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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ihre Augenlider waren halb geschlossen und zitterten, und sie berührte seine Lippen mit den ihren. Er lag sehr still, halb erfreut, halb erschrocken. Sie richtete sich auf, beobachtete ihn noch einen Augenblick und seufzte. »Ich hab nicht gedacht, daß es funktioniert. Vielleicht bin ich einfach nicht die richtige Prinzessin.«
    Sie haben einen sehr seltsamen Geschmack, was Männer angeht, Mylady, dachte er benommen. Wie erfreulich für mich …
    Zum erstenmal, seit er das Bewußtsein wiedererlangt hatte, empfand er eine Hoffnung für seine Zukunft. Er blieb ruhig liegen und ließ sie gehen. Sicher würde sie zurückkommen. Zuvor war er in Ohnmacht gefallen oder bewußtlos gemacht worden; diesmal kam natürlicher Schlaf. Er mochte ihn eigentlich nicht – was ist, wenn ich sterben sollte, bevor ich aufwache – , aber der Schlaf diente dem Verlangen seines Körpers und löschte den Schmerz.
    Langsam gewann er die Herrschaft über seinen linken Arm. Dann ließ er sein rechtes Bein zucken. Seine schöne Dame kam zurück und fütterte ihn mit noch mehr Zuckerwasser, aber ohne weitere süße Küsse zum Nachtisch. Als er soweit war, daß er sein linkes Bein zwingen konnte zu zucken, kam sie wieder, doch diesmal war etwas schrecklich falsch.
    Dr. Durona sah zehn Jahre älter aus und war kühl geworden. Kalt.
    Ihr Haar war in der Mitte geteilt und hing in zwei glatten Schwingen herab; in Kinnhöhe war es abgeschnitten, silberne 459
    Fäden schimmerten im Ebenholzschwarz. Ihre Hände, die ihm halfen sich aufzusetzen, waren auf seinem Leib trockener, kälter, strenger. Nicht liebkosend.
    Ich bin in eine Zeitschleife geraten. Nein. Ich bin wieder eingefroren gewesen. Nein. Ich brauche zu lange, um mich zu erholen, und sie ist sauer auf mich, daß ich sie warten lasse. Nein … Verwirrung schnürte ihm die Kehle zusammen. Er hatte gerade den einzigen Freund verloren, den er hatte, und er wußte nicht, warum.
    Ich habe unsere Freude zerstört …
    Sie massierte seine Beine, sehr professionell, stattete ihn mit einem weiten Krankenhemd aus und ließ ihn aufstehen. Er wurde fast ohnmächtig. Sie legte ihn ins Bett zurück und ging hinaus.
    Als sie das nächstemal zurückkam, hatte sie ihre Frisur schon wieder geändert. Diesmal war das Haar lang; von einem silbernen Ring auf ihrem Hinterkopf fest zusammengebunden floß es in einem Pferdeschwanz herab und war durchzogen mit breiten silbernen Strähnen. Er hätte schwören können, daß sie weitere zehn Jahre gealtert war. Was passiert denn dann mit mir? Ihr Verhalten war etwas sanfter, aber keineswegs so glücklich wie beim erstenmal. Sie ließ ihn durch das Zimmer und zurück gehen, was ihn völlig erschöpfte. Danach schlief er wieder.
    Er war zutiefst beunruhigt, als sie erneut in ihrer kalten, kurzhaarigen Inkarnation zurückkehrte. Er mußte zugeben, sie war sehr effizient darin, ihn zum Aufstehen und Herumgehen zu bringen.
    Sie bellte ihn an wie ein Sergeant auf dem Exerzierplatz, aber er ging, und dann ging er ohne ihre Hilfe. Sie dirigierte ihn zum erstenmal aus seinem Zimmer hinaus, in einen kurzen Korridor, der an einer Schiebetür endete, und dann wieder zurück.
    Sie hatten gerade kehrtgemacht, um einen neuen Rundgang zu beginnen, als die Tür am Ende des Korridors sich zischend öffnete, 460
    und Dr. Durona kam herein, diesmal in ihrer Variante mit Pferdeschwanz. Er starrte die Dr. Durona mit der Schwingenfrisur an und brach fast in Tränen aus. Das ist nicht fair. Sie bringen mich durcheinander. Dr. Durona trat zu Dr. Durona. Mit einem Blinzeln hielt er das Wasser in seinen Augen zurück und blickte auf ihre Namensschilder. Schwingenhaar hieß Dr. C. Durona. Pferdeschwanz war Dr. P. Durona. Aber wo ist meine Dr. Durona? Ich möchte Dr. R. hier haben.
    »Hallo, Chrys, wie geht es ihm?«, fragte Dr. P.
    »Nicht schlecht«, antwortete Dr. C. »Ich habe ihn allerdings in dieser Therapiestunde fast erschöpft.«
    »Das würde ich auch sagen …« Dr. P. kam herbei und half ihn aufzufangen, als er zusammensackte. Er konnte seinen Mund nicht dazu bringen, Wörter zu bilden; es kamen nur erstickte Schluchzer heraus. »Überbeansprucht, würde ich sagen.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Dr. C. und stützte ihn an der Seite.
    Zusammen brachten sie ihn zum Bett zurück. »Aber es sieht so aus, als würde bei dem hier die mentale Erholung erst nach der körperlichen Erholung kommen. Und das ist nicht gut. Es gibt Druck.
    Lilly wird allmählich ungeduldig. Er muß bald

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