Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
sie hatte stets zu ihm gehalten! »Aber du musst das wählen, was für Kareen gut ist, nicht für Barrayar…«Er holte tief Luft, für ein ehrliches Wort. »Nicht einmal für Beta.« Nicht einmal für mich?
»Seit ich zurückgekommen bin, ist mir, als könnte ich
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mich nicht einmal selbst finden, um mich danach zu
fragen.«
Für sie war dies eine Metapher, rief er sich in
Erinnerung. Allerdings war er vielleicht auch eine
Metapher, in seinem Kopf mit der Schwarzen Gang. Eine
Metapher, die zu einer Metastase geworden ist. Das konnte mit Metaphern geschehen, wenn genügend Druck da war.
»Ich möchte nach Kolonie Beta zurückkehren«, sagte sie mit leiser, leidenschaftlicher Stimme und starrte blicklos in die atemberaubende Leere der Schlucht unter ihnen. »Ich möchte dort bleiben, bis ich eine wirkliche Erwachsene bin und ich selbst sein kann, wo auch immer ich mich befinde.
Wie Gräfin Vorkosigan.«
Mark zog die Augenbrauen hoch bei dem Gedanken,
Cordelia könne als Rollenvorbild für die sanfte Kareen dienen. Doch man musste es seiner Mutter zubilligen: Sie ließ sich von niemandem aus welchem Grund auch immer etwas gefallen. Allerdings wäre es vorzuziehen, wenn man etwas von dieser Eigenschaft abbekommen könnte, ohne dass man zuerst barfuß durch Krieg und Feuer gehen müsste, um sie zu erwerben.
Kareen leiden zu sehen war, als würde die Sonne sich
verdunkeln. Besorgt fasste er sie erneut um die Taille.
Glücklicherweise deutete sie es als Beistand, so wie er es beabsichtigt hatte, und nicht wieder als Unschicklichkeit.
Sie erwiderte seine Geste, indem sie sich an ihn lehnte.
Die Schwarze Gang hatte ihren Platz als Schocktruppe
für Notfälle, aber sie stellten erbärmliche Kommandeure dar. Grunz würde einfach noch etwas länger warten - 267 -
müssen. Er konnte verdammt gut ein Rendezvous mit
Marks rechter Hand oder so etwas ausmachen. Diese Sache hier aber war zu wichtig, als dass er sie vermasseln dürfte, o ja.
Aber was, wenn sie schließlich sie selbst wurde auf eine Weise, die keinen Platz mehr für ihn ließ…?
Hier gab es nichts zu essen. Also sollte man schnell das Thema wechseln. »Tsipis scheint Madame Vorsoisson zu mögen.«
Ihr Gesicht erhellte sich sofort dankbar auf diese
Äußerung hin. Deshalb muss ich Druck auf sie ausgeübt haben. Jaul winselte von tief drinnen; Mark brachte ihn zum Verstummen.
»Ekaterin? Ich mag sie auch.«
Also war sie jetzt schon Ekaterin: schon per Du, sozusagen. Er würde die beiden noch öfter auf die Damentoilette schicken müssen. »Weißt du, ob sie Miles mag?«
Kareen zuckte die Achseln. »Sie scheint ihn zu mögen.
Sie arbeitet wirklich hart an seinem Garten.«
»Ich meine, ist sie überhaupt in ihn verliebt? Ich habe sie ihn noch nie beim Vornamen rufen hören. Wie kann man in jemand verliebt sein, mit dem man nicht per Du ist?«
»Ach, das ist eine Vor-Geschichte.«
»Huch.« Mark nahm diese beruhigende Äußerung
unsicher auf. »Es stimmt, Miles gibt sich jetzt sehr als Vor.
Ich glaube, diese Geschichte mit dem Job als Kaiserlicher Auditor ist ihm zu Kopf gestiegen. Aber könntest du nicht vielleicht dich ein wenig an sie hängen und versuchen, - 268 -
einige Hinweise herauszubekommen?«
»Sie ausspionieren?« Kareen runzelte missbilligend die Stirn. »Hat Miles dich wegen dieser Sache auf mich angesetzt?«
»Eigentlich nicht. Es war Tsipis. Er macht sich ein
wenig Sorgen um Miles. Und – ich auch.«
»Ich wäre gern mit ihr befreundet.«
Natürlich.
»Sie scheint nicht sehr viele Freunde zu haben. Sie
musste oft umziehen. Und ich glaube, das. was mit ihrem Mann auf Komarr passiert ist, war grässlicher, als sie zugibt. Diese Frau ist so voller Schweigen, dass es überläuft.«
»Aber passt sie zu Miles? Ist sie gut für ihn?«
Kareen blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
»Macht sich denn jemand die Mühe zu fragen, ob Miles
gut ist für sie?«
»Ähem … ähem … warum denn nicht? Der Erbe eines
Grafen. Wohlhabend. Ein Kaiserlicher Auditor, um
Himmels willen. Was könnte eine Vor sich noch mehr
wünschen?«
»Ich weiß es nicht, Mark. Wahrscheinlich hängt das von der Vor ab. Ich weiß, ich würde dich und jeden aus deiner Schwarzen Gang – und wäre er auch noch so ungebärdig –auf hundert Jahre nehmen, bevor ich mich eine Woche lang mit Miles einsperren ließe. Er… übernimmt einen. «
»Nur, wenn man ihn lässt.« Aber ihm wurde innerlich
warm bei dem Gedanken, dass sie wirklich
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