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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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davonkommen? Das Gift muß in ihr sein. Muß von ihrem Vater gekommen sein; ich habe nur mit ihrem Vater geschlafen, und außer der einen waren alle nicht in Ordnung.«
    Miles blinzelte. »Wer waren alle nicht in Ordnung?« Er sah, wie auf der anderen Seite des Zimmers Sprecher Karal den Mund
    zusammenpreßte. Der Ortsvorsteher fing Miles’ Blick auf und starrte auf seine eigenen Füße, entfernte sich innerlich von dem, was hier vorging. Lern, der mit offenem Mund dem Verhör folgte, und die anderen Jungen lauschten erschrocken. Harra rührte sich nicht.
    »Alle meine Babies«, sagte Ma Mattulich.
    Harra blickte jäh auf, ihre Augen weiteten sich.
    »War Harra nicht Ihr einziges Kind?«, fragte Miles. Es kostete ihn Mühe, in kühlem und ruhigem Ton zu sprechen; am liebsten hätte er geschrien. Am liebsten wäre er von hier abgehauen …
    »Nein, natürlich nicht. Sie war mein einziges reines und makelloses Kind, dachte ich. Hab’ ich gedacht, aber das Gift muß in ihr verborgen gewesen sein. Ich bin auf die Knie gefallen und habe Gott gedankt, als sie rein geboren wurde, endlich ein reines Kind, nach so vielen, nach soviel Pein … Ich dachte, ich wäre schließlich genug bestraft worden. Sie war ein so hübsches Baby, und ich dachte, es wäre endlich vorbei. Aber sie muß trotz allem ein Mutie gewesen sein, versteckt, hinterlistig, schlau …«
    »Wie viele Babies hatten Sie?«, fragte Miles mit einem Würgen in der Kehle.
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    »Vier, außer Harra, meiner letzten.«
    »Und Sie haben alle vier getötet?« Miles bemerkte, wie Sprecher Karal mit einem Blick auf seine Füße langsam nickte.
    »Nein!«, sagte Ma Mattulich. Empörung brach kurz durch den Schleier des Schnell-Penta. »Zwei waren schon totgeboren, das erste und das verkrüppelte. Das eine, das zu viele Finger und Zehen hatte, und das mit dem Schwellkopf, die beseitigte ich. Merzte sie aus. Meine Mutter paßte auf, daß ich es richtig machte. Harra, für Harra machte ich es leicht. Ich hab’ es für sie getan.«
    »Dann haben Sie also tatsächlich nicht nur ein Kind ermordet, sondern drei?«, sagte Miles wie erstarrt. Die jüngeren Zeugen im Zimmer, Karals Söhne und die Csurik-Brüder, blickten entsetzt drein. Die älteren, Ma Mattulichs Altersgenossen, die diese Ereignisse mit ihr durchlebt haben mußten, blickten gedemütigt drein, hatten Anteil an ihrer Schande. Ja, sie mußten es alle gewußt haben.
    »Ermordet?«, sagte Ma Mattulich. »Nein! Ich habe sie ausgemerzt. Das mußte ich tun. Ich mußte das Richtige tun.« Sie hob stolz das Kinn, dann ließ sie es sinken. »Meine Babies getötet, um … um … ich weiß nicht wem, zu Gefallen zu sein. Und jetzt nennen Sie mich eine Mörderin? Zum Teufel mit Ihnen! Was nützt mir Ihre Gerechtigkeit jetzt?
    Ich hätte sie damals gebraucht – wo waren Sie damals? « Plötzlich brach sie in Tränen aus, und ihr Weinen ging fast augenblicklich in Empörung über. »Wenn die meinen sterben mußten, dann mußte es auch ihres! Warum sollte sie so leicht davonkommen? Ich habe sie verwöhnt … ich habe mein Bestes versucht, habe mein Bestes getan, es ist nicht fair …«
    Das Schnell-Penta hielt da nicht mehr mit … Nein, es funktionierte schon, sagte sich Miles, aber ihre Emotionen waren zu überwältigend. Eine Erhöhung der Dosis mochte ihre emotionalen Ausbrüche dämpfen, mit einem gewissen Risiko für Atemstillstand, aber es würde dabei kein vollständigeres Bekenntnis herauskommen. Miles’ Unterleib zitterte, und er hoffte, daß es ihm 99
    gelang, diese Reaktion zu verbergen. Jetzt mußte die Sache zu Ende gebracht werden.
    »Warum haben Sie Raina den Hals gebrochen, anstatt ihr die Kehle durchzuschneiden?«
    »Harra durfte es nicht wissen«, sagte Ma Mattulich. »Armes Baby. Es würde so aussehen, als sei es einfach gestorben …«
    Miles warf Lern und Sprecher Karal einen Blick zu. »Es scheint, daß eine Anzahl anderer Leute auch Ihrer Meinung waren, daß Harra es nicht wissen sollte.«
    »Ich wollte nicht, daß sie es aus meinem Mund hörte«, wiederholte Lern hartnäckig.
    »Ich wollte sie vor dem doppelten Kummer bewahren«, sagte
    Karal. »Sie hatte schon soviel zu tragen …«
    Miles’ und Harras Blicke begegneten sich. »Ich glaube, Sie alle unterschätzen sie. Ihre übertriebene Rücksichtnahme beleidigt sowohl ihre Intelligenz wie ihren Willen. Diese Frau ist aus zähem Holz geschnitzt.«
    Harra holte Luft und unterdrückte ein Zittern. Sie nickte Miles kurz zu, als wollte sie sagen: Danke,

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