Vorkosigan 11 Spiegeltanz
diese Erklärung abnehmen würde.
Seine Vorliebe für schwer bewaffnete Freundinnen hatte mögliche Nachteile. Er setzte zu einem stummen, hoffnungslosen Gelächter an.
Es blieb ihm in der Kehle stecken. War Taura auch hier?
Wußte Ryoval davon? Wußte er, welchen Anteil sie vor vier Jahren mit ihrer schönen großkralligen Hand an der Zerstörung seiner Genbanken gehabt hatte, oder machte er dafür nur ›Admiral Naismith‹ verantwortlich? Zugegeben, alle von Ryovals Kopfjägern, denen er später begegnet war, schienen wie besessen ausschließlich auf ihn konzentriert gewesen zu sein. Doch Ryovals Kämpfer hatten Mark irrtümlich für den Admiral gehalten. Ryoval auch? Gewiß würde Mark ihm sagen, daß er der Klon war. Verdammt, ich würde ihm das Gleiche sagen, wenn ich dort wäre, schon auf die Möglichkeit hin, Verwirrung zu stiften. Was geschah mit Mark? Warum hatte Mark sich als Miles' … Lösegeld angeboten? Mark war doch wohl nicht selber ein Kryoamnestiker, oder?
Nein – Lilly hatte gesagt, die Dendarii und die Klone und ›Admiral Naismith‹ seien alle entkommen. Warum also sind sie zurückgekommen?
Sie kamen auf der Suche nach dir, Admiral Blödmann.
Und sind Hals über Kopf Ryoval in die Hände gefallen, der nach derselben Beute suchte. Er war ein verdammter Treffpunkt.
Was für ein gnädiger Zustand die Kryoamnesie doch war! Er wünschte sie zurück.
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»Alles in Ordnung?«, rief Rowan mißtrauisch. Sie kam ins Bad und sah ihn auf dem Boden. »O nein! Wieder ein Anfall?« Sie fiel neben ihm auf die Knie, ihre langen Finger untersuchten ihn nach Verletzungen. »Hast du dich an etwas angeschlagen?«
»Ah … ah …« Ich will mich nicht damit abgeben, an einem Kryoamnestiker Rache zu üben, hatte Vasa Luigi gesagt. Dann sollte er lieber einstweilen noch ein Kryoamnestiker bleiben, bis er die Dinge besser in Griff hatte. Und sich selber auch. »Ich glaube, mir geht es schon wieder besser.«
Er ließ sich von ihr ins Bett bringen. Sie streichelte sein Haar. Mit halb geschlossenen Augen, um vorzugeben, nach einem Anfall schläfrig zu sein, starrte er sie bestürzt an. Was habe ich getan?
Was werde ich tun ?
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KAPITEL 26
Er hatte vergessen, warum er hier war. Seine Haut begann wieder zu wachsen.
Er fragte sich, wohin Mark gegangen war.
Leute kamen und folterten ein namenloses Ding ohne jede
Hemmung und gingen wieder fort. Er begegnete ihnen auf verschiedene Weise. Seine Aspekte, die zum Vorschein kamen, wurden zu Personen, und schließlich benannte er sie, so gut er sie identifizieren konnte. Da gab es Schling und Grunz und Jaul, und noch einen anderen, einen Ruhigen, der am Rande lauerte und wartete.
Er überließ es Schling, sich mit der Zwangsernährung zu befassen, denn Schling war der einzige, dem sie tatsächlich gefiel.
Schließlich wäre Schling nie erlaubt worden, all das zu tun, was Ryovals Techniker taten. Grunz schickte er vor, wenn Ryoval wieder mit dem Hypnospray des Aphrodisiakums kam. Grunz war auch für den Angriff auf Maree verantwortlich gewesen, auf das Klonmädchen mit dem besonders gestalteten Körper, vermutete er, obwohl Grunz, wenn er nicht sehr erregt war, sehr scheu und verschämt war und nicht viel redete.
Jaul erledigte den Rest. Allmählich kam ihm der Verdacht, daß Jaul auf undurchsichtige Weise dafür verantwortlich gewesen war, daß sie alle überhaupt an Ryoval ausgeliefert worden waren.
Schließlich war er an einem Ort angekommen, wo er genügend bestraft werden konnte. Man sollte nie einem Masochisten eine Aversionstherapie verpassen. Die Resultate sind nicht vorhersagbar. Also bekam Jaul das, was Jaul verdiente. Der schwer faßbare Vierte wartete einfach und sagte, eines Tages würden sie alle ihn am meisten lieben.
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Sie hielten sich nicht immer an ihre Rollen. Jaul hatte eine Neigung, heimlich bei Schlings Sitzungen zu lauschen, die regelmäßig stattfanden, im Gegensatz zu denen Jauls, und mehr als einmal kam Schling mit Grunz und begleitete ihn auf seinen Abenteuern, die dann ausnehmend eigenartig wurden. Niemand schloß sich freiwillig Jaul an.
Als er sie alle benannt hatte, fand er schließlich Mark nach dem Verfahren der Eliminierung. Schling und Grunz und Jaul und der Andere hatten Lord Mark tief nach innen geschickt, damit er durch alles hindurch schliefe. Der arme, verletzliche Lord Mark war kaum zwölf Wochen alt.
Ryoval konnte Lord Mark dort unten innen drin nicht einmal sehen. Konnte ihn nicht erreichen. Konnte ihn nicht
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