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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die Nachricht zu uns durchgesickert ist, von unserem Standpunkt aus gesehen.
    Den ersten Hinweis, daß etwas nicht stimmte, bekamen wir vor vier Tagen in der Gestalt eines Kurieroffiziers vom Hauptquartier des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes mit einer kurzen Standardbotschaft von Illyan, daß Miles vermißt sei, Einzelheiten würden folgen. Anfangs neigten wir da nicht zu Panik. Miles war schon öfter vermißt gewesen, manchmal für ziemlich lange Zeit. Erst als einige Stunden später Illyans komplette Übertragung durchgegeben und dechiffriert war, zusammen mit der Nachricht, daß du unterwegs warst, da wurde alles klar. Wir hatten drei Tage Zeit, um es zu durchdenken.«
    Er saß stumm da und rang mit der Vorstellung, der große Admiral Graf Vorkosigan, der gefürchtete Schlächter von Komarr, dieses massive schattenhafte Monster, habe einen Standpunkt, und noch dazu einen, den niedrige Sterbliche wie er selbst verstehen sollten.
    »Illyan benutzt nie doppelsinnige Worte«, fuhr die Gräfin fort,
    »aber er hat es geschafft, in diesem ganzen Bericht nicht ein einziges Mal die Begriffe ›tot‹, ›getötet‹ oder ein entsprechendes Synonym zu verwenden. Die medizinischen Berichte legen jedoch etwas anderes nahe. Stimmt es?«
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    »Hm … die Kryobehandlung schien erfolgreich verlaufen zu sein.« Was wollte sie von ihm?
    »Und so hängen wir emotional und juristisch in der Luft«, seufzte sie. »Es wäre fast leichter, wenn er …« Sie blickte finster und wild auf ihren Schoß. Zum erstenmal ballte sie die Fäuste. »Weißt du, wir werden über eine Menge möglicher Ereignisse reden. Vieles dreht sich um dich. Aber ich werde Miles so lange nicht für tot halten, wie er nicht tot und verwest ist.«
    Mark mußte an diese Flut von Blut auf dem Beton denken. »Hm«, sagte er hilflos.
    »Die Tatsache, daß du möglicherweise Miles spielen kannst, hat manche Leute sehr verwirrt.« Sie betrachtete ihn nachdenklich.
    »Du sagst, die Dendarii haben dich akzeptiert …?«
    Er krümmte sich im Sessel zusammen. Unter dem scharfen Blick ihrer grauen Augen wurde er sich seines Körpers bewußt und fühlte die Fleischmassen seines Rumpfes unter Miles' Hemd und Schärpe und wie eng die Hosen saßen. »Ich habe … seitdem etwas zugenommen.«
    »All das? In nur drei Wochen?«
    »Ja«, murmelte er und wurde rot.
    Sie hob eine Augenbraue. »Absichtlich?«
    »Sozusagen.«
    »Huch.« Sie lehnte sich überrascht zurück. »Das war äußerst schlau von dir.«
    Er machte den Mund auf, erinnerte sich dann, daß dadurch sein Doppelkinn betont wurde, und machte ihn schnell wieder zu.
    »Dein Status war Gegenstand vieler Debatten. Ich habe gegen jeden Plan der Sicherheit gestimmt, Miles' Situation zu verheimlichen, indem man dich seine Rolle spielen läßt. Zunächst einmal 271
    ist es überflüssig. Leutnant Lord Vorkosigan ist oft monatelang fort; seine Abwesenheit ist dieser Tage eher normal. Es ist strategisch wichtiger, dich als dich selbst zu etablieren, Lord Mark, falls du wirklich Lord Mark sein möchtest.«
    Er schluckte mit trockener Kehle. »Habe ich eine Wahl?«
    »Du wirst eine haben, aber eine wohldurchdachte, sobald du genügend Zeit gehabt hast, alles zu verdauen.«
    »Sie können das nicht ernst meinen. Ich bin ein Klon.«
    »Ich stamme von Kolonie Beta, mein Kleiner«, sagte sie scharf.
    »Das betanische Recht ist sehr vernünftig und klar, was Klons angeht. Nur die Sitten der Barrayaraner wissen damit nicht umzugehen. Barrayaraner!« Sie sprach das Wort aus, als wäre es ein Fluch. »Barrayar fehlte eine lange Erfahrung des Umgangs mit all den technischen Varianten der menschlichen Reproduktion. Es gibt keine juristischen Präzedenzfälle. Und wenn es keine Tradition gibt«, das Wort hatte bei ihr den gleichen sauren Unterton wie bei Bothari-Jesek, »dann wissen sie nicht, was sie tun sollen.«
    »Was bin ich für Sie als Betanerin?«, fragte er mit nervöser Faszination.
    »Entweder mein Sohn oder mein Sohn zweiten Grades«, antwortete sie prompt. »Nicht lizenziert, aber von mir als Erbe geltend gemacht.«
    »Sind das wirkliche juristische Kategorien auf Ihrem Heimatplaneten?«
    »Ganz gewiß. Nun, wenn ich angeordnet hätte, daß du von Miles geklont wirst – natürlich nur, nachdem ich zuerst eine anerkannte Kinderlizenz bekommen hätte –, dann wärst du schlicht und einfach mein Sohn. Wenn Miles als juristisch Erwachsener dasselbe getan hätte, dann wäre er dein gesetzlicher Vater und ich wäre deine Mutter

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