihr Widerstand schmolzen dahin, eine schlaffe Fügsamkeit ergriff von ihr Besitz. Sie hing auf dem Stuhl und grinste hilflos. Miles warf Harra einen verstohlenen Blick zu. Sie stand bleich und stumm da, völlig verschlossen.
    Nach der Versöhnung war Miles etliche Jahre lang nie ohne seinen persönlichen Leibwächter bei seinem Großvater gewesen. Sergeant Bothari hatte die Livree des Grafen getragen, aber er war nur Miles allein loyal gewesen, dieser eine Mann, der gefährlich genug
    – manche sagten, verrückt genug – gewesen war, um dem großen General die Stirn zu bieten. Es war nicht nötig, beschloß Miles, diesen faszinierten Leuten darzulegen, welcher rechtzeitig verhinderte Vorfall seine Eltern zu dem Schluß hatte kommen lassen, 96
    der Einsatz von Sergeant Bothari sei eine notwendige Vorsichtsmaßnahme. Sollte doch General Piotrs makelloser Ruf jetzt Miles dienen. Nach seinem Willen. Miles’ Augen funkelten.
    Lern neigte den Kopf. »Wenn ich das gewußt hätte – wenn ich das geahnt hätte –, ich hätte sie nicht zusammen alleingelassen, Mylord. Ich dachte – Harras Mutter würde sich um sie kümmern.
    Ich hätte nicht wissen können – ich wußte nicht, wie …«
    Harra schaute ihn nicht an. Sie schaute niemanden an.
    »Bringen wir es zu Ende«, seufzte Miles. Wieder forderte er die im Zimmer Anwesenden auf, seine Zeugen zu sein, und warnte vor Unterbrechungen, die eine unter Drogen stehende Person nur unnötig verwirren würden. Er befeuchtete die Lippen und wandte sich Ma Mattulich zu.
    Erneut begann er mit den üblichen neutralen Fragen nach Namen, Geburtsdatum, Namen den Eltern und überprüfbaren biographischen Fakten. Ma Mattulich war schwerer zu beruhigen als vorhin Lern, der kooperativ gewesen war; ihre Antworten waren wirr und abgehackt. Für Miles war es schwer, seine Ungeduld zu zügeln.
    Obwohl ein Verhör unter Schnell-Penta so täuschend einfach erschien, erforderte es Geschick, nochmals Geschick und Geduld.
    Er war schon zu weit gekommen, als daß er jetzt noch einen Fehler riskieren durfte. Schrittweise arbeitete er sich an die ersten kritischen Fragen heran.
    »Waren Sie zugegen, als Raina geboren wurde?«
    Ihre Stimme war leise und schwebend, träumerisch. »Die Geburt erfolgte in der Nacht. Lern ging Jean, die Hebamme, holen. Der Sohn der Hebamme sollte mich holen, aber er ist wieder eingeschlafen. Ich bin erst am Morgen gekommen, und dann war es zu spät. Alle hatten es gesehen.«
    »Was gesehen?«
    »Den Katzenmund, die schlimme Mutation. Monster in unserer Mitte. Merzt sie aus! Häßliches Männlein.« Das war ein Seitenhieb gegen ihn, nahm Miles zur Kenntnis. Ihre Aufmerksamkeit war wie hypnotisch auf ihn gerichtet. »Muties bringen neue Muties 97
    hervor, sie vermehren sich schneller, überfluten uns … Ich habe gesehen, wie Sie die Mädchen angeschaut haben. Sie wollen mit reinen Frauen Mutie-Babies zeugen, uns alle vergiften …«
    Es war an der Zeit, sie wieder auf das Hauptthema zu bringen.
    »Waren Sie danach jemals mit dem Baby allein?«
    »Nein, Jean war immerzu in der Nähe. Jean kennt mich, sie
    wußte, was ich wollte. Geht sie gar nichts an, verdammt noch mal.
    Und Harra war immerzu da. Harra darf es nicht wissen. Darf, darf nicht … warum sollte sie so leicht

Weitere Kostenlose Bücher