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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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er würde Admiral Naismiths abgetrennten Kopf in Plastik hüllen lassen und an der Wand aufhängen. Bei einem anderen Mann hätte man das als Übertreibung abtun können, doch Mark überkam das unbehagliche Gefühl, daß Ryoval es wörtlich gemeint hatte. Ryoval lehnte halb sitzend an seinem Komkonsolenpult. Er hatte glänzendes dunkles Haar, eine Nase mit hohem 564
    Rücken und glatte Haut. Für einen Hundertjährigen wirkte er stark und jugendlich.
    Er trägt einen Klon. Marks Lächeln wurde wölfisch. Er hoffte, Ryoval würde sein Zittern, eine Nachwirkung der Betäubung, nicht für Angst halten.
    Die Wachen setzten Mark auf einen Stuhl und befestigten ihn daran mit Metallbändern um seine Handgelenke. »Wartet drau
    ßen«, wies der Baron sie an. »Es dauert nicht lange.« Sie gingen hinaus.
    Ryovals Hände zitterten leicht. Die Haut seines bronzefarbenen Gesichts war etwas feucht. Als er aufblickte und Marks Lächeln erwiderte, schienen seine Augen von innen her zu glühen. Er hatte den Blick eines Mannes, der so von den Visionen in seinem Kopf erfüllt ist, daß er kaum die gegenwärtige Wirklichkeit sieht. Mark war fast zu wütend, um sich darum zu kümmern. Klonverbraucher!
    »Admiral«, hauchte Ryoval glücklich. »Ich habe Ihnen versprochen, wir würden uns wieder begegnen. So unausweichlich wie das Schicksal.« Er schaute Mark von oben bis unten an, dann hob er die dunklen Augenbrauen. »Sie haben in den letzten vier Jahren Gewicht zugelegt.«
    »Das gute Leben«, knurrte Mark, der sich unbehaglicherweise daran erinnerte, daß er nackt war. Wie sehr er auch die Dendarii-Uniform verabscheut hatte, sie hatte ihn wirklich gut aussehen lassen. Quinn hatte sie persönlich für diese Maskerade zurechtgeschneidert, und er wünschte sie sich zurück. Wahrscheinlich war es jedoch diese Uniform gewesen, die Ryovals Kämpfer in dem Augenblick zeitweiliger heroischer Verrücktheit getäuscht hatte.
    »Ich bin so froh, daß Sie am Leben sind. Zuerst hatte ich gehofft, Sie würden auf unangenehme Weise bei einem Ihrer kleinen 565
    Scharmützel umkommen, aber nach etwas Nachdenken begann ich tatsächlich für Ihr Überleben zu beten. Ich hatte vier Jahre Zeit, dieses Treffen zu planen. Es zu verbessern und zu verfeinern. Mir hätte es nicht gefallen, wenn Sie Ihre Verabredung verpaßt hätten.«
    Ryoval erkannte nicht, daß er nicht Naismith vor sich hatte.
    Ryoval sah ihn kaum. Er schien durch ihn hindurchzuschauen. Der Baron begann vor ihm auf und ab zu gehen und breitete alle seine Pläne aus, wie ein nervöser Liebhaber, ausgeklügelte Pläne der Rache, die vom Obszönen über das Wahnsinnige zum Unmöglichen reichten.
    Es hätte schlimmer sein können. Ryoval hätte in diesem Augenblick diese Drohungen vor diesem kleinen, verwirrt dreinblikkenden Kryoamnestiker machen können, der nicht einmal wissen würde, wer er war, ganz zu schweigen, warum diese Dinge ihm passieren sollten. Dieser Gedanke erzeugte Übelkeit bei Mark. Ja.
    Jetzt besser ich als er. Ganz recht.
    Er will dich erschrecken. Das sind bloß Worte. Was hatte der Graf gesagt? Verkauf dich nicht deinem Feind schon im voraus, in deinem Geist …
    Verdammt, Ryoval war nicht einmal sein Feind. Alle diese grellen Szenarien waren für Miles entworfen worden. Nein, nicht einmal für Miles. Für Admiral Naismith, einen Mann, der nicht existierte. Ryoval jagte ein Gespenst, eine Schimäre.
    Ryoval blieb neben ihm stehen und unterbrach seine geflüsterte Tirade. Neugierig fuhr er mit einer feuchten Hand an Marks Körper hinab und folgte dabei mit den Fingern genau der anatomischen Struktur der Muskeln, die unter der Fettschicht verborgen waren. »Wissen Sie«, hauchte er, »ich hatte geplant, Sie verhungern zu lassen. Aber ich habe es mir anders überlegt. Ich glaube, 566
    ich werde Sie statt dessen mästen lassen. Auf lange Sicht könnten die Ergebnisse noch amüsanter sein.«
    Zum erstenmal zitterte Mark vor Übelkeit. Ryoval spürte es unter seinen sondierenden Fingern und grinste. Der Mann hatte einen erschreckenden Instinkt für sein Ziel. Sollte er lieber Ryoval auf die Schimäre konzentriert sein lassen? Wir sollten lieber von hier abhauen, verdammt noch mal.
    Er holte Luft. »Es tut mir leid, Ihre Seifenblase platzen zu lassen, Baron, aber ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie.«
    »Na, habe ich Sie aufgefordert zu reden?« Ryovals Finger fuhren wieder aufwärts und zwickten ins Fleisch an seiner Wange. »Das ist kein Verhör. Das ist keine Inquisition.

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