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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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mich frisch machen«, sagte sie grinsend, als sie sich nach einiger Zeit von ihm löste. Sie zupfte an ihrer grauen Uniformjacke, die sich geöffnet hatte.
    »Genieß das Bad nach Herzenslust«, riet er ihr freundlich. »Es ist die luxuriöseste sanitäre Einrichtung, die ich seit den Botschaftsbädern auf Station Dyne gesehen habe.« Er zog sich in sein eigenes Bad zurück, legte die Uniform ab und widmete sich dem angenehmen Ritual einer gemächlichen Vorbereitung, zu der Enthaarung, Reinigung und der Einsatz von Eau de Cologne gehörten. Taura verdiente nur das Beste. Sie verdiente auch alle Zeit, die sie haben wollte. Nur selten konnte sie die strenge Sergeantin ablegen und dieses feminine Selbst offenbaren, das in ihrem Innern scheu verborgen war. Nur selten konnte sie wirklich jemandem vertrauen, daß er diese Verletzlichkeit beschützte. Die Märchenprinzessin nannte er sie in seinen Gedanken. Es sieht so aus, als hätten wir alle unsere geheimen Identitäten.
    Er legte ein vorgewärmtes, flauschiges Handtuch wie einen Sarong um und stieg auf sein Bett, wo er hellwach wartete. Hatte sie vorausgesehen, daß sie diesen heimlichen Raum gemeinsam haben würden, und wenn ja, welches kleine Kleidungsstück würde sie diesmal aus ihrer Reisetasche hervorholen? Sie würde darauf bestehen, diese angeblich sexy wirkenden Tricks an ihm auszuprobieren, wobei sie nicht zu erkennen schien, wie sehr sie schon einer Göttin glich, wenn sie in nichts anderes als ihr flutendes Haar gekleidet war. Na ja, nicht gerade flutendes Haar: wenn es sich selber überlassen war, dann tendierte es dazu, steif und drahtig zu werden, sich zu kräuseln und ihn in der Nase zu kitzeln, aber an ihr sah es gut aus.
    Er hoffte, daß es ihr gelungen war, dieses schreckliche rosafarbene Ding mit den roten Federn zu verlieren. Letztes Mal war sein ganzer Takt notwendig gewesen, um ihr begreiflich zu machen, daß die Farbe und das Design ihr vielleicht nicht gerade standen, ohne daß er dabei einen Makel an ihrem Geschmack oder ihrer persönlichen Erscheinung zum Ausdruck brachte. Sie mochte ihm mit einer Hand alle Knochen brechen können, doch er konnte sie mit einem Wort töten. Niemals!
    Als sie zurückkam, leuchtete sein Gesicht in unverhohlener Freude auf. Sie trug etwas Cremefarbenes, das glänzte und seiden schimmerte, Meter von einem Stoff so fein, daß man ihn ohne Mühe durch einen Fingerring hätte ziehen können. Die Wirkung einer Göttin wurde schön zur Geltung gebracht, ihre ungeheure innere Würde wurde nicht beeinträchtigt. »Oh, wunderbar!«, jubilierte er mit ungeheuchelter Begeisterung.
    »Meinst du wirklich?« Sie drehte sich um; die Seide wehte nach außen – mit einem würzigen, moschusartigen Duft, der ohne Zwischenstop direkt durch seine Nasenlöcher in sein Kleinhirn zu dringen schien. Ihre nackten Zehen klickten nicht auf dem Boden – klugerweise hatte sie alle Nägel geschnitten und stumpf gefeilt.
    Diesmal würde er keinen Arzt bitten müssen, schwer erklärbare Verletzungen zuzunähen oder chirurgisch zu verkleben.
    Sie legte sich neben ihn, wodurch ihr grotesker Grö ßenunterschied keine Rolle mehr spielte. Hier würden sie endlich ihren Hunger nach menschlichen oder fastmenschlichen Berührungen bis zur Sättigung stillen können, ohne Unterbrechung, ohne Kommentar … Miles sträubte sich innerlich abwehrend bei dem Gedanken, irgend jemand könnte sie beobachten und einen abrupten, überraschten Lacher oder einen sarkastischen Kalauer von sich geben. War er nervös, weil er seine eigenen Regeln brach? Er erwartete nicht, daß ein Außenstehender diese Beziehung verstand.
    Verstand er sie selbst? Einmal hätte er vielleicht etwas über den Nervenkitzel gemurmelt, über eine Obsession zum Bergsteigen, über die Sexphantasien eines zu kurz geratenen Burschen. Später vielleicht etwas von wegen eine Lanze für das Leben gegen den Tod zu brechen. Vielleicht war es viel einfacher.
    Vielleicht war es schlicht Liebe.
    Viel, viel später erwachte er und beobachtete ihren Schlaf. Es war ein Zeichen ihres Vertrauens, daß seine leichte Bewegung sie nicht hyperwach werden ließ, was ihre genetisch programmierten Triebe normalerweise bewirkten. Von all ihren vielen und faszinierenden Reaktionen war die Tatsache, daß sie für ihn schlief, die aufschlußreichste, wenn man ihre geheime Geschichte kannte.
    Er beobachtete, wie Licht und Schatten auf ihrem langen elfenbeinernen Leib spielten, der mit ihren aufgewühlten Laken halb

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