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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einer dunklen Jacke vor, der in einem Schweber einen Korridor entlangsauste. Er stellte sich die verspäteten Verfolger dieses Quaddie vor, wie sie an einem kurz geschorenen Planetarier in einem hellen Gewand vorbeiflitzten, der in die andere Richtung ging. Das war alles, was es in einem ausreichend hektischen Augenblick brauchte. Aus dem Schweber steigen, die Jacke umdrehen, die Perücke in eine Tasche stopfen, den Apparat bei ein paar anderen geparkten Schwebern zurücklassen und dann davonspazieren … Es wäre natürlich viel schwerer gewesen, es umgekehrt zu machen, wenn ein Quaddie einen Planetarier darstellen sollte.
    Miles starrte auf Firkas hohle, von dunklen Ringen
    umgebene Augen. Dann zog er einen passenden Mopp aus
    blonden Locken aus den Grafikdateien und setzte ihn auf Firkas unschönen Kopf.
    War das eine passende Annäherung an den dunkel äugigen Quaddie mit dem breiten, gewölbten Brustkorb
    und der Nietenkanone? Den er nur einen Sekundenbruchteil gesehen hatte, auf fünfzehn Meter Entfernung und zu einem Zeitpunkt, da Miles' Aufmerksamkeit – das musste er zugeben – auf das Funken sprühende, ratternde, heiße Messinggeschosse ausspuckende Objekt in den Händen des Unbekannten gerichtet war… hatten diese Hände Schwimmhäute gehabt?
    Glücklicherweise konnte er eine zweite Meinung
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    einholen. Er gab den Code von Bel Thornes Wohnung an
    der KomKonsole ein.
    Es war keine Überraschung, dass zu dieser unverschämt
    frühen Stunde das Vid-Bild nicht anging, als Nicols
    verschlafene Stimme sich meldete: »Hallo?«
    »Nicol? Hier Miles Vorkosigan. Tut mir Leid, dass ich
    dich aus deinem Schlafsack hole. Ich muss mit deinem
    Hausgenossen sprechen. Schmeiß ihn raus und lass ihn ans Vid kommen. Bel hat inzwischen mehr Schlaf abbekommen als ich.«
    Das Vid-Bild erschien. Nicol richtete sich auf und zog mit einer unteren Hand ein weiches Spitzengewand enger um sich; dieser Teil des Apartments, das sie mit Bel teilte, befand sich offensichtlich auf der schwerelosen Seite der Station. Es war zu dämmerig, um außer ihrer schwebenden Gestalt mehr erkennen zu können. Sie rieb sich die Augen.
    »Was? Ist Bel nicht bei dir?«
    Obwohl die Gravitationsanlage der Turmfalke gut funktionierte, spürte Miles in seinem Magen ein Gefühl, als befände er sich im freien Fall. »Nein… Bel ist vor mehr als sechs Stunden heimgegangen.«
    Nicol runzelte die Stirn. Der Schlaf wich aus ihrem
    Gesicht, auf dem sich stattdessen Erschrecken abzeichnete.
    »Aber Bel ist gestern Abend nicht nach Hause
    gekommen!«
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    Der Sicherheitsposten Nr. 1 der Station
    Graf, wo sich die meisten der Verwaltungsbüros der
    Sicherheitspolizei befanden (auch das von Chef Venn), lag völlig auf der schwerelosen Seite der Station. Miles und Roic schwebten, gefolgt von einem verstörten Quaddie, der an der Schleuse der Turmfalke Wache gehalten hatte, in den radial ausgerichteten Empfangsbereich des Postens, von dem röhrenförmige Korridore in seltsamen Winkeln wegführten. Hier war es noch nächtlich still, obwohl sicher bald der Schichtwechsel bevorstand.
    Nicol war etwas eher angekommen als Miles und Roic.
    Sie wartete immer noch auf die Ankunft von Chef Venn,
    unter dem besorgten Auge eines uniformierten Quaddies, den Miles als das Gegenstück zu einem Sergeanten vom
    Nachtdienst einschätzte. Die Wachsamkeit des Quaddie—
    Beamten nahm zu. als sie beide eintrafen, und eine untere Hand bewegte sich unauffällig zu einer Taste an seiner Konsole; wie beiläufig und sehr prompt kam ein anderer bewaffneter Quaddie-Polizist aus einem der Korridore herabgeschwebt und gesellte sich zu seinem Kameraden.
    Nicol trug ein einfaches blaues T-Shirt und Shorts; sie hatte sich hastig und ohne künstlerische Note angezogen: ihr Gesicht war blass und sorgenvoll. Miles' leisen Gruß erwiderte sie mit einem kurzen dankbaren Nicken.
    Schließlich traf Chef Venn ein und bedachte Miles mit
    einem kalten, aber resignierten Blick. Er hatte anscheinend geschlafen, wenn auch nicht genug, und hatte sich
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    pessimistisch schon für den Tag angezogen; in seiner
    adretten Aufmachung zeigte sich keine Hoffnung auf eine Rückkehr in den Schlafsack. Er schickte die bewaffneten Wachen weg und lud den Lord Auditor und dessen Begleitung ein, ihm in sein Büro zu folgen. Die Leiterin der dritten Schicht, mit der Miles vor einer Weile gesprochen hatte –man konnte auch beginnen, es letzte Nacht zu nennen –, brachte Kaffeekolben zusammen mit ihrem Bericht zum

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