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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war karg, die wenigen Kunstwerke hatte er alle von aufstrebenden Künstlern erworben, die tatsächlich noch lebten, und es war keine einzige Antiquität darunter.
    Als Miles eintrat, stand Gregor neben einem hohen, mit schweren Vorhängen geschmückten Fenster und starrte in seinen Garten hinaus. War er im Zimmer auf und ab gegangen? Er trug die Uniform des Hauses Vorbarra, die sehr schneidig wirkte. Miles, der im Augenblick eine Allergie gegen Uniformen hatte, war für die Residenz ein wenig zu salopp gekleidet; er trug einen etwas alt modischen Straßenanzug, den er aus den Tiefen seines Kleiderschranks hervorgekramt hatte.
    »Lord Vorkosigan«, verkündete der Diener und verließ mit einer Verneigung den Raum. Gregor nickte und winkte Miles, er solle auf einem Stuhl Platz nehmen. Miles lächelte etwas bleiern, als Gregor sich ihm gegenüber hinsetzte, beugte sich vor und legte die Hände umklammert auf die Knie.
    »Für mich ist das ebenso schwierig, wie es sicherlich auch für dich sein muß«, begann Gregor.
    Miles’ Lächeln wurde trockener. »Nicht … ganz, stelle ich mir vor«, murmelte er.
    Gregor verzog das Gesicht; eine Hand schnellte nach außen, als wollte sie den Köder wegschlagen. »Ich wünschte, du hättest es nicht getan.« »Auch ich wünschte, ich hätte es nicht getan.« »Wir können nicht ungeschehen machen, was geschehen ist.
    Egal, wie sehr wir es auch wünschen mögen«, fuhr Gregor widersprüchlich fort.
    »Mm. Wenn ich könnte – wie in der Geschichte mit dem einen Wunsch, den man frei hat –, so weiß ich nicht einmal, ob ich mich dafür entscheiden würde, es ungeschehen zu machen. Vielleicht würde ich statt dessen zum Tod von Sergeant Bothari zurückgehen, ganz am Anfang, und den ungeschehen machen. Ich weiß nicht … vielleicht wäre es auch nicht besser ausgegangen.
    Wahrscheinlich nicht. Aber das war ein naiverer, wenn auch tödlicherer Fehler. Neuerdings bin ich zu kalkulierteren Dummheiten aufgestiegen.« Seine Stimme klang steif.
    »Du standest an der Schwelle zu so großen Dingen.« »Wozu denn? Einem Schreibtischjob in der Abteilung H.A.?
    Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein.« Das war vielleicht der spitzeste Stachel in diesem Wirrwarr: daß er alles, einschließlich seiner Integrität, geopfert hatte, um eine Identität zu retten, die ihm nach Plan sowieso binnen einem Jahr hätte genommen wer den sollen. Wenn er es gewußt hätte, dann hätte er … was? Was, na?
    Gregor preßte die Lippen zusammen, ein Zeichen ernsthaften Mißvergnügens. »In meinem ganzen bisherigen Leben haben alte Männer meine Angelegenheiten geregelt. Du warst der erste Mann meiner Generation, von dem ich dachte, ich könnte ihn erfolgreich in eine Stellung echter Macht und Verantwortung in den oberen Rängen der Institution positionieren, die ironischerweise meine Regierung genannt wird.« Und ich habe es vermasselt, ja, das wissen wir, Gregor. »Das mußt du ihnen aber schon zugute halten, daß sie nicht alt waren, als sie begannen, dir zu dienen. Bei seiner vorzeitigen Ernennung zum Chef des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes im Bürgerkrieg war Illyan wieviel, dreißig? Und er wollte mich bis fünfunddrei ßig warten lassen, der Heuchler.« Gregor schüttelte den Kopf. Wenn er jetzt sagt: »Miles, Miles, was sollen wir bloß mit dir machen?«, dann verlasse ich sofort den Raum. Doch statt dessen sagte der Kaiser: »Also, was hast du jetzt vor?« Das ist fast genauso schlimm. Doch Miles blieb sitzen. »Ich weiß es nicht. Ich brauche … freie Zeit, wirklich freie Zeit. Zeit zum Nachdenken. Genesungsurlaub und Zeit zum Reisen, das ist nicht wirklich dasselbe.« »Ich … bitte dich inständig, nicht zu versuchen, auf eigene Faust Kontakt mit den Dendarii-Söldnern aufzunehmen. Ich bin mir bewußt, daß wahrscheinlich ich und der KBS zusammen dich nicht hindern könnten, wenn du entschlossen wärest, sie zu nehmen und damit abzuhauen. Aber diesmal gäbe es für mich keine Möglichkeit, dich vor einer Anklage wegen Hochverrat zu bewahren.« Miles gelang es, nicht schuldbewußt zu schlucken, und er nickte, zum Zeichen, daß er vollkommen verstanden hatte. Er hatte immer gewußt, daß dies eine Einbahnstraße sein würde. »Die Dendarii können auch keinen Kommandeur mit Konvulsionen gebrauchen. Bis mein Kopf wieder in Ordnung ist – falls er in Ordnung gebracht werden kann –, ist die Versuchung gleich null.« Vielleicht war das ein Glück. Er zögerte, dann brachte er in den neutralsten

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