Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
eines dieser wunderbaren alten handgemalten Pflanzenbücher aus dem Zeitalter der Isolation enthielt und ob sie es sich ausborgen dürfte? Sie blieb überrascht stehen. Jemand befand sich in dem Raum: ein kleiner, dicker, dunkelhaariger junger Mann, der an einer KomKonsole kauerte, die ganz unpassend inmitten all der fabelhaften antiquarischen Schätze stand. Der Apparat präsentierte eine Auswahl farbiger Graphen irgendwelcher Art. Als er ihre Schritte auf dem Parkett hörte, blickte der Mann auf. Ekaterin riss die Augen auf. Bei meiner Größe, hatte Lord Vorkosigan geklagt, ist der Effekt verdammt überraschend. Doch die weiche Beleibtheit überraschte nicht auch nur annähernd so sehr wie die Ähnlichkeit mit seinem – wie nannte man es bei einem Klon? – Genspender, die halb begraben war unter der… warum dachte sie sofort an eine Barriere aus Fleisch? Seine Augen waren von dem gleichen tiefen Grau wie die von Miles –von Lord Vorkosigan, aber ihr Ausdruck war verschlossen und vorsichtig. Er trug schwarze Hosen und ein schwarzes Hemd; sein Bauch wölbte sich aus einer offenen Weste in ländlichem Stil, die nur darin ein Zugeständnis an das Frühlingswetter draußen machte, dass sie von einem Grün war, das wiederum so dunkel ausfiel, um fast schwarz zu wirken.
»Oh. Sie müssen Lord Mark sein, entschuldigen Sie«, sagte Ekaterin.
Er lehnte sich zurück und berührte seine Lippen mit dem Finger in einer Geste, die sehr an Lord Vorkosigan erinnerte, doch dann fuhr er sich an seinem Doppelkinn entlang und zwickte es zwischen Daumen und Finger in - 183 -
einer betonten Art, die deutlich ganz seine eigene war. »Ich meinerseits bin durchaus erfreut.«
Ekaterin errötete verwirrt. »Ich wollte nicht – ich wollte Sie nicht stören.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich kenne leider Ihren werten Namen nicht, Mylady.« Das Timbre seiner Stimme glich sehr dem seines Bruders, vielleicht war es noch ein wenig tiefer; sein Akzent war eine seltsame Mischung, weder völlig barrayaranisch noch völlig galaktisch.
»Keineswegs Mylady, lediglich Madame. Ekaterin Vorsoisson. Verzeihen Sie, ich bin, hm, die Beraterin Ihres Bruders für Landschaftsgärtnerei. Ich bin bloß hereingekommen, um zu hören, was mit dem Ahorn geschehen soll, den wir fällen. Kompost, Feuerholz …« Sie wies auf die kalte Feuerstelle aus weißem Marmor. »Oder ob ich die Späne einfach an den Gartenservice verkaufen soll.«
»Ein Ahorn, aha. Das heißt, es handelt sich um botanisches Material, das von der Erde abstammt, nicht wahr?«
»Ja, natürlich.«
»Ich nehme alle klein gehackten Stücke, die er nicht haben will.«
»Wohin… sollte man sie bringen?«
»In die Garage, denk ich mal. Das wäre praktisch.«
Sie stellte sich den Haufen mitten in Pyms makelloser Garage vor. »Es handelt sich um einen ziemlich großen Baum.«
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»Das ist gut.«
»Befassen Sie sich mit Gärtnerei… Lord Mark?«
»Überhaupt nicht.«
Die ausgesprochen zusammenhanglose Konversation wurde von Stiefelschritten unterbrochen. Gefolgsmann Pym lugte um den Türrahmen: »Mylord wird in ein paar Minuten unten sein. Madame Vorsoisson. Er sagt. Sie sollen bitte nicht weggehen«, verkündete er. »Letzte Nacht hatte er einen seiner Anfälle«, fügte er in einem vertraulicheren Ton hinzu, »deshalb ist er heute Morgen ein wenig langsam.«
»Ach, du meine Güte. Und er bekommt davon solches
Kopfweh, Ich sollte ihn nicht behelligen, bis er seine Schmerzmittel genommen und schwarzen Kaffee getrunken hat.« Sie wandte sich zur Tür.
»Nein, nein! Setzen Sie sich bitte, Madame, setzen Sie sich! Mylord wäre sehr ungehalten über mich, wenn ich seine Befehle vermasselte.« Besorgt lächelnd winkte er sie zu einem Sessel; zögernd setzte sie sich nieder. »So ist's gut. Gehen Sie nicht weg!« Er beobachtete sie einen Augenblick lang. als wollte er sichergehen, dass sie nicht plötzlich davonstürzte, dann eilte er wieder fort. Lord Mark blickte hinter ihm her.
Sie hatte Lord Vorkosigan bisher nicht für einen
Vertreter der Alten Vor gehalten, der seinen Dienern die Stiefel an den Kopf warf, wenn er ungehalten war, aber Pym wirkte nervös, nun ja, wer weiß? Sie schaute sich erneut um und sah Lord Mark, der in seinem Sessel zurückgelehnt die Fingerspitzen zusammenlegte und sie - 185 -
neugierig betrachtete.
»Anfälle…?«, fragte er einladend.
Sie erwiderte seinen Blick und war sich überhaupt nicht sicher, wonach er fragte. »Sie hinterlassen bei ihm
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