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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Mitternacht. Ein sanftes Verdikt von wegen natürliche Ursachen machte keine solche Eile erforderlich. In Erwartung dieses Ergebnisses würde Miles sowieso kein Auge zutun. »Also heute noch.« »Sehr gut, Mylord.« Avakli stimmte zu und verabschiedete sich mit einem Nicken.
    Miles schaltete die Komkonsole ab und pustete den Atem aus.
    Soeben hatte das Leben wieder an Tempo gewonnen.

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KAPITEL 21
    Im Hauptquartier des KBS herrschte mitternächtliche Stille; das Konferenzzimmer der Klinik wirkte fast wie ein Grab. Der schwarze Tisch mit dem Vid-Projektor war von fünf Stühlen umringt. Ach, noch eine weitere medizinische Besprechung. Miles lernte dieser Tage insgesamt mehr über das Innere der Köpfe von Menschen, seinen eigenen eingeschlossen, als er jemals hatte wissen wollen.
    »Hier scheint noch ein Stuhl zu fehlen«, sagte Miles zu Admiral Avakli und deutete mit einem Nicken in Richtung Tisch. »Sofern Sie nicht vorschlagen, General Haroche stehen zu lassen.« »Ich hole noch einen, Mylord Auditor«, murmelte Avakli. »Wir hatten nicht erwartet …« Sein Blick wanderte zu Illyan, der sich links von dem Platz niedersetzte, der für Miles reserviert war, neben Oberst Ruibal und gegenüber von Dr. Weddell.
    Miles war sich nicht sicher gewesen, ob es klug war, Illyan mit hierherzubringen, aber Avaklis offensichtliches Unbehagen erfüllte ihn mit einer fröhlichen Skrupellosigkeit. »Das erspart mir, daß ich ihm alles später noch einmal wiederholen muß«, murmelte Miles zurück. »Und nebenbei bemerkt, ich kann mir keinen Mann auf diesem Planeten vorstellen, der ein größeres Recht hätte, es zu erfahren.« »Dagegen kann ich nichts einwenden, Mylord.« Das sollten Sie auch lieber nicht.
    Avakli ging den zusätzlichen Stuhl holen.
    Miles trug seine braun-silberne Vorkosigan-Uniform, allerdings hatte er diesmal die militärischen Auszeichnungen in seiner Kommodenschublade gelassen. Er wollte nicht, daß das Geklapper den Blick von seiner Auditorenkette ablenkte, die er formell über seiner Brust drapiert hatte. Illyan hatte gemütliche Zivilkleidung gewählt: ein offenes Hemd, weite Hosen und eine Jacke, die ihm das Aussehen eines Rekonvaleszenten außer Dienst gaben.
    Aus Höflichkeit gegenüber seinem kämpfenden Ersatzmann Ha roche? Nur hatte Illyan im Dienst so oft Zivilkleidung getragen, daß die Botschaft, falls es eine war, ein bißchen mehrdeutig ausfiel.
    Zusammen mit Haroche erschien Avakli wieder im Besprechungsraum. Haroches Lippen zuckten überrascht, als er Illyan sah. Illyan wandte ihm den Kopf zu und nickte grüßend. »Hallo, Lucas.« Haroches tiefe Stimme wurde weich. »Hallo, Sir. Es ist gut, Sie wieder auf den Beinen zu sehen.« Doch er wandte sich zur Seite und flüsterte Miles zu: »Ist bei ihm alles in Ordnung? Wird er das verkraften?« »O ja.« Miles lächelte und verbarg damit, daß er in dieser Hinsicht selbst nicht Bescheid wußte. Auf eine kurze verneinende Handbewegung von Haroche hin übersprang die Gesellschaft den Austausch militärischer Ehrenbezeugungen; da Illyan zugegen war, würde es vielleicht etwas Verwirrung geben, wer eigentlich wen begrüßen sollte. Es gab Geraschel und Geknarze, während man sich ernst und aufmerksam setzte. Admiral Avakli blieb am Podium des Vid-Projektors stehen.
    »Mylord Auditor«, begann er. »General Haroche, meine Herren. Chef Illyan.« Er widmete Illyan ein besonderes, wenn auch etwas unsicheres Nicken. »Wahrscheinlich… wird es Sie nicht wirklich überraschen, was wir herausgefunden haben, nämlich, daß es sich bei dem Defekt, der bei Chef Illyans eidetischem neuralem Implantat eingetreten ist, um ein künstlich herbeigeführtes Ereignis handelt.« Haroche stieß einen langen Seufzer aus und nickte. »Das hatte ich befürchtet. Ich hatte gehofft, es wäre etwas Einfacheres.« Miles hatte selbst schon solche Hoffnungen gehegt, und zwar bei vielen Gelegenheiten; er konnte nicht anders als mit Haroche mitzufühlen. Auch er war für gewöhnlich enttäuscht worden.
    »Einfach«, sagte Avakli, »ist das letzte Wort, das ich verwenden würde, um die Sache zu beschreiben.« »Wir haben es also mit einem Fall bewußter Sabotage zu tun«, stellte Haroche fest.
    Avakli saugte an seiner Unterlippe. »Das gehört in Ihr Ressort, Sir. Ich denke, ich bleibe einstweilen bei meiner ursprünglichen Formulierung: ein künstlich herbeigeführtes Ereignis. Um das zu erklären, verweise ich Sie jetzt an Dr. Weddell, der …« – Avaklis hohe Stirn runzelte

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