Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Mann 1057
    blickte auf und runzelte verwirrt die Stirn, als er Miles sah.
    Er war ein typischer Barrayaraner: dunkelhaarig, braun äugig, mit olivfarbenem Teint, den seine Monate im Weltraum hatten blass werden lassen. Seine regelmäßigen Gesichtszüge erinnerten Miles ein wenig daran, wie sein Cousin Ivan im gleichen unreifen Alter ausgesehen hatte.
    Ein ausgedehnter blauer Fleck um das eine Auge war am
    Abklingen und wurde langsam gelblich-grün. Sein
    Uniformhemd war am Hals offen, die Ärmel hochgerollt.
    Einige verblassende unregelmäßige rötliche Narben verliefen im Zickzack über sein Kinn und kennzeichneten ihn als ein Opfer der sergyaranischen Wurmseuche, die vor einigen Jahren grassiert hatte; er war offensichtlich auf Barrayars neuem Kolonialplaneten aufgewachsen oder hatte dort zumindest während jener schwierigen Phase gelebt, bevor die oralen Wurmmittel perfektioniert worden waren.
    »Fähnrich Corbeau«, sagte Venn, »das ist der kaiserliche Auditor von Barrayar. Lord Vorkosigan. Ihr Kaiser hat ihn als offiziellen diplomatischen Gesandten geschickt, der Ihre Seite in den Verhandlungen mit der Union vertreten soll. Er wünscht Sie zu sprechen.«
    Corbeau öffnete beunruhigt den Mund, rappelte sich
    hoch und drehte den Kopf nervös in Miles' Richtung. So sprang ihr Größenunterschied direkt ins Auge, und Corbeau zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
    »Wegen der gegen Sie erbrachten Beschuldigungen«,
    fügte Venn eher peinlich korrekt als freundlich hinzu, »und auch wegen Ihres noch nicht entschiedenen Antrags auf Asyl wird Eichmeisterin Greenlaw ihm nicht gestatten, Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus unserer Schutzhaft zu
1058
    entfernen.«
    Corbeau atmete leicht auf, starrte aber Miles immer noch mit dem Ausdruck eines Mannes an, der einer Giftschlange vorgestellt wird.
    »Er hat sich auch verpflichtet, Ihnen nicht zu befehlen, dass Sie sich selbst erschießen«, fuhr Venn mit einem boshaften Unterton fort.
    »Danke, Chef Venn«, sagte Miles. »Ich werde das hier
    jetzt übernehmen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Venn verstand den Wink und zog sich zurück. Roic
    bezog schweigend Wachposten neben der Zellentür. die
    sich zischend schloss.
    Miles wies auf die Pritsche. »Setzen Sie sich, Fähnrich.«
    Er selbst setzte sich auf die gegenüberliegende Pritsche, legte den Kopf schief und musterte Corbeau kurz, während dieser sich wieder setzte. »Hören Sie auf zu hyperventilieren«, fügte er hinzu.
    Corbeau schluckte und brachte nur ein vorsichtiges
    »Mylord« heraus.
    Miles verschränkte die Finger. »Sie stammen von
    Sergyar, oder?«
    Corbeau blickte auf seine Arme und machte eine
    halbherzige Bewegung, um seine Ärmel herunterzurollen.
    »Nicht dort geboren, Mylord. Meine Eltern sind ausgewandert, als ich etwa fünf Jahre alt war.« Er blickte auf den schweigenden Roic in seiner braunsilbernen Uniform und fügte hinzu: »Sind Sie…«, dann verschluckte er. was immer er hatte sagen wollen.
    Doch Miles konnte die Lücke füllen. »Ich bin der Sohn
1059
    von Vizekönig und Vizekönigin Vorkosigan, jawohl. Einer von ihren Söhnen.«
    Corbeau stieß ein stummes Oh aus. Der unterdrückte Schrecken in seinem Gesicht verringerte sich jedoch nicht.
    »Ich habe gerade die beiden Leute von der
    Flottenpatrouille gesprochen, die man geschickt hatte, um Sie von Ihrem Ausgang auf der Station zurückzuholen.
    Jetzt würde ich gerne gleich Ihre Version dieses
    Ereignisses hören. Aber zuerst – haben Sie Leutnant Solian gekannt, den komarranischen Sicherheitsoffizier an Bord der Idris ?«
    Die Gedanken des Piloten waren so offensichtlich auf
    seine eigenen Angelegenheiten konzentriert, dass er einen Moment brauchte, um Miles' Frage zu verstehen. »Ich bin ihm ein oder zwei Mal bei einigen unserer früheren Zwischenstopps begegnet, Mylord. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn kannte. Ich bin nie an Bord der Idris gewesen.«
    »Haben Sie über sein Verschwinden nachgedacht?
    Haben Sie eine Vorstellung, was mit ihm geschehen sein könnte?«
    »Nein… eigentlich nicht.«
    »Kapitän Brun meint, er könnte desertiert sein.«
    Corbeau verzog das Gesicht. »Natürlich denkt Brun so.«
    »Warum Brun?«
    Corbeau setzte zum Sprechen an, dann hielt er inne. Er blickte noch unglücklicher drein. »Es wäre nicht passend für mich, meine Vorgesetzten zu kritisieren, Mylord, oder ihre persönlichen Meinungen zu kommentieren.«
1060
    »Brun hat Vorurteile gegenüber den Komarranern.«
    »Das habe ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher