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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hatte keine 569
    Freunde. Verdammt, Ryoval. Ich kann mir schlimmere Dinge ausdenken als Sie.
    Das spielte keine Rolle. Seine Freunde würden ihn retten. Jederzeit. Bald.
    Jetzt.
    Er hielt den Trotz in seinen Gedanken durch, bis die Techniker ihn holen kamen.
    Danach brachten sie ihn in seine kleine Zelle zurück, vermutlich um ihm etwas Alleinsein zu gönnen, damit er darüber nachdenken konnte. Eine ganze Weile dachte er gar nicht. Er lag auf der Seite und atmete keuchend in flachen Zügen, nur halb bei Bewußtsein.
    Seine Arme und Beine bewegten sich langsam im Rhythmus der inneren Schmerzen, die nicht aufhörten.
    Schließlich lichteten sich die Wolken vor seinen Augen ein bißchen, der Schmerz ließ teilweise nach, an seine Stelle trat eine schwarze, abgrundschwarze Wut. Die Techniker hatten ihn festgebunden, ein Rohr in seinen Rachen geschoben und ihn mit einem widerlichen, kalorienreichen Brei vollgepumpt. In dem Zeug war auch ein Schuß Antiemetikum, so sagte man ihm, damit er nicht später wieder alles von sich gab, dazu ein Cocktail von Stoffwechselstimulantia, um Verdauung und Ablagerung zu beschleunigen. Das Ganze war viel zu subtil und komplex, als daß es spontan erdacht worden sein konnte. Es mußte sich um etwas handeln, was das Haus Ryoval auf Lager hielt. Und er hatte sich vorgestellt, dies sei eine einzigartige, für ihn persönlich ausgedachte Perversion. Er dachte, er hätte sich selbst schon früher Schaden zugefügt, doch Ryovals Leute überschritten weit die Grenzen eines bloßen Spiels mit dem Schmerz, unter den Augen ihres Herrn, der gekommen war, um zuzuschauen. Und ihn mit 570
    einem zunehmenden Lächeln zu studieren. Ryoval wußte es. Das hatte er in den schlauen, vergnügten Augen des Mannes gesehen.
    Ryoval hatte Marks Rebellion all ihrer geheimen Lust entkleidet.
    Die eine somatische Kraft, die Marks Signal gewesen war, seine Möglichkeit zur Kontrolle, war von ihm genommen. Ryoval hatte ihn am Haken, war ihm unter die Haut gekrochen. Weit unter die Haut.
    Sie konnten einem etwas antun, und man konnte einfach
    nicht-da-sein, aber das war nichts im Vergleich dazu, wenn sie einen dazu brachten, daß man sich selbst etwas antat. Der Unterschied zwischen bloßer Folter und wahrer Erniedrigung lag in der Teilnahme des Opfers, Galen, dessen Foltern physisch viel milder waren als alles, was Ryoval erwog, hatte dies gewußt. Galen hatte Mark immer es sich selbst antun lassen, oder zumindest denken lassen, er hätte es getan.
    Daß Ryoval dies auch wußte, demonstrierte er später, als er Mark ein starkes Aphrodisiakum verpaßte, bevor er ihn seinen Wachen übergab. (Waren sie wirklich Wachen? Oder Angestellte, die aus einem seiner Bordelle ausgeliehen waren?) So daß Mark ein glasig blickender Teilnehmer seiner eigenen Erniedrigung wurde. Zweifellos wurde es zu einer großen Show für die Holovids, die das Ganze von allen Seiten aufnahmen.
    Sie brachten ihn in seine kleine Zelle zurück, damit er seine neue Erfahrung verdaute, so wie sie ihn zurückgebracht hatten, damit er seine erste Zwangsernährung verdaute. Es dauerte lange, bis der Schock und der Drogennebel sich verflüchtigten. Er pendelte langsam zwischen einer erschöpften Mattigkeit und Schrecken hin und her. Seltsam. Die Droge hatte seine Schockstab-Kon571
    ditionierung kurzgeschlossen und sie zu etwas wie einen Fall von Schluckauf reduziert, sonst wäre die Show viel langweiliger und kürzer gewesen. Ryoval hatte zugeschaut.
    Nein. Ryoval hatte studiert.
    Sein Bewußtsein für die Augen des Mannes war zu einer Obsession geworden. Ryovals Interesse war nicht erotisch gewesen.
    Mark spürte, der Baron mußte schon vor Jahrzehnten Langeweile ob der stereotypen Banalität jedes möglichen körperlichen Aktes empfunden haben. Ryoval hatte ihn beobachtet wegen der … Reflexe? Kleine Anzeichen von Interesse, Angst, Verzweiflung. Die Übung war nicht um der Schmerzen willen arrangiert worden. Es hatte eine Menge Schmerzen gegeben, aber die waren nebensächlich gewesen. Meistens Qualen von der Zwangsernährung oder weil die Neurotransmitter sich erschöpften.
    Das war noch nicht die Folter, erkannte Mark. Das war nur der Vortest. Meine Folter wird erst noch entworfen.
    Plötzlich erkannte er, was kommen würde, alles in allem. Zuerst würde Ryoval ihn davon abhängig, durch wiederholte Dosen süchtig machen. Erst dann würde er Schmerzen hinzutun und ihn, zwischen Schmerz und Lust vibrierend, aufspießen, ihn dazu bringen, daß er sich

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