Vorkosigan 11 Spiegeltanz
zusammenpassendes Paar zu besitzen.« Vasa Luigi seufzte.
»Das Haus Ryoval wird immer ein Kleines Haus bleiben, fürchte ich, solange Ry es zuläßt, daß seine persönliche Befriedigung die Profite seines Hauses überwiegt. Es ist eine Schande. Mit seinen Ressourcen könnte ich viel mehr anstellen.«
Das Mädchen kehrte zurück und servierte kleine Teller mit Hors d'oeuvres, goß ihre Drinks nach – ein Gemisch aus Wein und Fruchtsaft – und schwebte wieder hinaus. Langsam. Vasa Luigis Augen folgten ihr. Die Augen der Baronin verengten sich, als sie den Blick ihres Gatten bemerkte. Als er den Kopf wieder ihr zudrehte, senkte sie den Blick und richtete ihn auf ihren Drink.
»Was wäre … wenn die Dendarii-Söldner mitbieten?« Ja! Laß nur Bharaputra dieses Angebot machen, und die Dendarii würden kommen und an seine Tür klopfen. Mit einer Plasma-Kanone. In der Tat ein hohes Gebot. Dieses Spiel mußte kurz bleiben. Bharaputra konnte ihn nicht zur Auktion feilbieten, ohne zu enthüllen, daß er ihn hatte, und dann, und dann … – was? »Wenn schon nichts anderes dabei herauskommt, dann könnten Sie das Mitbieten der Dendarii doch ausnutzen, um Ryovals Gebot nach oben zu treiben«, fügte er gerissen hinzu.
»Die Mittel der Dendarii sind zu begrenzt, fürchte ich. Und sie sind nicht hier.«
»Wir haben sie gesehen. Gestern.«
»Nur ein Team für verdeckte Operationen. Keine Schiffe. Keine Verstärkung. Soweit ich weiß, haben sie ihre Identität nur enthüllt, um Lilly zu bewegen, mit ihnen zu reden. Aber … ich habe Grund zu der Annahme, daß da noch ein weiterer Spieler in diesem Spiel ist. Meine Instinkte zucken, wenn ich Sie anschaue. Ich habe den seltsamen Drang, eine bescheidene Vermittlungsprovision zu 581
nehmen und die negativen Bieter zum Haus Ryoval zu schicken.«
Der Baron lachte in sich hinein. Negative Bieter? Ach so, Leute mit Plasma-Kanonen. Er versuchte, keine Reaktion zu zeigen.
»Das bringt uns zur ursprünglichen Frage zurück«, fuhr Vasa Luigi fort, »was für ein Interesse hat Lilly an all dem? Warum hat Lilly Sie beauftragt, diesen Mann wiederzubeleben, Rowan? Und übrigens, wie hat Lilly ihn bekommen, als einigen hundert anderen ernsthaften Suchern dies nicht gelang?«
»Sie hat es nicht gesagt«, sagte Rowan kühl. »Aber ich war froh, eine Chance bekommen zu haben, um meine Fähigkeiten zu üben.
Dank des präzisen Treffers deiner Sicherheitswache stellte er eine exzellente medizinische Herausforderung dar.«
Das Gespräch wurde medizinisch fachspezifisch, zwischen Lotus und Rowan, und dann etwas oberflächlicher, als das Klonmädchen ihnen ein erstklassiges Mal servierte. Rowan wich den Fragen des Barons ebenso glatt aus, wie er sie stellte, und niemand erwartete, daß Miles etwas wußte. Doch Baron Bharaputra schien es nicht eilig zu haben. Offensichtlich hatte er vor, eine Art Wartespiel zu spielen. Danach eskortierten die Wachen sie wieder zu ihrem Zimmer. Endlich erkannte er, daß es an einem Korridor gleichartiger Zimmer lag, die wahrscheinlich dafür bestimmt waren, die Diener wichtiger Besucher aufzunehmen.
»Wo sind wir?«, zischte er Rowan zu, sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war. »Konntest du es erkennen? Ist das das Hauptquartier der Bharaputras?«
»Nein«, sagte Rowan. »Seine Hauptresidenz wird noch renoviert.
Da war etwas mit einem Kommandoüberfall, bei dem einige
Zimmer in die Luft gejagt wurden«, fügte sie schnippisch hinzu.
Er ging langsam in ihrer Kammer umher, aber zu Rowans offensichtlicher Erleichterung begann er nicht wieder gegen die 582
Wände zu klopfen. »Mir kommt der Gedanke, daß es noch einen anderen Weg zur Flucht geben könnte, als nur von innen auszubrechen. Nämlich, wenn man jemanden dazu kriegt, daß er von außen einbricht. Sag mal – wo wäre es schwieriger, einzubrechen und jemanden rauszuholen, der von den Häusern Bharaputra, Fell oder Ryoval gefangengehalten wird?«
»Nun – bei Fell wäre es am schwersten, nehme ich an. Er hat mehr Truppen und schwere Waffen. Bei Ryoval wäre es am
leichtesten. Ryoval ist in Wirklichkeit ein Kleines Haus, außer, daß er so alt ist, daß ihm gewohnheitsmäßig die Ehren eines Großen Hauses erwiesen werden.«
»Also … wenn man jemanden haben wollte, der größer und böser ist als Bharaputra, dann sollte man zu Fell gehen.«
»Ja, sollte man.«
»Und – wenn man wüßte, daß Hilfe unterwegs ist, dann wäre es vielleicht taktisch klüger, besagten Gefangenen bei
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