Vorkosigan 11 Spiegeltanz
der Kinder, bevor alle sie einatmen mußten. Die Rufe und Schreie und das Gebrabbel waren wie ein Schlag auf den Kopf. Framinghams Gebrüll gelang es nicht, die Rückkehr zu militärischer Ordnung zu beschleunigen, solange nicht die erschrockenen Klons aus dem Frachtraum weggebracht waren.
»Framingham!« Quinn schwebte zu ihm hinüber und packte ihn am Fußknöchel. »Framingham! Wo, zum Teufel, ist die Kryokammer, die Norwood eskortiert hat?«
Er blickte zu ihr hinab und runzelte die Stirn. »Aber Sie haben doch gesagt, daß Sie sie haben, Kapitänin.«
»Was?«
»Sie haben gesagt, Sie hätten Phillipi.« Seine Lippen dehnten sich zu einer wilden Grimasse. »Verdammt, wenn wir sie zurückgelassen haben, dann werde ich …«
177
»Wir haben Phillipi, ja, aber sie ist – sie war nicht mehr in der Kryokammer. Norwood sollte die Kryokammer zu Ihnen bringen.
Norwood und Tonkin.«
»Sie hatten sie nicht dabei, als meine Bergungspatrouille die beiden herausholte. Wir haben sie beide, das heißt, was von ihnen übrig war. Norwood wurde getötet. Durch das Auge getroffen von einer dieser verdammten Projektil-Dornengranaten. Hat seinen Kopf auseinandergesprengt. Aber ich habe seine Leiche nicht zurückgelassen. Sie ist in dem Sack dort drüben.«
Befehlshelme ziehen Feuer an, o ja, ich habe es gewußt … Kein Wunder, daß Quinn Norwoods Befehlskanäle nicht hatte erreichen können.
»Die Kryokammer, Framingham!« Quinns Stimme war schrill
und hoch vor Angst, wie Mark sie nie zuvor gehört hatte.
»Wir haben keine gottverdammte Kryokammer gesehen, Quinn!
Norwood und Tonkin hatten sie nicht dabei, als wir zu ihnen kamen! Warum ist diese Kryokammer so verteufelt wichtig, wenn Phillipi nicht einmal drin war?«
Quinn ließ seinen Knöchel los, zog Arme und Beine ein und wurde zu einem schwebenden Ball. Ihre Augen waren dunkel und groß. Sie schluckte einen Schwall unpassender Schimpfwörter hinunter und knirschte so heftig mit den Zähnen, daß ihr Gaumen weiß wurde. Thorne sah aus wie eine kalkweiße Puppe.
»Thorne«, sagte Quinn, als sie wieder sprechen konnte. »Nimm über Kommunikator Kontakt mit Elena auf. Ich möchte für beide Schiffe ab sofort eine totale Sicherheitssperre. Niemand verläßt die Schiffe, es gibt keinen Ausgang, keinen Urlaub, keine Kommunikation mit Station Fell oder sonst jemandem, die ich nicht autorisiert habe. Sag Elena, sie soll Leutnant Hart von der Ariel hierher 178
schicken. Ich möchte mich mit beiden auf der Stelle treffen, und nicht über Kommunikatorkanäle. Los!«
Thorne nickte, rotierte in der Luft und startete in Richtung auf das Cockpit.
»Was ist denn los?«, wollte Sergeant Framingham wissen.
Quinn holte tief und langsam Luft. »Framingham, wir haben den Admiral auf dem Planeten zurückgelassen.«
»Haben Sie den Verstand verloren? Er ist doch hier …« Mitten in der Geste, mit der er auf Mark zeigte, ließ Framingham die Finger sinken. Seine Hand ballte sich zur Faust. »Oh.« Er zögerte. »Das ist der Klon.«
Quinns Augen brannten. Mark spürte, wie sie sich wie Laserbohrer bis zur Rückseite seines Schädels bohrten.
»Vielleicht nicht«, sagte Quinn mit schwerer Stimme. »Nicht, soweit es das Haus Bharaputra etwas angeht.«
»So?« Framinghams Augen verengten sich. Er überlegte.
Nein! schrie Mark in seinem Innern. Stumm. Sehr stumm.
179
KAPITEL 8
Mark kam sich vor, als säße er in einem verschlossenen Raum mit einem halben Dutzend verkaterter Serienmörder in der Falle. Er konnte jeden von ihnen atmen hören, wie sie da in einem Kreis um den Konferenztisch der Offiziere saßen. Sie befanden sich im Besprechungsraum neben dem Haupttaktikraum der Peregrine.
Quinn atmete am leichtesten und schnellsten, Sergeantin Taura am tiefsten und drohendsten. Nur Elena Bothari-Jesek am Kapitänsplatz am Kopf des Tisches und Leutnant Hart zu ihrer Rechten waren sauber und geschniegelt. Der Rest war so gekommen, wie sie die Landeoperation beendet hatten, arg mitgenommen und stinkend: Taura, Sergeant Framingham, Leutnant Kimura und auf Bothari-Jeseks linker Seite Quinn. Und er selbst natürlich, einsam am anderen Ende des länglichen Tisches.
Kapitänin Bothari-Jesek runzelte die Stirn und reichte wortlos eine Flasche mit Schmerztabletten herum. Sergeantin Taura nahm sechs. Nur Leutnant Kimura paßte. Taura reichte sie an Framingham weiter, ohne Mark welche anzubieten. Ihn verlangte nach den Tabletten, wie ein Durstiger Verlangen nach einem Glas Wasser haben
Weitere Kostenlose Bücher