Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
miteinander gemischt?«, flüsterte Miles.
»Warum nicht? Menschliche Gene wurden schon von den ersten, primitiven Anfängen an in tierische Gene eingefügt – das war fast 153
das erste, was man versucht hatte. Menschliches Insulin von Bakterien und ähnliches. Aber bis jetzt hatte es niemand umgekehrt versucht. Ich habe die Barriere durchbrochen, die Codes geknackt … Zuerst sah es gut aus. Erst als die ersten die Pubertät erreichten, wurden die Irrtümer offensichtlich. Nun ja, das waren nur die anfänglichen Versuche. Sie sollten eindrucksvoll sein.
Aber am Ende waren sie monströs.«
»Sagen Sie«, fragte Miles beklommen, »waren in dem Komitee Soldaten mit tatsächlicher Kampferfahrung?«
»Ich vermute, der Kunde hatte sie. Sie lieferten die Parameter«, sagte Canaba.
» Ich verstehe«, sagte Thorne zerstreut. »Man wollte den normalen Soldaten neu erfinden.«
Miles warf Thorne einen vernichtenden Blick zu und klopfte auf sein Chrono. »Keine Unterbrechungen, Doktor.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann begann Canaba erneut zu erzählen: »Wir stellten zehn Prototypen her. Dann machte der Kunde … bankrott. Sie verloren ihren Krieg…«
»Warum bin ich nicht überrascht?«, murmelte Miles.
»… die Geldmittel blieben aus, das Projekt wurde fallengelassen, bevor wir das anwenden konnten, was wir aus unseren Fehlern gelernt hatten. Von den zehn Prototypen sind seither neun gestorben. Einer blieb übrig. Wir behielten ihn im Labor, wegen …
Schwierigkeiten bei der Unterbringung außerhalb. Ich plazierte in ihm meine Genkomplexe. Dort sind sie immer noch. Das letzte, was ich tun wollte, bevor ich hier wegging, war, ihn zu töten. Aus Gnade … aus Verantwortung. Meine Sühne, meine Wiedergutmachung, wenn Sie so wollen.«
»Und dann?«, forschte Miles weiter.
»Vor ein paar Tagen wurde er plötzlich an das Haus Ryoval
verkauft. Anscheinend als eine Neuentwicklung oder als Kuriosität. Baron Ryoval sammelt Absonderlichkeiten aller Art, für seine Gewebebanken …«
Miles und Bei blickten einander kurz an.
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»… ich hatte keine Ahnung, daß er verkauft werden sollte. Ich kam am Morgen ins Labor, und er war weg. Ich glaube nicht, daß Ryoval eine Ahnung von seinem tatsächlichen Wert hat. Soweit ich weiß, ist der Prototyp jetzt dort, in Ryovals Labors.«
Miles war es, als begännen seine Nebenstirnhöhlen zu schmerzen.
Von der Kälte, ohne Zweifel. »Und was, bitteschön, sollen wir Soldaten Ihrer Meinung nach tun?«
»Irgendwie dort reinkommen. Ihn töten. Eine Gewebeprobe entnehmen. Erst dann gehe ich mit Ihnen mit.«
Jetzt bekam Miles noch Magenschmerzen. »Was denn, beide
Ohren und den Schwanz?«
Canaba blickte Miles kühl an. »Den linken Musculus gastrocnemius. Dort habe ich meine Genkomplexe injiziert. Die Speicherviren sind nicht virulent; sie durften nicht weit gewandert sein.
Die größte Konzentration müßte immer noch dort sein.«
»Ich verstehe.« Miles rieb sich die Schläfen und die Augen. »In Ordnung, wir kümmern uns darum. Dieser persönliche Kontakt zwischen uns ist sehr gefährlich, und ich würde ihn lieber nicht wiederholen. Ich habe vor, in achtundvierzig Stunden wieder auf meinem Schiff zu sein. Wird es für uns schwierig sein, Ihre Kreatur zu erkennen?«
»Ich glaube nicht. Dieses besondere Exemplar ist etwas größer als acht Fuß. Ich … kann Ihnen versichern, daß die Fangzähne nicht meine Idee waren.«
»Ich … verstehe.«
»Er kann sich sehr schnell bewegen, wenn er bei guter Gesundheit ist. Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Ich habe Zugang zu schmerzlosen Giften …«
»Sie haben genug getan, danke. Bitte überlassen Sie das Ganze uns, den Profis, ja?«
»Es wäre das Beste, wenn sein Körper völlig vernichtet werden könnte. Es sollten keine Zellen übrig bleiben. Falls Sie das so einrichten können.«
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»Dafür wurden Plasmabögen erfunden. Sie sollten sich am besten auf den Weg machen.«
»Ja.« Canaba zögerte. »Admiral Naismith?«
»Ja …«
»Ich … es wäre auch am besten, wenn mein zukünftiger Arbeitgeber nichts darüber erfahren würde. Dort hat man starke militärische Interessen. Es könnte sie unnötig aufregen.«
»Oh«, sagte Miles/Admiral Naismith/Leutnant Lord Vorkosigan von den Kaiserlich Barrayaranischen Streitkräften, »ich glaube, darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.«
»Sind achtundvierzig Stunden genug für Ihr Kommandounternehmen?«, fragte Canaba besorgt. »Verstehen Sie, wenn ich das
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