Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
offensichtlich das Köpfchen für echten Wachdienst. »Tja, viel Glück!« Mehr Glück als ich. Nein, es wäre ungerecht gewesen, sein tägliches Geschenk an Atemluft dazu zu verwenden, sich über sein Unglück zu beschweren. »Also, Martin … können Sie fahren?« »Natürlich, Mylord.« »Wie steht’s mit dem Leichtflieger?« Ein leichtes Zögern. »Ich bin schon ein bißchen geflogen.« »Zufällig brauche ich vorübergehend einen Fahrer.« »Wirklich, Mylord? Glauben Sie – könnte ich …?« »Vielleicht.« Auf der Stirn des Korporals erschienen Falten leichten Entsetzens. »Es gehört zu meinem Job, Lord Vorkosigan am Leben zu erhalten, Martin. Du wirst mich doch nicht in eine peinliche Lage bringen, oder?« Martin zog einen brüderlichen Schmollmund, hielt es jedoch interessanterweise für unter seiner Würde, den Köder anzunehmen. Seine Aufmerksamkeit war auf Miles gerichtet. »Wann könnte ich anfangen?« »Vermutlich jederzeit. Heute, wenn Sie wollen.« Ja, er müßte wenigstens zu dem Lebensmittelladen gehen und eine weitere Schachtel Schnell-Mahl! holen. »Wahrscheinlich wäre am Anfang nicht viel zu tun, aber da ich nicht vorher wissen würde, wann ich Sie brauchte, hätte ich gern, daß Sie im Palais wohnen.
    Sie könnten die freie Zeit dazu nutzen, für Ihre Aufnahmeprüfung zu lernen.« Dazu käme natürlich die medizinische Wache. Würde die Einstellung des möglicherweise nachgiebigeren Martin ausreichen, um Ivan zu ersetzen? Er würde Martin später über dieses zusätzliche kleine Detail seines Jobs aufklären müssen.
    Nein. Früher. Der nächste Anfall konnte jederzeit kommen. Es wäre unfair, den Jungen ohne Vorwarnung mit einem sich in Krämpfen windenden Arbeitgeber zu konfrontieren. Elli Quinn würde dem zustimmen. »Ich kann nicht selbst fahren. Ich habe gewisse Schwierigkeiten mit Anfällen. Eine Nachwirkung eines akuten Falls von Tod, den ich mir letztes Jahr geholt habe, dank … einer wohlgezielten Nadelgranate. Die Kryo-Wiederbelebung hat fast funktioniert.« Der Korporal schaute ihn an, als verstünde er jetzt, warum Miles entlassen worden war. »Ich habe nie geglaubt, daß der Job eines Kuriers das Daunenbett ist, für das ihn manche Leute halten.« Martin starrte fasziniert auf Miles herab, fast so beeindruckt wie durch das Geständnis von der Reinigung der Abflußrohre.
    »Sie sind echt tot gewesen, Mylord?« »So hat man mir gesagt.« »Wie war das?« »Ich weiß es nicht«, sagte Miles knapp. »Ich habe es verpaßt.« Er gab etwas nach. »Wieder lebendig zu sein, hat allerdings weh getan.« »Toll!« Martin reichte seinem Bruder die Lackschachtel. Pep die Katze kam wieder hervor und rollte rückwärts über Korporal Kostis spiegelblanke Stiefelspitzen, schnurrte wild, schlug mit den Krallen in die Luft und starrte auf die Schachtel.
    »Beruhige dich gefälligst, Pep, du löst sonst den Alarm aus«, sagte der Korporal amüsiert. Er stellte die Schachtel auf den winzigen Tisch des Wachhäuschens und nahm den Deckel weg.
    Dann riß er etwas zerstreut die Deckellasche seines Kommißfertiggerichts ab und stellte es auf den Boden. Pep schnupperte daran, doch dann kratzte sie wieder an seinen Stiefeln und schaute sehnsüchtig auf die Lackschachtel.
    Die Innenseite des Schachteldeckels war raffiniert wie ein Kantinenteller mit mehreren kleinen Mulden gestaltet. Darauf stellte Kosti zwei Thermoskännchen, eine Schale und einen Becher; es folgte eine Auswahl an Sandwiches aus zwei verschiedenen Arten Brot (rund, sternförmig und rechteckig zugeschnitten, mit und ohne Kruste) mit verschiedenfarbigen Füllungen, geschältes Obst auf einem Stäbchen, Butterkekse und runde Törtchen (mit flockigen, kannelierten und mit Zucker übersprenkelten Krusten), aus denen dunkler, dicker Fruchtsirup sickerte. Aus einem der Kännchen goß Kosti eine rosafarbene Cremesoße in die Schale, aus dem anderen ein würziges heißes Getränk in den Becher. Beides dampfte in der kühlen Luft. Für Pep gab es ein Bündel hübsch zusammengebundener grüner Blätter, die geöffnet eine Art Fleischpaste anboten, offensichtlich dieselbe, die auch eines der Sandwiches füllte. Als Kosti sie auf den Boden legte, sprang Pep sofort darauf zu und knurrte ekstatisch mit peitschendem Schwanz.
    Miles beobachtete Kosti verwundert und schluckte den Speichel hinunter, der ihm im Mund zusammengelaufen war. »Was ist das alles, Korporal?« »Mein Mittagessen«, erwiderte Kosti schlicht. »Meine Mutter schickt es mir jeden Tag

Weitere Kostenlose Bücher