Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Ich möchte nicht alles dem bloßen Nepotismus überlassen.«
Die Gräfin legte nachdenklich den Kopf schräg. »Gut. Es scheint mir, du hast vernünftige langfristige Pläne, die aufeinander abgestimmt sind, um all deine Ziele zu verwirklichen. Du mußt sie nur in die Tat umsetzen. Ich bin völlig damit einverstanden.«
»Langfristig. Aber … heute abend, das ist hier und jetzt.«
»Und was hattest du für heute abend geplant, Mark?«
»Mit Kareen zu tanzen.«
»Das ist kein Problem. Du darfst tanzen. Was immer du bist. Das hier ist nicht das Schauspiel, Mark, und der alte Prospero hat viele Töchter. Eine von ihnen hat vielleicht sogar einen niedrigen Geschmack an zwielichtigen Kerlen.«
»Wie niedrig?«
»Oh …« Die Gräfin zeigte mit ihrer Hand eine Höhe, die ungefähr Marks Größe im Stehen entsprach. »Mindestens so niedrig.
Geh und tanz mit dem Mädchen, Mark. Sie meint, du seist interessant. Mutter Natur gibt jungen Leuten einen Sinn für Romantik anstatt für Klugheit, um das Menschengeschlecht voranzubringen.
Das ist ein Trick – der uns wachsen läßt.«
Durch den Ballsaal der Residenz zu gehen und Kareen Koudelka zu begrüßen, kam Mark als das Schrecklichste vor, was er je freiwillig getan hatte, nicht ausgenommen die erste Kampflandung mit den Dendarii auf Jackson's Whole. Da endete die Ähnlichkeit, denn danach wurden die Dinge besser.
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»Lord Mark!«, sagte sie glücklich. »Man hat mir gesagt, daß Sie hier sind.«
Sie haben gefragt? »Ich bin gekommen, um mein Wort einzulösen und um den Tanz zu bitten, Mylady.« Er vollbrachte eine Verbeugung im Stil der Vor.
»Gut! Es ist an der Zeit. Ich habe alle Spiegeltänze und Reels aufgespart.«
All die einfachen Tänze, von denen man erwarten konnte, daß er sie beherrschte. »Ich habe mir letzte Woche von Miles die Schritte von Mazeppas Menuett beibringen lassen«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
»Perfekt. Oh, die Musik fängt an …« Sie zog ihn auf den Parkettboden.
Sie trug ein weites rotgesäumtes dunkelgrünes Kleid, das ihre aschblonden Locken hervorhob. In einer Art positiver Paranoia überlegte er, ob sie wohl die Farben ihrer Kleidung bewußt zu seiner eigenen passend ausgesucht hatte. Bestimmt war es ein Zufall. Wie …? Von meinem Schneider zu meiner Mutter zu ihrer Mutter zu ihr. Verdammt, jeder Analytiker des Sicherheitsdienstes sollte diesen Datenfluß herausfinden können.
Grunz hatte leider die beunruhigende und quälende Neigung, sie mental auszuziehen – und noch Schlimmeres zu tun. Aber Grunz würde heute abend keine Redeerlaubnis bekommen. Das hier ist Lord Marks Job. Und diesmal wird er ihn nicht vermasseln. Grunz durfte nur einfach auf der Lauer liegen und Dampf machen. Lord Mark würde schon Verwendung für die Energie finden. Zuerst dafür, im Takt zu bleiben. Es gab sogar einen Tanz – zufälligerweise Mazeppas Menuett –, bei dem sich die beiden Partner berührten und fast die ganze Figur hindurch an der Hand oder an der Taille hielten.
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Aller wahre Reichtum ist biologisch, hatte der Graf gesagt. Endlich verstand Mark genau, was er damit meinte. Dieses Licht in Kareens Augen konnte man für die ganze Million betanischer Dollar nicht kaufen. Doch konnte es nicht weh tun … was war das für ein verdammter Vogel von der Erde, der großartige Nester baute, um eine Partnerin anzulocken?
Sie waren mittendrin in einem Spiegeltanz. »Also, Kareen – Sie sind ein Mädchen. Ich hatte einen Streit mit Ivan. Was, meinen Sie, ist das Attraktivste, was ein Kerl haben kann? Einen Leichtflieger, Reichtum … Rang?« Er hoffte, sein Ton klinge so, als führte er eine Art wissenschaftlicher Umfrage durch. Nichts Persönliches, Madame.
Sie schürzte die Lippen. »Esprit«, sagte sie schließlich.
So so. Und in welchem Laden kaufst du den, mein Junge, mit all deinen betanischen Dollars?
»Spiegeltanz, ich bin dran«, sagte Kareen. »Was ist das Wichtigste, was eine Frau haben kann?«
»Zuversicht«, antwortete er, ohne nachzudenken, und dann dachte er darüber nach, bis er fast aus dem Schritt geriet. Er würde ein Gebirge an Zuversicht brauchen, ungelogen. Also, dann fang heute abend an, es aufzubauen. Lord Mark, alter Junge. Schlepp einen Korbvoll nach dem anderen hoch, wenn du mußt.
Danach gelang es ihm viermal, sie laut zum Lachen zu bringen.
Er zählte mit.
Er aß zuviel (selbst Schling wurde heimlich gesättigt), trank zuviel, redete zuviel und tanzte viel zuviel und amüsierte sich im allgemeinen
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