Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
Schnell-Penta ist die Droge, die das beheben wird.«
Miles beschrieb den ungewöhnlichen Passagier Firka, sein eigenes ungenügendes, aber nagendes Gefühl des Wiedererkennens und seinen Verdacht über den kreativen Einsatz des Schwebers. Venn schaute immer grimmiger drein.
Dass Venn einfach reflexartig Widerstand dagegen leistete, von einem barrayaranischen Dreckschlucker überrannt zu werden, bedeutete noch nicht, dass er nicht zuhörte. Was für ein Bild er sich allerdings durch seine provinziellen kulturellen Filter des Quaddie-Raums von dem Ganzen machte, war viel schwerer zu erraten.
»Aber was ist mit Bel? « , meldete sich Nicol mit gepresster Stimme und unterdrückter Angst.
Offensichtlich war Venn gegen die Bitte einer schönen
Quaddie-Landsmännin weniger immun. Er fing den
fragenden Blick seiner Nachtschichtleiterin auf und nickte zustimmend.
»Na ja, auf einen mehr kommt es auch nicht mehr an.«
Teris Drei zuckte die Achseln. »Ich werde eine Nachricht an alle Polizisten ausgeben, dass sie auch nach Hafenmeister Thorne suchen. Genau wie nach dem Kerl mit den Schwimmhäuten.«
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Miles knabberte besorgt an seiner Unterlippe. Früher
oder später müsste diese lebende Fracht an Bord der Idris den Ba zu sich zurücklocken. »Hafenmeister Thorne hat sich doch gestern Abend noch mit Ihnen in Verbindung gesetzt wegen der Wiederversiegelung der Idris. nicht wahr?«
»Ja«, erwiderten Venn und die Nachtschichtleiterin
zusammen. Venn nickte ihr kurz entschuldigend zu und
fuhr fort: »Konnte dieser betanische Passagier, dem Thorne zu helfen versuchte, sich richtig um seine Tierföten kümmern?«
»Dubauer. Hm. ja. Ihnen geht es einstweilen gut. Aber…
äh… ich glaube, mir wäre lieb, wenn Sie Dubauer
ebenfalls hopp nehmen, wie Firka.«
»Warum das?«
»Er verließ seine Herberge und verschwand gestern
Abend etwa um dieselbe Zeit, als Firka wegging, und ist ebenfalls noch nicht zurückgekehrt. Und Dubauer war der Dritte aus unserem kleinen Triumvirat von Zielen gestern.
Nennen wir es für den Anfang mal Schutzhaft.«
Venn kniff einen Moment lang die Lippen zusammen,
überlegte und beäugte Miles ungnädig. Er hätte schon
weniger intelligent sein müssen, als er wirkte, um nicht den Verdacht zu hegen, dass Miles ihm nicht alles sagte. »Nun gut«, sagte er schließlich und winkte Teris Drei. »Machen wir voran und sammeln wir die ganze Clique ein.«
»Okay.« Sie blickte auf das Chrono an ihrem linken
unteren Handgelenk. »Es ist 07:00 Uhr.« Vermutlich
Schichtwechsel. »Soll ich bleiben?«
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»Nein, nein, ich übernehme. Bringen Sie die neuen
Vermisstenmeldungen in Gang, dann gehen Sie und
gönnen sich etwas Ruhe.« Venn seufzte. »Heute Abend
wird es vielleicht nicht besser sein.«
Die Nachtschichtleiterin zeigte mit den Daumen ihrer
beiden unteren Hände anerkennend nach oben, dann
schlüpfte sie aus dem kleinen Büro hinaus.
»Sollten Sie nicht lieber zu Hause warten?«, schlug
Venn Nicol vor. »Dort wäre es für Sie doch sicherlich
bequemer. Sobald wir Ihren Partner finden, rufen wir Sie an.«
Nicol holte Luft. »Ich würde lieber hier bleiben«, sagte sie entschlossen. »Nur für den Fall… nur für den Fall, dass bald etwas geschieht.«
»Ich werde dir Gesellschaft leisten«, bot Miles an.
»Zumindest eine kleine Weile.« Da sollte Venn doch mal versuchen, Miles' diplomatisches Gewicht beiseite zu
schieben.
Zumindest gelang es Venn, sie aus seinem Büro
hinauszuschieben, indem er sie in einen privaten
Wartebereich führte, von dem er sagte, man sei hier
ungestörter. Ungestörter für Venn jedenfalls…
Miles und Nicol blieben zurück und betrachteten
einander in besorgtem Schweigen. Was Miles am meisten
wissen wollte, war, ob Bel zurzeit noch eine weitere KBS-Sache am Laufen hatte, die vielleicht gestern Abend unerwartet akut geworden war. Aber er war sich nach wie vor sicher, dass Nicol nichts von Bels zweiter Einkommens-und auch Gefahrenquelle wusste. Außerdem
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war dies Wunschdenken. Wenn irgendeine Sache akut
geworden war, dann höchstwahrscheinlich der aktuelle
Schlamassel. Der inzwischen so verwickelt war, dass sich jedes von Miles' Nackenhaaren senkrecht sträubte.
Bel war aus seiner früheren Karriere fast unbeschadet
davongekommen, trotz Admiral Naismiths manchmal
letalem Nimbus. Dass der betanische Hermaphrodit so weit gekommen war, der Wiedergewinnung eines Privatlebens und einer persönlichen Zukunft so nahe gekommen zu sein, und
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