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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vorbei.« Er schlug eine brüderliche Pfote zur Seite, die nach einem Sandwich griff. »Heh, du kannst deins zu Hause bekommen. Das hier gehört mir.« Er schaute etwas unsicher auf Miles.
    Eigentlich durften Angehörige des KBS im Dienst nichts anderes essen als die vom KBS ausgegebenen Rationen, um Anschläge durch Drogen oder Gifte in der Nahrung zu vermeiden. Aber wenn man nicht seiner Mutter und seinem Bruder trauen konnte, wem dann überhaupt noch? Außerdem … es war nicht mehr Miles’ Aufgabe, als Offizier auch in idiotischen Situationen die Einhaltung der Vorschriften des KBS zu erzwingen. »Das alles richtet Ihre Mutter her? Jeden Tag?« »Meistens«, sagte Kosti. »Seit meine Schwestern verheiratet sind …« Natürlich.
    »… und nur noch Martin zu Hause ist, langweilt sie sich ein bißchen, glaube ich.« »Korporal Kosti. Martin.« Miles holte tief Luft, die von köstlichen Düften erfüllt war. »Glauben Sie, Ihre Mutter hätte gern einen Job?« »Die Lage bessert sich«, bemerkte Ivan klug bei ihrem Mittagessen am nächsten Tag. Mama Kosti hatte ihr kunstvoll serviertes Speiseopfer vor ihnen abgesetzt und sich aus dem Gelben Salon zurückgezogen, vermutlich, um die nächste Ladung zu bringen.
    Einige Minuten später fügte er mit vollem Mund hinzu: »Was zahlst du ihr?« Miles sagte es ihm.
    »Verdopple es«, sagte Ivan mit Nachdruck. »Oder du wirst sie nach deiner ersten Dinnerparty verlieren. Jemand wird sie dir abwerben. Oder entführen.« »Nicht, wenn ihr Sohn am Tor Wache steht. Außerdem plane ich keine Dinnerpartys.« »Das wäre eine Schande. Soll’s ich für dich tun?« »Nein.« Miles wurde weich, vermutlich eine raffinierte und unheilvolle Wirkung der gewürzten Pfirsichtorte, die in seinem Mund zerging. »Jedenfalls nicht derzeit.« Er lächelte zögernd.
    »Aber in den Annalen großer Führer der Geschichte … kannst du jedermann vollkommen wahrheitsgemäß erzählen, daß Lord Vorkosigan die gleichen Speisen zu sich nahm wie sein Torwächter und sein Fahrer.« Ein Vertrag mit Ivans Raumpflegedienst, wonach man zweimal in der Woche Leute vorbeischickte, vervollständigte das Personal von Palais Vorkosigan zu Ivans Zufriedenheit. Doch als Trick, um Ivan loszuwerden, war die Einstellung von Mama Kosti eine Fehlkalkulation gewesen, wie Miles feststellen mußte. Er hätte eine schlechte Köchin engagieren sollen.
    Wenn Ivan nur abgehauen wäre – dann hätte Miles wieder in Ruhe weiterbrüten können. Es war ihm nicht möglich, seine Schlafzimmertür abzusperren und auf Klopfen nicht zu reagieren, ohne daß er damit Ivan provozierte, sie einzutreten, und für Knurren und Eingeschnapptsein gab es eine Grenze, wenn er nicht ein neues Bad im Eiswasser riskieren wollte.
    Doch Ivan kann wenigstens wieder tagsüber zur Arbeit gehen, dachte Miles. Er versuchte beim Abendessen einen Wink mit dem Zaunpfahl.
    »›Die meisten Menschen‹«, zitierte er, »›sind in ihrem Leben nichts Nützlicheres als Maschinen, die Essen in Scheiße verwandeln!« Ivan schaute ihn schräg an. »Wer hat das gesagt? Dein Großvater?« »Leonardo da Vinci«, erwiderte Miles besserwisserisch. Doch er sah sich gezwungen hinzuzufügen: »Allerdings habe ich es von Großvater.« »Das habe ich mir doch gedacht«, sagte Ivan zufrieden. »Klingt ganz nach dem alten General. Er war zu seiner Zeit ein Monster, nicht wahr?« Ivan steckte ein weiteres Stück Braten mit Weinso ße in den Mund und begann zu kauen.
    Ivan … ging ihm auf die Nerven. Das letzte, was ein Monster haben wollte, war ein Gefährte, der ihm den ganzen Tag lang mit einem Spiegel folgte.
    Die Tage waren formlos in eine Woche übergegangen, als Miles eine Nachricht der Außenwelt auf seiner Komkonsole vorfand. Er drückte die Wiedergabetaste, und das feinknochige Gesicht von Lady Alys Vorpatril erschien über der Vid-Scheibe.
    »Hallo, Miles«, begann sie. »Es hat mir sehr leid getan, als ich von deiner Entlassung aus medizinischen Gründen hörte. Ich weiß, nach all deinen Bemühungen muß es eine große Enttäuschung für dich sein.« Man mußte Ivan zugute halten, daß er ihr sicher nicht die ganze Geschichte erzählt hatte, sonst hätte sie nämlich ihre Anteilnahme ganz anders formuliert. Sie tat seine völlige Zerstörung mit einer graziösen Geste ab und ging zu ihren eigenen Anliegen über.
    »Auf Gregors Ersuchen hin gebe ich morgen nachmittag ein intimes Essen im Südgarten der Residenz. Er hat mich gebeten, dich einzuladen. Er bittet dich,

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