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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Kommandant sein soll – wir haben da Regeln gegen Fraternisierung. Hauptsächlich, um die Leute aus unteren Rängen vor Ausbeutung zu schützen, obwohl es ja in beiden Richtungen funktionieren kann –
    hm!« Er wich schrecklich vom Thema ab. Wieder nahm er das
    Hypnospray in die Hand, fingerte nervös daran herum und legte es wieder hin.
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    »Auf jeden Fall hat Dr. Canaba mich gebeten, dich erneut anzulügen. Er wollte, daß ich dir heimlich eine allgemeine Anästhesie verpasse, damit er dann seine Gewebeprobe per Biopsie zurückholen könnte. Er ist ein Feigling, wie du vielleicht bemerkt hast. Er steht jetzt draußen und kippt fast aus den Pantinen vor Angst, daß du herausfinden könntest, was er für dich vorgesehen hatte. Ich denke, eine lokale Betäubung mit einem medizinischen Betäuber würde ausreichen. Ich würde sicherlich bei Bewußtsein sein und zuschauen wollen, wenn er an mir arbeiten würde.« Er schnippte verächtlich mit einem Finger gegen das Hypnospray.
    Sie saß stumm da, ihr seltsam wölfisches Gesicht – an das Miles sich allmählich gewöhnte – war ausdruckslos. »Du möchtest, daß ich ihm erlaube … in mein Bein zu schneiden?«, sagte sie
    schließlich.
    »Ja.«
    »Und was dann?«
    »Dann nichts. Damit hättest du zum letztenmal mit Dr. Canaba zu tun, und mit Jackson’s Whole und all dem übrigen. Das verspreche ich dir. Wenn du allerdings an meinen Versprechungen zweifelst, dann könnte ich das verstehen.«
    »Zum letztenmal …«, keuchte sie. Sie senkte das Gesicht, dann hob sie es wieder und straffte ihre Schultern. »Bringen wir es dann hinter uns.« Jetzt war kein Lächeln mehr auf ihrem langen Mund.
    Wie Miles erwartet hatte, war Dr. Canaba nicht glücklich darüber, daß er es mit einem Objekt seiner Aktivitäten zu tun bekam, das bei Bewußtsein war. Miles war es wirklich gleichgültig, wie unglücklich Dr. Canaba damit war, und nach einem Blick auf Miles’
    kühles Gesicht gab Canaba jeden Disput auf. Er entnahm wortlos seine Gewebeprobe, packte sie sorgfältig in den Biocontainer und floh damit, sobald er konnte, in die Sicherheit und Ungestörtheit seiner Kabine.
    Miles saß mit Taura in der Krankenstation, bis die Betäubung genügend nachgelassen hatte, daß sie herumgehen konnte, ohne zu 228
    stolpern. Sie saß lange Zeit schweigend da. Er beobachtete ihr regloses, starres Gesicht und wünschte sich sehnlichst, er wüßte, wie er diese goldenen Augen wieder zum Leuchten bringen
    könnte.
    »Als ich dich zum erstenmal sah«, sagte sie sanft, »war es wie ein Wunder. Etwas Magisches. Alles, was ich mir gewünscht hatte, wonach ich verlangt hatte. Essen. Wasser. Wärme. Rache. Flucht.«
    Sie blickte auf ihre polierten Krallen, »Freunde … « , dann blickte sie ihn an, »…Berührungen.«
    »Was wünschst du dir noch, Taura?«, fragte Miles ernsthaft.
    »Ich wünsche mir, ich wäre normal«, sagte sie langsam.
    Miles schwieg ebenfalls. »Ich kann dir nicht geben, was ich selbst nicht besitze«, sagte er schließlich. Die Worte schienen in unpassenden Klumpen zwischen ihnen zu liegen. Er nahm einen neuen Anlauf. »Nein. Wünsch dir das nicht. Ich habe eine bessere Idee. Wünsch dir, du selbst zu sein. Ganz und gar. Finde heraus, worin du am besten bist, und das entwickle dann. Überspring deine Schwächen. Für die ist nicht die Zeit. Schau Nicol an …«
    »Sie ist so schön«, seufzte Taura.
    »Oder schau Kapitän Thorne an und sag mir dann, was ›normal‹
    ist und warum ich einen Pfifferling darauf geben sollte. Schau mich an, wenn du willst. Sollte ich mich bei dem Versuch umbringen, Männer zu übertrumpfen, die im Handgemenge doppelt so schwer sind wie ich und über die doppelte Reichweite verfügen, oder sollte ich mich nicht auf ein Gebiet begeben, wo ihre Muskeln nutzlos sind, weil sie nie nahe genug herankommen, um ihre Stärke einzusetzen? Ich habe keine Zeit zu verlieren, und du ebenfalls nicht.«
    »Weißt du, wie wenig Zeit?«, wollte Taura plötzlich wissen.
    »Ach …«, sagte Miles vorsichtig, »weißt du’s?«
    »Ich bin die letzte Überlebende meiner Krippengefährten. Wie könnte ich es nicht wissen?« Sie hob trotzig das Kinn.
    »Dann wünsche nicht, normal zu sein«, sagte Miles leidenschaftlich und erhob sich, um hin und her zu gehen. »Du würdest 229
    nur deine kostbare Zeit mit vergeblicher Frustration vergeuden.
    Wünsche dir, groß zu sein! Dafür zu kämpfen hast du wenigstens eine Chance. Groß in allem, was du bist. Eine große

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