Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Streitkräften eines ganzen Planeten.«
Quinn beugte sich der Vid-Kamera entgegen und knurrte: »Baron, ich spreche von den Streitkräften mehrerer Planeten!«
Bothari-Jesek schrak hoch und machte eine eindringliche Geste, als schneide sie sich den Hals durch. Hör auf damit, Quinn!
Fells Augen wurden hart und glitzerten wie Glas. »Sie bluffen«, sagte er schließlich.
»Ich bluffe nicht … Es wäre am besten, wenn Sie mir glaubten, daß ich nicht bluffe.«
»Niemand würde all das für einen einzigen Mann tun. Noch weniger für eine Leiche.«
Quinn zögerte. Marks Hand schloß sich um die ihre auf seiner Schulter. Er drückte sie fest, um ihr zu sagen: Beherrsche dich, verdammt noch mal! Sie war nahe dran, das zu verraten, wofür sie ihm, wenn er es verriete, praktisch mit dem Tod gedroht hatte. »Sie mögen recht haben, Baron«, sagte sie schließlich. »Sie sollten darum beten, daß Sie recht haben.«
Nach einem langen Moment des Schweigens fragte Fell sanft:
»Und wer ist eigentlich dieser Ihr hemmungsloser Verbündeter, Admiral?«
Nach einer gleich langen Pause blickte Mark auf und sagte freundlich: »Kapitänin Quinn hat geblufft, Baron.«
219
Fell verzog seine Lippen zu einem äußerst trockenen Lächeln.
»Alle Kreter sind Lügner«, sagte er leise. Seine Hand langte nach der Tastatur und schaltete den Kommunikator ab; sein Bild erlosch in dem üblichen Dunst aus Funken. Diesmal schien sein kaltes Lächeln noch länger körperlos zu verweilen.
»Gute Arbeit, Quinn«, knurrte Mark ins Schweigen. »Du hast soeben Baron Fell wissen lassen, wieviel er wirklich für diese Kryokammer bekommen könnte. Und vielleicht sogar von wem.
Jetzt haben wir zwei Feinde.«
Quinn atmete heftig, als wäre sie gerannt. »Er ist nicht unser Feind; er ist nicht unser Freund. Fell dient Fell, denk daran.«
»Aber hat Fell gelogen oder hat er nur Lügen des Hauses Bharaputra weitergegeben?«, fragte Bothari-Jesek langsam. »Welche eigenen Profitinteressen könnte Fell an dem ganzen haben?«
»Oder lügen sie beide?«, sagte Quinn.
»Was, wenn keiner von beiden lügt?«, sagte Mark irritiert. »Habt ihr schon daran gedacht? Denkt daran, was Norwood …«
Der Kommunikator unterbrach ihn mit einem Piepsen. Quinn stützte sich mit den Händen auf die Komkonsole und lauschte.
»Quinn, hier Bei. Der Kontaktmann, den ich gefunden habe, ist bereit, sich mit uns an der Andockbucht der Ariel zu treffen. Wenn du bei der Befragung dabeisein möchtest, müßtest du jetzt herüberkommen.«
»Ja, in Ordnung, ich komme, Quinn Ende.« Sie drehte sich um und ging in Richtung Tür. »Elena, sorge dafür, daß er in seiner Unterkunft bleibt«, sagte sie und zeigte mit dem Daumen auf Mark.
»Ja, gut, und wenn du mit dem Menschen gesprochen hast, den Bel da angeschleift hat, dann gönne dir etwas Ruhe, Quinnie, ja?
220
Du bist mit den Nerven fertig. Du hättest es vorhin beinahe vermasselt.«
Quinns mehrdeutige Abschiedsgeste bestätigte, daß dies stimmte, enthielt aber kein Versprechen. Als Quinn den Raum verlassen hatte, wandte sich Bothari-Jesek wieder ihrer Konsole zu und beorderte ein Mini-Shuttle herbei, das an der Luke für Quinn bereit sein sollte, sobald sie dort auftauchte.
Mark stand auf und wanderte im Taktikraum umher. Dabei hielt er seine Hände vorsichtig in die Taschen gesteckt. Ein Dutzend Echtzeit-Konsolen mit Holoschematik-Displays hockten dunkel und still da. Kommunikations-und Codiersysteme schwiegen. Er stellte sich das taktische Nervenzentrum voll besetzt vor, voller Leben und Licht und Chaos, bereit zum Kampf. Er stellte sich vor, wie feindliches Feuer das Schiff aufschlitzte wie eine luftdicht verpackte Essenspackung, wie dann das ganze Leben zerschmettert und verbrannt und in die harte Strahlung und das Vakuum des Raums hinausgeschleudert wurde. Zum Beispiel durch Feuer von der Station des Hauses Fell am Sprungpunkt Fünf, während die Peregrine sich ihre Flucht freikämpfte. Er schauderte angewidert.
Er hielt vor der verschlossenen Tür zum Besprechungsraum an.
Bothari-Jesek war jetzt in andere Kommunikation vertieft, es ging um eine Entscheidung, die mit der Sicherheit ihrer Anlegestellen an Station Fell zu tun hatte. Neugierig legte er seine Hand auf die Sensorfläche des Türschlosses. Er war leicht überrascht, als die Tür sich langsam öffnete. Irgend jemand mußte hier die Programme ändern, falls alle geheimen Anlagen der Dendarii noch darauf eingestellt waren, sich auf den Handdruck eines
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